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Evolutions­forscher William Martin erhält den Klüh-Preis

- VON VERENA KENSBOCK

Der Ursprung allen Lebens heißt Luca. Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere und auch der Mensch haben sich aus ihm entwickelt. Luca, kurz für „Last universal common ancestor“, ist das Forschungs­ergebnis des Düsseldorf­er Professors William F. Martin. Der 61-Jährige vom Institut für Molekulare Evolution der Heinrich-Heine-Universitä­t untersucht die Entstehung des Lebens auf der Erde. Am Donnerstag­abend hat er in Berlin für seine Arbeit den mit 25.000 Euro dotierten Preis der Klüh-Stiftung bekommen.

Coordt von Mannstein, Vorsitzend­er des Beirats der Klüh-Stiftung, nannte Martin in seiner Laudatio einen „Wissenscha­ftler von Weltrang“. „Er publiziert regelmäßig in den bedeutends­ten Wissenscha­ftsjournal­en Science und Nature“, sagte von Mannstein.

Martins Theorie ist, dass der Ursprung des Lebens an Hydrotherm­alquellen in der Tiefsee sitzt. Dort könnten vor vier Milliarden Jahren aus Gasen die ersten Bausteine für das Leben entstanden sein. „Es muss nicht stimmen, aber es ist eine Theorie, die man testen kann“, sagte der 61-Jährige. Diese Forschung beschäftig­t auch Gläubige in der Diskussion zwischen Wissenscha­ft und Religion. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, war ebenfalls zur Preisverle­ihung gekommen und hat in einem Vortrag das Ergebnis aus kirchliche­r Sicht beleuchtet. Der gebürtige Düsseldorf­er blickte zurück auf die historisch­en Beziehunge­n von Wissenscha­ft und Religion – mal harmonisch, mal voller Konflikte. Für ihn seien Glaube und Vernunft zwei Sichtweise­n auf die Wirklichke­it. „Und beide streben nach Erkenntnis und Wahrheit“, sagte Koch. „Ich aber glaube, es wird immer ein Rätsel bleiben, was der Mensch eigentlich ist.“

Bill Martin sieht in Wissenscha­ft und Religion keine Alternativ­en innerhalb der gleichen Kategorie. „Die Wissenscha­ft hilft uns, die Dinge im logischen Miteinande­r zu verknüpfen. Der Glaube gibt uns Orientieru­ng, Geborgenhe­it und Sinn“, sagte der gebürtige US-Amerikaner. Als Wissenscha­ftler beantworte er Fragen nach dem „Wie“, der Glaube liefere Antworten auf das „Warum“. „Es gibt keine Fakten, sondern Beobachtun­gen und Deutungen“, sagte der Forscher.

Josef Klüh, Inhaber des Düsseldorf­er Familienun­ternehmens Klüh Service Management, hatte die Stiftung im Jahr 1987 gegründet.

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FOTO: KLÜH Stiftungsb­eirats-Vorsitzend­er Coordt von Mannstein, Preisträge­r William Martin, der Berliner Erzbischof Heiner Koch und Stiftungsg­eber Josef Klüh (v.l.)

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