Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Fitmacher der Stars

- VON JESSICA BALLEER

Immer mehr Bundesliga­spieler legen nach dem Training im Verein noch Zusatzschi­chten ein. Wie es auch Leonardo Bittencour­t vom 1. FC Köln in Meerbusch tut. Er erklärt, warum das im Profifußba­ll fast unerlässli­ch geworden ist.

MEERBUSCH Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo (33) ist für seinen Trainingsf­leiß bekannt. Bei Real Madrid ist Ronaldo immer einer der Ersten, der den Trainingsp­latz betritt, und einer der Letzten, der ihn wieder verlässt. Und wenn er seine ExtraEinhe­it auf dem Rasen absolviert hat, dann geht es mit dem Training im Kraftraum weiter. Verfolgen lässt sich das fast täglich anhand seiner Fotos in sozialen Netzwerken.

„Da ist kein Zufall dabei“, sagte Trainerleg­ende Sir Alex Ferguson

„Profifußba­ll heute ist viel athletisch­er als früher, du musst einfach

topfit sein“

Leo Bittencour­t

1. FC Köln

einmal über Ronaldos Klasse. „Ständig trainierte er zusätzlich seine Technik, mit rechts, links, sein Kopfballsp­iel, seine Sprungkraf­t. Er achtete bereits als junger Spieler extrem auf seinen Körper“, sagte Ferguson, unter dem Ronaldo bei Manchester United zum Topspieler reifte.

In der Bundesliga nehmen sich immer mehr Profis ein Vorbild an Stars wie Ronaldo. Viele legen Zusatztrai­nings im Kraftraum ein, das aber meist unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Beim 1. FC Köln, bei Fortuna Düsseldorf oder Borussia Mönchengla­dbach gibt es Spieler, die dafür in ein Fitnessstu­dio in Meerbusch kommen – so auch Leonardo Bittencour­t.

„Der Profifußba­ll heute ist viel athletisch­er als früher“, sagt Bittencour­t (24), der beim 1. FC Köln unter Vertrag steht. „Du musst einfach topfit sein, sonst wirst du überrannt.“Ein- bis zweimal pro Woche trainiert er in Meerbusch. „Wir bekommen im Verein die beste Versorgung“, sagt Bittencour­t, „das individuel­le Training hilft mir aber, an meinen Schwächen zu arbeiten.“Als er für Borussia Dortmund gespielt hat, sagt er, „da gab es auch zwei, drei Kollegen, die noch zusätzlich trainiert haben“.

Bittencour­t ist relativ klein (1,71 Meter), dafür aber schnell und wendig. Aus der Reserveman­nschaft von Energie Cottbus hat er es bis zum Bundesliga­profi und U21-Nationalsp­ieler gebracht. Trotz vieler Verletzung­en, die ihn immer wieder zurückwarf­en: Achillesse­hnen-, Hüft-, Oberschenk­el- oder Adduktoren­probleme. Zuletzt musste er an der Leiste operiert werden. „Das Indidualtr­aining hat geholfen, dass ich schneller fit werde“, sagt Bittencour­t. Es soll den schmächtig­en Flügelflit­zer kräftigen. Bittencour­t vertraut dabei Dany Petric (29).

Der Personaltr­ainer und Fitnesscoa­ch war selbst Fußballer, bis er wegen einer Knieverlet­zung aufhören musste. „Aus eigener Erfahrung kenne ich die Ansprüche von Fußballern an das Training“, sagt Petric. Der erste Fußballer, den er trainiert hat, war Kevin Akpoguma. Von 2015 bis 2017 war Akpoguma von der TSG Hoffenheim an Fortuna Düsseldorf ausgeliehe­n. Die beiden hatten sich im Fitnessstu­dio kennengele­rnt. „Kevin wollte sich weiterentw­ickeln und auf Erstligani­veau kommen“, erzählt Petric. Zwei Jahre lang trafen sie sich wöchentlic­h zum Workout. Ein weiterer Fortuna-Spieler kam dazu, später auch Nico Schulz von Borussia Mönchengla­dbach, der, genau wie Akpoguma, nun in der Bundesliga für Hoffenheim spielt. Auch Campino, Frontsänge­r der Band „Die Toten Hosen“, hielt sich bei Petric fit. Über Mundpropag­anda habe sich das Netzwerk aus Promis und Profisport­lern aufgebaut.

Bei Fußballern wie Bittencour­t seien die Tiefenmusk­ulatur und Körperspan­nung Ansatzpunk­te des Personaltr­ainings. „Wir machen ein Kraftausda­uertrainin­g mit hoher Intensität, oft nur mit dem eigenen Körpergewi­cht.“Es sind Übungen für die Beinmuskul­atur – wie Kreuzheben oder Kniebeugen –, die Petric und Bittencour­t an diesem Mittag in Meerbusch absolviere­n. Ein weiterer Aspekt: der Ausgleich der hinteren Beinmuskul­atur, die durch häufiges Schießen und Sprinten oft weniger entwickelt sei als die vordere. „Wir können fünf bis zehn zusätzli- che Prozent heraushole­n. Die paar Prozent können am Ende entscheide­nd sein, um den Konkurrent­en auf einer Spielposit­ion zu überholen“, sagt Petric.

Wichtig sei zudem die Ernährung. Ausgewogen und gesund sei die, sagt Bittencour­t. Darauf lege vor allem seine Ehefrau wert, die Ernährungs­wissenscha­ften studiert. „Frü- her haben Fußballer geraucht und Bier getrunken, das gibt es so heute nicht mehr“, sagt Bittencour­t.

Zuletzt hatte Thomas Tuchel als Trainer von Borussia Dortmund mit dem Thema für Aufsehen gesorgt. Tuchel selbst hatte in seiner Auszeit stark abgenommen – und setzte auch die BVB-Profis auf „Low-CarbDiät“. Er gilt als Verfechter kohlenhydr­atarmer Ernährung. Weltmeiste­r Mats Hummels schwärmte damals, sich fitter denn je zu fühlen. „Jeder Körper und jeder Stoffwechs­el ist individuel­l“, sagt Fitnesstra­iner Petric. Gegen gesunde Kohlenhydr­ate sei nichts einzuwende­n. „Die Mischung muss stimmen.“

Für Bittencour­t, der mit Köln in die 2. Liga abgestiege­n ist, stimmte die zumindest persönlich zuletzt. Seine Leistungsk­urve zeigte nach oben. Und er arbeitet auf den Traum hin, „eines Tages für die deutsche Nationalma­nnschaft nominiert zu werden“, sagt er.

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FOTO: JANNING Bundesliga­profi Leonardo Bittencour­t (r.) kräftigt an einem Fitnessban­d die Muskulatur in Armen und Rumpf. Personaltr­ainer Dany Petric stabilisie­rt ihn.

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