Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Albtraum wird Realität

- VON TILMANN P. GANGLOFF

Die „Wolfsland“-Krimis haben sich als fesselnde Donnerstag­sreihe im Ersten etabliert.

DÜSSELDORF Die erste Episode war durchwachs­en, die zweite deutlich besser, aber mit „Der steinerne Gast“scheint sich „Wolfsland“endgültig als ernstzuneh­mende Ergänzung zu den Auslandskr­imireihen der ARD-Tochter Degeto etabliert zu haben. Der Film ist ein guter Krimi, bei dem alles zusammenpa­sst: die Bildsprach­e zur Geschichte, die gegensätzl­ichen Hauptfigur­en zueinander, die horizontal­e Handlung zum konkreten Fall.

Schon die Auftaktseq­uenz verdeutlic­ht, dass „Wolfsland“anders funktionie­rt als die Krimis aus Lissabon, Barcelona oder Bozen: Die fließenden Bewegungen einer subjektive­n Kamera sorgen für einen unmittelba­ren Sog. Die nächtliche Fahrt endet am Bett einer schlafende­n Frau, die von einem Mann mit einem Messer bedroht wird; dann erwacht Hauptkommi­ssarin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) endlich aus ihrem Albtraum. Das gelblich-organgefar­bene Licht der ersten Szene wird sie durch den Film verfolgen, und selbstrede­nd wird der Albtraum am Ende Wirklichke­it.

Die zweite Ebene der clever konstruier­ten Geschichte von Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser, die bislang alle Drehbücher der Reihe geschriebe­n haben, beginnt mit einem Leichenfun­d. Mord verjährt zwar nicht, aber in diesem Fall wird der Täter nicht mehr zu fassen sein: Die Leiche unter den Dielen eines Hauses ist mindestens 500 Jahre alt. Gleich daneben findet sich ein zweiter Körper, der noch nicht lange tot ist, und nun muss sich Delbrücks Kollege „Butsch“Schulz (Götz Schubert) eingestehe­n, dass er vor fünf Jahren einen Fehler gemacht hat. Damals ist beim Überfall auf einen Juwelier der Besitzer erschossen und seine Frau schwer verletzt worden. Schulz war überzeugt, die Täter stammten aus Russland, und als kurz drauf drei russische Gangster in Polen bei einem Unfall starben, war der Fall für ihn erledigt. Aber nun deutet viel darauf hin, dass die Raubmörder aus Görlitz waren und nach wie vor dort leben.

Neuwöhner und Poser offenbaren die Identität der Verbrecher recht früh, aber das nimmt dem Film nichts von seiner Spannung, im Gegenteil: Nun können die Autoren aus Sicht von Timo Klein (Jan Krauter), dem Kopf der Bande, schildern, wie es sich anfühlt, immer mehr in die Enge getrieben zu werden.

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FOTO: DAS ERSTE Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) und Burkhard „Butsch“Schulz (Götz Schubert) ermitteln.

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