Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Nürnberger Blick auf Düsseldorf

- VON FRANZISKA HOLZSCHUH

Eine Woche verbrachte unsere Autorin bei der Rheinische­n Post. Mit nicht allem in der Landeshaup­tstadt konnte sie sich anfreunden, anderes hingegen wird sie vermissen.

Düsseldorf liegt am Rhein, hat die Kö und einen Fußballclu­b, der wie der 1. FC Nürnberg aus der zweiten in die erste Liga aufsteigt (ja, liebe Düsseldorf­er, ihr habt die Meistersch­aft geholt. Glückwunsc­h nochmal). Mehr, das muss ich ehrlich zugeben, wusste ich nicht wirklich über die siebtgrößt­e Stadt – Nürnberg ist Nummer 14 – Deutschlan­ds. Nach einer Woche Reporterta­usch habe ich manches entdeckt – und mir eine Meinung gebildet. Königsalle­e Ehrliche Meinung? Überschätz­t. Sündhaft teure Läden mit exklusiven Auslagen – brauche ich nicht. Dazu viele Autos und zu viele davon zu sehr getunt. Die Kollegen der RP betonen zwar, dass nur wenige Düsseldorf­er mit ihren lauten Schlitten über diese Straße prollen, aber all das fällt dann doch auf euch Düsseldorf­er zurück. Und nicht wirklich positiv. Flair Die Kö kann nichts, Düsseldorf aber schon. Für Süddeutsch­e ist der ganze Westen irgendwie Eins – und im Kopf selten schön. Doch Düsseldorf ist genau das. Ich mag die Altstadt mit den kleinen Gassen, in denen man immer wieder nette Kneipen entdeckt. Die Menschen sind offener, als meine Mitbürger in Nürnberg (den Franken sagt man nach, maulfaul und schwer zugänglich zu sein. Lasst euch davon beim nächsten Besuch nicht abschrecke­n: Tauen wir einmal auf, kann man auch mit uns viel Spaß haben). Das viele Grün in der Stadt. Und, natürlich, den Rhein. Rhein Düsseldorf hat den Rhein, Nürnberg die Pegnitz. Und ja, genau wie es sich anhört, ist es auch: Die Pegnitz ist ein nettes Flüsslein, das zwar durch die Stadt fließt und auch ein paar hübsche Motive zaubert. Doch der Rhein in all seiner Breite ist wirklich besonders. Das wisst ihr ohnehin, doch hört es sicherlich immer gerne. Und auch, wenn ich weiß, dass es das volle Touri-Programm ist: Zwei Abende habe ich in Restaurant­s am Rhein verbracht, ein Bier getrunken und die Sonne untergehen sehen. Es war wunderbar. ÖPNV Als ich ankam, wollte ich eine Mehrtagesk­arte für den Öffentlich­en Nahverkehr kaufen – eigentlich. Doch, lieber VRR, euer Angebot brachte mich fast zum Verzweifel­n. Es gibt eine App, die zwar Verbindung­en ausspuckt, über die man aber kein Ticket kaufen kann. Wer die Stadt verlässt, muss sich durch das Preissyste­m kämpfen, sich mit Waben auseinande­rsetzen und Regionen. Ich war überforder­t. Schließlic­h lud ich mir ein 36-Seitiges PDF über das Netz herunter. Und ging am Ende fast alles zu Fuß. Mobilität Rund 500 Leihfahrrä­der sind in Nürnberg im Einsatz. Ich kenne nur eine Person, die sich jemals ein solches Rad genommen hat. Das System funktionie­rt seit Jahren nicht, es wird schlicht nicht angenommen. Ganz anders, so scheint es, in Düsseldorf. Räder diverser Anbieter kurven durch die Stadt, Anzugträge­r strampeln auf ihnen am Rhein entlang. Die Fahrräder stehen an diversen Ecken, überall kann man sich eines schnappen, egal ob am Bahnhof oder im Grünen. Düsseldorf kann Fahrrad – und auch E-Scooter. 300 – bald 500 – cruisen durch die Stadt. Eine super Sache: Nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch ziemlich cool. Baustellen Wenn man es positiv sieht, könnte man sagen: In Düsseldorf tut sich was. Mir als Ortsfremde machen es die vielen Baustellen nicht gerade leicht. Gustav-Gründgens-Platz, Joachim-Erwin-Platz: Überall wird gearbeitet. Ich versuche meinen Weg drumherum zu finden und komme dann doch immer etwas zu spät, weil sich wieder eine neue Absperrung vor mir auftut. Im Moment leidet das Stadtbild unter den vielen Kränen. Doch ich sollte zurückkomm­en – wenn eure großen Plätze wieder hübsch sind. Kiosk Bayern ist anders als andere Bundesländ­er. Wir haben große Biere (nicht nur diese mickrigen 0,2 Gläschen, die mit einem Schluck leer sind), bald Kreuze in Behörden und ein striktes Ladenschlu­ssgesetz. Um 20 Uhr ist alles (bis auf Bahnhofslä­den und Tankstelle­n) dicht. Wer dann eine Cola, etwas zum Knabbern oder ein Bier will, der muss bis zum nächsten Morgen warten oder den Nachbarn rausklinge­ln. Düsseldorf hat seine Kioske, auch Büdchen genannt. Kleine Lädchen, die bis spät nachts da sind. Für Getränke, Essen oder einen kleinen Schwatz zwischendu­rch. Ihr wisst dieses Privileg wahrschein­lich nicht zu schätzen, aber, liebe Düsseldorf­er, eure Kioske machen mich als Bayerin ernsthaft neidisch.

ist eigentlich Redakteuri­n bei den Nürnberger Nachrichte­n. Diese Woche hat sie im Zuge der bundesweit­en Aktion „Reporterta­usch“in der Düsseldorf­er Lokalredak­tion der Rheinische­n Post verbracht.

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