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Als Teenager sollen Sie mit Ihren Kumpels allerlei ausgeheckt haben. SHEERAN Es kam schon mal vor, dass wir vor der Polizei flüchten mussten . . . (lacht) Manchmal haben wir halt Bier getrunken und irgendwelc­he Dummheiten gemacht. War das Ihre Art der Rebellion, weil Sie zu Hause nicht einmal einen Fernseher hatten? SHEERAN Ganz so war das nicht. Wir besaßen einen Fernseher, bloß war er an keine Antenne angeschlos­sen. Wir nutzen ihn lediglich, um Videos zu schauen. Haben Sie das reguläre Fernsehpro­gramm nicht trotzdem vermisst? SHEERAN Offen gestanden wusste ich gar nichts von seiner Existenz. Meine Welt war die Plattensam­mlung meiner Eltern. Ich habe Van Morrison, Elton John oder Stevie Wonder gehört – so habe ich die Musik für mich entdeckt. Eine wichtige Rolle soll Eminem damals für Sie gespielt haben. SHEERAN Stimmt. Als Junge habe ich gestottert. Bis ich Eminems Songtexte auswendig lernte und sehr schnell rappte. Das war wie eine Therapie für mich. Es hat mir geholfen, das Stottern zu überwinden. Sind Sie seither mit sich im Reinen? SHEERAN Wer ist schon hundertpro­zentig mit sich zufrieden? Es kommt durchaus vor, dass ich mich mit anderen Männern vergleiche und dabei nicht so gut abschneide. Haben Sie deswegen das Lied „Shape of you“geschriebe­n? SHEERAN In dem Stück spreche ich aus der Perspektiv­e eines Mannes. Für mich ist jeder Frauenkörp­er schön. Sprich: Frauen müssten sich im Grunde gar nicht so viele Gedanken um ihren Körper machen. Gilt das nicht genauso für Männer? SHEERAN Absolut. Das Problem ist: Heutzutage sehen wir in den sozialen Medien jede Menge Selfies von Celebritys, die optisch perfekt zu sein scheinen. Alle Fotos zeugen davon, wie zufrieden diese Leute mit ihrem Äußeren sind. Das ist meiner Ansicht nach ein ungesunder Trend. Wie gehen Sie damit um, wenn jemand Ihre Songs nicht mag? SHEERAN Das wirft mich nicht aus der Bahn. Schließlic­h gibt es genügend Menschen, denen meine Lieder wirklich gefallen – sonst würde ich ja nicht das Londoner WembleySta­dion füllen. Unruhig wäre ich erst, wenn keiner mehr meine Platten kaufen oder in meine Konzerte kommen würde. Dann müsste ich mich fragen: Habe ich mich womög-

Bob Dylan zum Beispiel. Ich bewundere ihn unendlich und werde ihn hoffentlic­h eines Tages kennenlern­en. Dylan soll eine einschücht­ernde Persönlich­keit sein. SHEERAN Ich gebe nicht so viel auf den Ruf, der manchem vorauseilt. Vor meiner Begegnung mit Van Morrison haben mir alle Horrorgesc­hichten über ihn erzählt – zu unrecht! Er war total nett zu mir. Sie gelten ebenfalls als nett und bodenständ­ig. Waren Sie nie versucht, über die Stränge zu schlagen und sich einen teuren Sportwagen zuzulegen? SHEERAN Ich habe mir einen Aston Martin gekauft, den mittlerwei­le aber die Frau meines Managers fährt. Zu mir hat der Wagen nie hundertpro­zentig gepasst. Ich bin jetzt mit meinem Mini viel glückliche­r. DAGMAR LEISCHOW FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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