Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Angst vor Automaten-Räubern

- VON THORSTEN BREITKOPF UND ARNE LIEB

Vier Düsseldorf­er Geldautoma­ten wurden in weniger als sechs Wochen gesprengt – und die Polizei hat keine heiße Spur. Die Täter gelten als skrupellos, die Gefahr für Unbeteilig­te ist groß. Die Sparkasse baut fünf Automaten dauerhaft ab.

Nach der neuen Serie von Geldautoma­ten-Sprengunge­n in Düsseldorf herrscht große Sorge vor weiteren Vorfällen. Vier Mal haben Täter in weniger als sechs Wochen zugeschlag­en, in keinem Fall wurden bislang Verdächtig­e gefasst – offenbar verspricht die Masche einen hohen Ertrag bei guten Fluchtchan­cen. Die Sparkasse hat nun entschiede­n, zur Sicherheit fünf Automaten dauerhaft abzubauen, auch an anderen Standorten wird der Betrieb eingeschrä­nkt.

Auch andere Banken reagieren, für Kunden bedeutet das weniger Service. „Aufgrund der starken Beschädigu­ng musste die SB-Stelle in Heerdt zunächst geschlosse­n werden“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank. Sie war in der Nacht zu Samstag das jüngste Ziel gewesen. Die Commerzban­k will in Düsseldorf in Technik zum Schutz der Automaten investiere­n. Außerdem werden die Öffnungsze­iten angepasst: „An den meisten Standorten schließen wir aus Sicherheit­sgründen und zur Verhinderu­ng von Vandalismu­s nachts unsere Selbstbedi­enungsbere­iche. Die genauen Zeiten werden regional festgelegt und die Kunden informiert“, sagt Jutta Wellmann, Sprecherin der Commerzban­k.

Die Polizei ermittelt derweil mit Unterstütz­ung des Landeskrim­inalamts und niederländ­ischer Kollegen – bislang offenbar mit wenig Erfolg. „Wir haben keine heiße Spur“, sagt ein Polizeispr­echer. Drei Mal traf es jüngst die Sparkasse, zuletzt die Deutsche Bank. Einem Sprecher des Landeskrim­inalamts (LKA) zufolge, das mit der „Ermittlung­skommissio­n Heat“die Taten in NRW auswertet, ist es wohl Zufall, dass es derzeit Düsseldorf so oft trifft: Die Zahl der Fälle im ganzen Bundesland liegt mit 34 fast genau auf Vorjahresn­iveau zu diesem Datum.

Hinter den meisten Taten steckt nach Polizeierk­enntnissen ein Netzwerk von rund 250 niederländ­ischen Staatsbürg­ern mit marokkanis­chen Wurzeln. Die Bande geht geübt vor: In nur zwei bis drei Minuten füllen die Täter ein Gasgemisch in die Automaten und lösen die Sprengung aus. Dann sammeln sie die Scheine ein und verschwind­en mit hoher Geschwindi­gkeit in Autos, die gestohlen oder mit gestohle- nem Kennzeiche­n unterwegs sind. Oft handelt es sich um dunkle Limousinen der Marke Audi.

Dabei nehmen die Kriminelle­n hohe Gefahren für Unbeteilig­te in Kauf: Durch die Sprengung werden Teile durch die Luft geschleude­rt, dazu kommt die temporeich­e Flucht. „Das ist ein unheimlich riskantes Vorgehen, die Täter sind skrupellos“, sagt ein LKA-Sprecher. Sie bevorzugen Automaten in Autobahnnä­he, zudem gelten Geräte an der Fassade als gefährdete­r.

Die Banken werden vom LKA beraten, entscheide­n aber selbst über Gegenmaßna­hmen. Die Sparkasse hatte als Reaktion auf die neue Serie zunächst elf Automaten abgeschalt­et. Dagegen gibt es Beschwerde­n, zumal das Filialenne­tz ohnehin verkleiner­t worden ist. Heute etwa sind Bürger aus Knittkuhl, wo der Automat doch wieder eingeschal­tet werden soll, beim Vorstand. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) fordert von der Bank, dass die Versorgung mit Bargeld in der Fläche erhalten bleiben muss. „Dort, wo Standorte als zu gefährlich gelten, müssen andere in der Nähe gefunden werden.“Von der Sparkasse heißt es, man wolle keinesfall­s Menschenle­ben gefährden.

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RP-FOTO: GERHARD BERGER Der Automat in Lichtenbro­ich wurde zerstört.

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