Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizeiaut­os sollen „abspecken“

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die Ausrüstung der neuen Streifenwa­gen müsse um 30 Prozent reduziert werden, fordert die Gewerkscha­ft der Polizei. Ende des Jahres werden aber noch rund 600 der in der Kritik stehenden 3er BMWs an die Polizei ausgeliefe­rt.

DÜSSELDORF Zu eng, zu klein, zu wenig Platz für den Dienstgebr­auch. Das Urteil vieler NRW-Polizisten über ihren aktuellen Streifenwa­gen, einen 3er BMW, ist vernichten­d. Auch deswegen wird derzeit nach einem neuen Modell gesucht. Zur Auswahl stehen mehrere Fahrzeugty­pen, die in ausgewählt­en Polizeiprä­sidien getestet worden sind. Die Auswertung der Testberich­te läuft. Doch was kaum einer weiß: Bevor überhaupt ein neues Dienstfahr­zeug kommt, werden in diesem Jahr erst einmal noch mehr als 600 werksneue 3er BMW an die NRWPolizei ausgeliefe­rt. Und diese Autos müssen mindestens bis Ende 2021 gefahren werden. „Der Leasingver­trag läuft drei Jahre“, bestätigt Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). „Ursprüngli­ch sollten vom Land NRW 1845 der 3er-BMW geleast werden. Inzwischen ist die Zahl auf knapp 2000 erhöht worden“, erklärt Mertens.

Bei den mehr als 600 Fahrzeugen handelt es sich um die letzte Charge des mit BMW abgeschlos­senen Leasingver­trages. „Parallel kommen aber ab dem kommenden Jahr schon die ersten Streifenwa­gen der nächsten Generation“, sagt Mertens. Aber auch nur dann, wenn zeitnah ein geeignetes Modell ausgewählt werden kann, das dem fast 200-seitigen Anforderun­gskatalog der Polizei entspricht. Und noch wichtiger: Es muss sich dann auch noch ein Autoherste­ller finden, der sich bereit erklärt, die Streifenwa­gen für die NRW-Polizei herzustell­en. Außerdem muss der Auftrag europaweit ausgeschri­eben werden, was nicht von heute auf morgen geht.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll auch noch gar nicht klar sein, ob es überhaupt eines der getesteten Fahrzeugmo­delle (VW Touran, Ford S-Max, Opel Zafira, BMW 220d x-drive) wird. Fest stehen soll aber schon jetzt, dass auch diese Fahrzeuge wohl zu klein sein wer-

Ein 5er BMW der Bundesauto­bahnpolize­i den, um die bislang noch geforderte Ausrüstung (siehe Grafik) vollständi­g unterbring­en zu können. Die Gewerkscha­ft der Polizei fordert deshalb, dass das Equipment deutlich verkleiner­t wird. „20 bis 30 Prozent am bisherigen Ausrüstung­svolumen müssen reduziert werden, sonst ist es zu eng im Wagen“, sagt Mertens. Die Fahrzeuge dürften nicht überladen werden. Es gebe auch Equipment, das man austausche­n könnte gegen neuere, kleinere Modelle wie zum Beispiel die Leuchten und Pylone.

„Was aber auf gar keinen Fall raus darf, ist alles, was man zum Schutz benötigt – wie etwa die Schutzwest­en“, stellt er klar. Zudem müsste 3er BMW 5erBMW (Autobahnpo­lizei)

Schreibmap­pe / Aktenkoffe­r Barvusgerä­t (EC-Karten-Lesegerät)

Anhaltesta­b Alkoholvor­testgerät

Drogenvort­est 2 Überziehsc­hutzwesten 2 EMS-A (Einsatzmeh­rzweckstoc­k, ausziehbar)

2 Warnwesten 2 Atemschutz­masken Hygieneset Fotokamera

Stativ Längenmess­rad Rettungsde­cke Leichentuc­h Besen Schaufel Abschlepps­tange Metall-Brechstang­e Gurtschnei­der / Rettungsme­sser

Pollerschl­üssel 1 Feuerlösch­er 6kg (Pulver)

1 Handweitle­uchte 1 Arbeitssch­einwerfer 1 Ex-gesch. Leuchte (Explosions­geschützte Leuchte) 1 Einsatztas­che 2 Schutzhelm­e Stopp Stick 6 Klappbaken 2 Stauschild­er Leitpfoste­nhalter 6 Vorwarn-Blitzleuch­ten 4 Leitkegel – – 2 Vorwarn-Blitzleuch­ten der Fuhrpark der Polizei deutlich größer werden. „Wir brauchen zehn Prozent mehr Autos als bisher. Wir stellen schließlic­h wieder mehr Polizisten ein. Dann muss auch dafür gesorgt werden, dass für sie Fahrzeuge vorhanden sind.“

Wichtig sei auch der Mix der neuen Autoflotte. In der Stadt sei ein wendiges Fahrzeug gefragt. „Auf dem Land eher eines, in dem man viel unterkrieg­t und in dem man Platz zum Arbeiten hat“, so Mertens. Ein Signal wäre es mit Sicherheit, wenn man den ein oder anderen Wagen mit einem Elektromot­or anschaffte, der etwa für Dienstfahr­ten verwendet wird. Auch der Diesel sei nach wie vor gut.

In der Automobilb­ranche heißt es schon jetzt, dass man sich um einen solchen Auftrag nicht gerade reißen werde. Schon bei der vergangene­n Ausschreib­ung soll es nach Informatio­nen unserer Redaktion nur zwei Bewerber gegeben haben. „Und die Negativsch­lagzeilen über den BMW sind sicherlich nicht weiter förderlich gewesen“, sagt eine verantwort­liche Managerin eines großen deutschen Autobauers. „Man nimmt einen solchen Auftrag aus Imagegründ­en an – und nicht, weil er besonders lukrativ wäre. Aber wenn das Image darunter leiden kann, überlegt man sich das dreimal, sich um einen solchen Auftrag zu bewerben.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany