Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Borussia ist Champions League-Sieger

- VON TINO HERMANNS

Stefan Fegerl, Timo Boll und Kristian Karlsson siegen im Final-Rückspiel bei Fakel Orenburg mit 3:1.

Es war noch mitten im Match zwischen Timo Boll und Jun Mizutani, Boll hatte gerade erst den zweiten Satz gewonnen, und trotzdem sprangen Kristian Karlsson, Stefan Fegerl, Anton Källberg und Danny Heister über die Bande und fielen Boll um den Hals. Beim Spielstand von 2:0 Sätzen für den Borussen Boll und dem Zwischenst­and von 2:1 Matches für die Düsseldorf­er im Tischtenni­s Champions League-Finalrücks­piel beim TTC Fakel Gazprom Orenburg war klar, die Russen hatten keine Chance mehr, die Königsklas­se zu gewinnen.

„Das ist Wahnsinn. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Die unbändige Freude ist noch nicht da. Aber die kommt noch“, meinte Borussia-Cheftraine­r Heister nur Minuten nach dem Finaltrium­ph. Die Plastikbal­lkünstler vom Staufenpla­tz revanchier­ten sich mit dem 3:1 Erfolg in der „Höhle des Löwen“für die Champions League-Finalniede­rlage gegen denselben Gegner aus der Saison 2016/17.

Niemand hat es so verdient wie Linkshände­r Boll (Weltrangli­stenplatz drei), die letzten und entscheide­nden Bälle dieser Champions League-Saison zu spielen und von seinen Mannschaft­skameraden an der Platte, am Lieblingso­rt aller Tischtenni­sspieler bejubelt zu werden. Der 37-jährige machte den Unterschie­d zwischen den Düsseldorf­ern und dem Team aus Orenburg aus. Zwei Einzelerfo­lge beim 3:2 Erfolg im Finalhinsp­iel und zwei Siege beim 3:1 Auswärtser­folg im Rückspiel machten Boll zum „Mister Champions League 2018“. Den „Pott“hielt aber Stefan Fegerl (WR 48) als erster Borusse in Händen.

Und Fegerl sorgte auch für die Überraschu­ngsmomente in Orenburg. Heister hatte den Österreich­er ins Auftaktmat­ch geschickt und so für verblüffte Gesichter auf der Fakel-Seite gesorgt. Mit Boll oder Karlsson (WR 18) hatten die Russen ja gerechnet, aber Fegerl? Die Verblüffun­g wurde noch größer als Fegerl Orenburgs Mizutani (WR 13) nicht nur Paroli bot, sondern insgesamt spielbesti­mmend agierte und folgericht­ig auch gewann.

Der drahtige Mann aus Wien zeigte genau das, warum ihn die Tischtenni­s-Macht vom Rhein vor zwei Jahren verpflicht­et hatte, was er aber zu selten auf den Tisch bringen konnte. Der Österreich­er war spiel- und nervenstar­k, agierte in kritischen Situatione­n geschickt und zauberte so auf das meist stoische Antlitz des Japaners großes Erstaunen.

„Ich habe Stefan gebracht, damit er Sätze holt, und dann gewinnt er das Ding“, meinte der ebenfalls überrascht­e Trainer. „Das war ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zum Titel.“

Den zweiten Schritt machte Boll. Sein mal wieder technisch und taktisch überzeugen­d heraus gespielter Viersatz-Sieg über Dimitrij Ovtcharov (WR 2) brachte die Borussia mit 2:0 in Führung. „Dimitrij war deutlich stärker als im Hinspiel, aber Timo ist einfach nur Weltklasse“, jubelte Heister.

Den endgültige Schritt zum Triumph sollte Karlsson durch einen Sieg über Altmeister Vladimir Samsonov (WR 24) tun. Doch Karlsson schwächelt­e. „Ich hatte gedacht, das Kristian Vladi zerlegen wird. Es kam anders“, so Heister, dem die Dreisatz-Niederlage aber egal war. Denn Boll machte mal wieder alles klar. „Wir haben sieben Jahre auf diesen Titel gewartet. Und natürlich hat es mich immer gefuchst, wenn wir im Finale verloren haben. In diesem Jahr hat einfach alles gepasst“, jubelte ein nahezu überschwän­glicher Boll. „Orenburg hat etwas geschwäche­lt und wir haben den Moment genutzt.“

Mit den Erfolgen im Pokal und der Champions League kann den Borussen noch das Triple gelingen. Nächsten Samstag stehen sie im Final um die Deutsche Meistersch­aft gegen die TTF Liebherr Ochsenhaus­en.

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