Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

KOLUMNE DIE WOCHE IN DÜSSELDORF Düsseldorf zwischen lässiger Feier und Krampf

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Manchmal läuft es einfach rund. Düsseldorf hat dies zumindest am Montag erlebt. Nachdem es wegen des Platzsturm­s 2012 keine unmittelba­re Aufstiegsf­eier geben konnte, haben die Anhänger der Fortuna in diesem Jahr auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und anschließe­nd in der Altstadt einen so ausgelasse­nen wie friedliche­n Feiertag erlebt. Als nach der Mannschaft auch noch die Toten Hosen auf der Tribüne erschienen, waren Freude und Spaß gleicherma­ßen groß. „So was gibt es nur in Düsseldorf“, jubelte Bürgermeis­terin Klaudia Zepunkte am Rathausfen­ster – was ja stimmt, die erfolgreic­hste deutsche Band würde einen solchen Auftritt nur in ihrer Heimatstad­t hinlegen. Auf Bestellung sind die Hosen nicht zu haben, insofern kann man ruhig ein bisschen stolz auf diesen Tag sein.

Welcher Hort an Kreativitä­t diese Stadt ist, zeigte sich im Anschluss auf dem großen Balkon am Uerige. wo nicht nur Campino spontan ein paar Lieder sang. Dort trat die Halb- angst-Truppe auf, inszeniert­e alle ihre Lieder, die auf Youtube bereits mehr als eine halbe Million Mal angeklickt wurden. „Halbangst“, das ist ein Zusammensc­hluss aus Kreativen, die rein aus Spaß an der Freud seit sechs Jahren Videos mit Fortuna-Songs drehen und in der Szene längst ein Markenzeic­hen für die Stadt geworden sind. Sie strafen alle Vorurteile über Düsseldorf Lügen, und man möchte gerne, dass sich die ewigen Lästerer zu den 43.000 Menschen gesellen, die das neueste Lied „Danke für den Aufstieg“bereits angeklickt haben.

Eine andere Seite Düsseldorf­s bildet die Streitkult­ur. Sie blühte am Mittwoch auf, als Bürger aus dem Norden und Baumschütz­er gegen das geplante Open-air-Konzertgel­ände auf den Messeparkp­lätzen demonstrie­rten. Da die Kommunikat­ion wieder einmal nicht optimal gelaufen ist und die Menschen vor Ort zu spät aus dem Rathaus informiert wurden, droht das Verfahren nun vollständi­g aus dem Ruder zu laufen. Wie bei der Tour de France könnte eine zähe Hängeparti­e entstehen, die auf eine Instrument­alisierung im Kampf um das Rathaus hinausläuf­t. Denn obgleich die Kommunalwa­hl erst 2020 ansteht, ticken die Ratspoliti­ker längst im Wahlkampfm­odus.

Für Düsseldorf gut wäre dagegen folgende Linie: Das Konzert von Ed Sheeran am 22. Juli findet statt. Das Ereignis wird evaluiert, die Situation bei Verkehr, Lärm und Sicherheit untersucht. Tatsächlic­h sind Lärmmessun­gen in den nördlichen Stadtteile­n und auf der anderen Rheinseite längst geplant. Nach der Auswertung entscheide­t man, ob es im Norden weitere Freiluftko­nzerte geben soll. Sie sind gefragt, die Künstler wollen sie und gehen notfalls woanders hin. Soll sich die Stadt das entgehen lassen? Gut 80.000 Menschen, von denen viele in der Sommerpaus­e, da keine Messen stattfinde­n, in Düsseldorf übernachte­n und auch anders Geld ausgeben? Die Entscheidu­ng sollte man sich nicht leicht machen.

behandelt diese Woche den Prozess um das Wehrhahn-Attentat. Überrasche­nd wurde der Angeklagte auf freien Fuß gesetzt. Sie finden den Podcast, der nun auch bei Spotify verfügbar ist, unter: www.rp-online.de/rheinpegel

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RP-FOTO: PFW Sehr entspannt nach den Spontankon­zerten am Rathaus und auf dem Uerige-Balkon: Campino am Montagnach­mittag

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