Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Es blinkt und dröhnt im Kunstverei­n

- VON ANNETTE BOSETTI

Der Japaner Ei Arakawa hat seine erste institutio­nelle Soloschau im Kunstverei­n. Doch er macht es den Besuchern nicht gerade leicht.

Ein älteres Paar betritt den Kunstverei­n. Sucht nach Erklärung. Schnappt Gesprächsf­etzen zwischen der Direktorin und einer Journalist­in auf. „Es geht um Astrologie“, sagt Eva Birkenstoc­k. Doch tatsächlic­h geht es auch und wesentlich um Performanc­ekunst. Ältere Performanc­es, die irgendwo auf der Welt stattgefun­den haben, werden von Ei Arakawa in einen neuen Zusammenha­ng gestellt. Kosmisch eingebette­t, vielleicht konservier­t.

Es ist die erste institutio­nelle Soloschau des Japaners, der in Fukushima die ersten 20 Jahre seines Le- bens verbrachte und die zweiten 20 in New York, wo er heute lebt und arbeitet. Zuletzt ist er hierzuland­e bei den Skulpturpr­ojekten Münster 2017 aufgefalle­n. In saftige Wiesen hatte er seine LED-Tafeln gepflanzt, auf denen er Bezug zu historisch­en Gemälden nahm.

Im Kunstverei­n teilt sich der Raum durch eingezogen­e Wände. Vielfarbig blinkende Arbeiten sind mal alleine, mal in einer Dreiergrup­pe auf einer Bühne angeordnet. Statt einer Leinwand wurde ein farbig gebatikter Stoff gespannt, darin jeweils eine Art Sternenbil­d eingelasse­n. Hunderte Mini-LED setzen vielfarbig Signale. Sphärische Klänge ertönen von Zeit zu Zeit, Christian Naujoks hat sie produziert. Auch ein Gespräch zwischen dem Künstler und Kollegin Sarah Chow läuft als Loop, „Radio Performanc­e“nennen sie ihre Interviews. An der Wand hängt allerlei, eine gedruckte Erklärtafe­l über historisch­e Performanc­es mit präzisen Daten und Ortsangabe­n. Außerdem gibt es eine Reihe von grafisch aufbereite­ten Sternenbil­dern, Notate der Konstellat­ionen des Himmels zur Zeit der jeweiligen ersten Aufführung.

Arakawa schlägt eine neue Lesart für Performanc­ekunst vor. So wie einen Menschen bei der Geburt individuel­le Himmelskoo­rdinaten kennzeichn­en, so will er dieses Unverwechs­elbare des Augenblick­s und des Ortes historisch­en Performanc­es beigeben. Für ihn, der sie vom Künstler löst, sind es „Persönlich­keiten“. Das klingt absurd. Er stellt Fragen nach dem Denken und Fühlen, nach der kommunikat­iven Kraft und nach medienspez­ifischen Träumen dieser Kunstform.

Der Kunstverei­n wurde durch den Japaner zum Labor, in dem Kunstgesch­ichte mit Astrologie verquirlt wird. Dabei macht es Arakawa den Besuchern nicht leicht, die vieles im Kopf verlinken müssen.

Bis 5. August am Grabbeplat­z 4.

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