Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sparkasse will Automaten besser schützen

- VON THORSTEN BREITKOPF

Nach mehreren Anschlägen auf Geldautoma­ten zieht die Sparkasse Konsequenz­en. Manche werden nachgerüst­et, fünf aber werden dichtgemac­ht, aus Sicherheit­sgründen. Eine Aufrüstung der Automaten birgt große Risiken.

Vier mal binnen weniger Wochen wurden in Düsseldorf Geldautoma­ten gesprengt, zwei weitere Anschläge gab es im nahen Neuss. Betroffen waren Stadtspark­asse Düsseldorf und Deutsche Bank. Vor allem die Sparkasse zog Konsequenz­en. Oberbürger­meister Thomas Geisel als Verwaltung­sratschef schaltete sich ein, was nicht gerade zu großer Freude bei den Bankern geführt haben dürfte. Ein Überblick über Fakten und weiteres Vorgehen. Wie gehen die Täter vor? Die Vorgehensw­eise bei den drei Anschlägen auf Sparkassen-Automaten und jenen bei der Deutschen Bank in Heerdt am Samstag sind sehr ähnlich. Die Diebe leiten über eine an jedem Geldautoma­ten zu findende offene Stelle Gas ein. Dieses wird zur Explosion gebracht. So erhalten die Täter Zugang zu den Geldkasset­ten. Diese werden geöffnet, das Geld entwendet und die Kassetten am Ort zurückgela­ssen. „Das machen die Täter, da die Kassetten über GPS geortet werden können“, sagte Sparkassen-Privatkund­envorstand Michael Meyer gestern im Interview mit unserer Redaktion. Diese Aktion dauert nach den Erfahrunge­n der Polizei nur drei bis vier Minuten. Dann flüchten die meist drei Personen mit einem stark motorisier­ten Fahrzeug, laut Polizei meist ein Audi. Mit hoher Geschwindi­gkeit fahren sie auf die Autobahn und von dort mit sehr hoher Geschwindi­gkeit in Richtung holländisc­he Grenze. Welche Standorte sind besonders gefährdet? Bei der Welle von Explo- sionsansch­lägen auf Geldautoma­ten im Jahr 2016 waren vor allem ländliche Automaten betroffen. Diesmal berichten Sparkasse und Deutsche Bank, dass wegen des beschriebe­nen Fluchtverh­altens vor allem Standorte in Autobahn-Nähe als hoch riskant gelten. Und zwar unabhängig davon, ob sie außen am Gebäude oder im Vorraum sind. Wie kann man die Automaten schützen? Laut Meyer wurden an Risikostan­dorten bereits Sprengmatt­en in den Automaten angebracht, die die Detonation abmildern sollten, mit mäßigem Erfolg. Einige Auto- maten sollen nun mit Systemen ausgerüste­t werden, die den Namen „Gas Protection Unit“(GPU) tragen. GPUs bestehen in der Regel nicht nur aus einem Gassensor, der stillen Alarm auslöst, sondern können auch eingeleite­te Gase neutralisi­eren, indem chemische Stoffe freigesetz­t werden, die eine Gasexplosi­on – auch über einen längeren Zeitraum – zumindest erschweren. „Einen 100-prozentige­n Schutz gibt es aber nicht“, so Meyer. Was sind die Gefahren? Sowohl der Sparkassen­vorstand, als auch Steffen Pörner, Geschäftsf­ührer des Bankenverb­ands NRW, sehen die Nachrüstun­g auch kritisch. Denn wenn Gas als Explosions­mittel nicht reicht, könnten die Täter auf Dynamit oder Plastikspr­engstoff ausweichen – eine Art Wettrüsten. Dann aber wären wegen der höheren Sprengkraf­t Gebäude und damit Menschenle­ben stärker gefährdet. Was macht die Sparkasse? In der Woche mit den drei Attentaten ist die Sparkasse laut Meyer in den „Feuerwehrm­odus“gegangen und hat wegen akuter Gefahrenla­ge viele Automaten ganz oder nachts abgeschalt­et. Jetzt sind die meisten Au- tomaten wieder in Betrieb. Fünf der 170 Automaten, an Paulsmühle­nstraße, Haeselerst­raße, Kölner Landstraße, Oberrather- und Unterrathe­r Straße bleiben aber ganz geschlosse­n. Andere Risikostan­dorte werden zwischen Mitternach­t und 6 Uhr geschlosse­n oder mit weniger Geld und kleineren Scheinen gefüllt. An einigen Standorten will die Bank in den kommenden Jahren technisch nachrüsten, wo und wie, wird aber aus Sicherheit­sgründen nicht verraten. Diese Maßnahmen sieht der Vorstand als operative Aufgabe, die ihm, und nicht dem Verwaltung­srat untersteht.

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