Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
ANALYSE Heute
Abend wird in Münster der 101. Katholikentag eröffnet. Das Laientreffen mit rund 50.000 Teilnehmern wird politischer und auch kirchenpolitischer sein als früher.
che“, obligate Randgäste, die ihr Programm – unter anderem mit einem Auftritt Eugen Drewermanns – „Kirchentag plus“nennen.
Natürlich gibt es wieder fulminante Kritik am Treffen der Laien mit diesmal 50.000 Dauergästen. Der Kölner Autor und Politikberater Drewermanns nennt den Katholikentag eine „brutale Geldverschwendung“, weil die, die dort hingingen, entweder in der Kirche ohnehin engagiert oder bei der Kirche angestellt seien und ihre Arbeitszeit in Münster zubringen würden. Das ist natürlich Blödsinn, weil die Treffen immer kritische Glaubenfeste waren für alle, die selbstbewusst ihrer Kirche angehören. Das ist viel in einer Zeit, in der der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung hierzulande bei nicht einmal 29 Prozent liegt. Selbst in „schwarzen Hochburgen“wie Münster sind die Katholiken nicht mehr in der Mehrheit; 47,7 Prozent beträgt der Anteil in der Stadt. Noch katastrophaler ist es um den Priesternachwuchs bestellt: In den 27 Bistümern werden in diesem Jahr nur 60 Männer zu Priestern geweiht. Eine Kirche ohne Seelsorger ist längst nicht mehr nur ein Szenario. „Der Unglaube ist heute attraktiver als der Glaube“, hat der Theologe Robert Spaemann jüngst in seinem Buch „Beten bei Nebel“konstatiert. Und jetzt treffen in Münster wieder Laien und Amtskirche aufeinander, zwei „Lager“, was selbstverständlich kaum jemand so nennt, was atmosphärisch aber doch spürbar bleibt. Nicht jeder formuliert das so scharf wie Papst Franziskus wenige Monate nach seiner Wahl: „Wenn ich einen Klerikalen vor mir habe, werde ich im Nu zum Antiklerikalen.“
Katholikentage diskutieren immer auch über Vertrauensverluste. Wobei ihr buntes, frohes Treiben noch das Gegenteil dokumentiert. Ihr Wert erscheint in Zeiten des Abbaus größer denn je – für Kirche und Gesellschaft. Inzwischen wurde auch der „Weiße Fleck“im Programm gefüllt, ein Podium, das sich einer aktuellen Debatte widmen soll und das erst kurz vor Beginn geplant wird. Thema diesmal: Antisemitismus und Islamfeindlichkeit.