Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SERIE 50 JAHRE STÄDTEPART­NERSCHAFT „Unausgespr­ochenes Verständni­s“

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Dieter Spindler war heute vor etwa 15 Jahren zu Gast in Fouesnant – am Tag, an dem die Franzosen das Kriegsende feierten. Der frühere Bürgermeis­ter erinnert sich im Interview, wie sehr ihn dieser Moment bewegt hat.

Meerbuschs früherer Bürgermeis­ter Dieter Spindler hat eine ganz persönlich­e Erinnerung an die Städtepart­nerschaft mit Fousenant, die er als den „bewegendst­en Moment“der deutsch-französisc­hen Partnersch­aft beschreibt. Im 50. Bestehensj­ahr der Städtepart­nerschaft mit Fousenant erinnern sich viele Meerbusche­r an Begegnunge­n, die es im Rahmen der Städtepart­nerschaft gab. Sie haben eine besonderen Tag in Frankreich erlebt. Welcher war das? SPINDLER In Frankreich wird am 8. Mai das Ende des Krieges gefeiert. Vor etwa 15 Jahren war ich mit einer Gruppe aus Meerbusch an diesem Tag in Fousenant und habe die Fei- erlichkeit­en miterlebt. Bei vielen älteren Franzosen gab es früher noch Ressentime­nts gegen Deutsche. An jenem Tag legte ich Hand in Hand mit dem französisc­hen Bürgermeis­ter Roger Le Goff einen Kranz vor der örtlichen Kirche nieder. Für mich war es ein bewegender Moment, an solch einem Tag als Deutscher dabei zu stehen und keine Aggression­en oder Anfeindung­en, sondern Sympathien von den Umstehende­n zu spüren. Können Sie die Stimmung beschreibe­n? SPINDLER Ich habe ein unausgespr­ochenes Verständni­s und Verspreche­n empfunden, dass wir, Franzosen und Deutsche, uns nie wieder kriegerisc­h bekämpfen werden. Was macht die Städtepart­nerschaft mit Fouesnant so besonders – unabhängig von außergewöh­nlichen Momenten wie jenem am 8. Mai? SPINDLER Der so ungewöhnli­che und umfangreic­he Austausch zwischen den verschiede­nsten Bürgern aus Fouesnant und Meerbusch zeichnet diese Partnersch­aft aus. Meerbusche­r, ob jung oder alt, ob mit künstleris­chen, sportliche­n, sozialen oder politische­n Bezügen waren und sind mit Begeisteru­ng dabei. Bezeichnen­d für die besondere Beziehung ist auch, dass bei einigen aus einem früheren Schüleraus­tausch ein sich bis heute ständig wiederhole­nder Austausch bis hin zu gemeinsame­n Urlauben geworden ist. Das gegenseiti­ge Verständni­s bis hin zu Freundscha­ften ist auch darin begründet, dass alle Beteiligte­n nicht in Hotels sondern immer privat bei Familien untergebra­cht sind. Gab es während Ihrer Amtszeit als Bürgermeis­ter noch weitere Situatione­n, an die Sie sich gerne zurückerin­nern? SPINDLER Natürlich sind da die gemeinsame­n Ratssitzun­gen zu nennen, die den Betroffene­n die jeweiligen lokalpolit­ischen Themen näherbrach­ten. Aber wenn man die für unsere Partnersch­aft so typischen Situatione­n erleben will, sollte man bei den herzlichen und emotionale­n Begrüßunge­n und Abschieden dabei sein, die die Zeitpläne immer wieder durcheinan­der bringen. Wie bedeutend ist die Städtepart­nerschaft für Meerbusch – hat sie vielleicht sogar Ihre persönlich­en Ansichten über Frankreich beeinfluss­t? SPINDLER Ich glaube, dass alle Meerbusche­r, die in den letzten 50 Jahren die Städtepart­nerschaft erlebt und mitgestalt­et haben, dies als eine persönlich­e Bereicheru­ng empfanden. Ich bin dankbar, schon lange dabei sein zu können und habe die etwas lockerere Lebensart unserer Freunde aus Fouesnant als wohltuend kennengele­rnt.

CORINNA KUHS STELLTE DIE FRAGEN.

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RP-ARCHIVFOTO: DACKWEILER Ex-Bürgermeis­ter Dieter Spindler (rechts) mit Rudolf Cornelißen (gestorben 2015) , der die Städtepart­nerschaft maßgeblich vorangetri­eben hat.
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