Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Eine schallende Ohrfeige für Europa
Mit der Ankündigung, das Atomabkommen mit Iran zu kippen, hat Donald Trump einst seinen Wahlkampf bestritten. So gesehen ist er sich treu geblieben. Auch nach 15 Monaten im Oval Office arbeitet er die Liste seiner Versprechen mit derselben sturen Entschlossenheit ab, mit der er sich vom Pariser Klimavertrag verabschiedete oder Zollhürden aufstellte. Nur dass der neueste Alleingang noch folgenschwerer sein dürfte als die vorangegangenen. Wer auf Lerneffekte angesichts der Realität des Regierens gehofft hatte, sieht sich endgültig eines Besseren belehrt.
Der Ausstieg aus dem Deal zeigt ein Amerika, das den Rat seiner westlichen Verbündeten arrogant ignoriert. Er ist eine schallende Ohrfeige für die Europäer, die die Abmachung durch Nachbesserungen zu retten versuchten. Und zugleich ein demonstrativer Affront gegen den Brückenbauer Barack Obama. Nicht nur, dass Trumps Vorgänger um den Wert der transatlantischen Allianz wusste. Ihn motivierte die Überzeugung, dass es gelingen kann, einen schwierigen Akteur wie Iran aus der Kälte zu holen. Das Prinzip des Wandels durch Annäherung, dem Obama im Umgang mit Teheran folgte – in den Augen Trumps ist es nichts als naive Gutgläubigkeit. Nur: Was der Brechstangenpolitiker nicht im Repertoire hat, sind vernünftige Alternativen. BERICHT USA KÜNDIGEN ATOMDEAL MIT IRAN AUF, TITELSEITE
Die jüngste Kriminalstatistik darf uns für einen Augenblick auch mal ein gutes Gefühl geben: 23 Prozent weniger Wohnungseinbrüche, zehn Prozent weniger Straftaten, zwei Drittel weniger Angriffe auf Flüchtlingsheime. Wenn Staat und Gesellschaft daraus den Schluss ziehen, dass Probleme nicht nur beklagt, sondern auch gelöst werden können, wenn nur alle richtig reagieren, dann hat die Statistik auch einen positiven Effekt.
Doch die Zahl 34.725 gibt es nur in der Statistik. In so viele Wohnungen ist 2017 weniger eingebrochen worden als 2016. Es gibt keine 34.725 Familien, die bestätigen könnten, dass sie sich sicherer fühlen. Es gibt nur 116.540 Familien, die gewaltsames Eindringen in ihre intimste Privatsphäre beklagen müssen. Insofern mahnt jede Kriminalstatistik, bloß nicht nachzulassen. Und sie hilft, Entwicklungen richtig einzustufen. Ja, die islamistische Kriminalität steigt. Und: Ja, die rechtsextremistische Kriminalität sinkt. Doch die islamistische stieg auf rund 1100 Fälle, die von Rechtsextremen sank auf 20.520. So viel zum Gefühl. BERICHT IN KÖLN MEHR GEWALT . . ., TITELSEITE
AGefühl und Sicherheit
Mann auf Abruf
udi stoppt die Auslieferung von Fahrzeugen, weil sie wohl illegale Abschalteinrichtungen enthalten. Das heißt auch: Knapp drei Jahre nach Bekanntwerden des Abgasskandals im Volkswagen-Konzern ist weiterhin unklar, wie viele Modelle bei der Tochter manipuliert wurden. Immer wieder ist es die Premiummarke, die im Fokus steht. Längst gilt Audi als Keimzelle vieler Manipulationen.
Als Konsequenz wurde der Vorstand umgebaut. Das Gremium besteht aus sieben Personen, fünf von ihnen sind maximal ein Jahr im Amt, einer knapp fünf – und einer elf: Rupert Stadler. Der Audi-Chef hat all die Turbulenzen bislang unbeschadet überstanden, auch weil sich die Großaktionäre, die Familien Porsche und Piëch, schützend vor ihn gestellt haben. Die Frage ist, wie lange diese Nibelungentreue noch angebracht ist? Gegen Stadler wird zwar nicht ermittelt, er macht als Aufklärer aber eine schlechte Figur. Wenn VW-Chef Herbert Diess den Konzern tatsächlich „anständig“machen will, muss er als künftiger Audi-Chefaufseher die Probleme schnell in den Griff bekommen. Zur Not auch ohne Stadler. BERICHT