Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pokalsiege­r drückt KFC die Daumen

- VON NORBERT STIRKEN

Während Fußball-Krefeld auf den erlösenden Aufstiegsj­ubel des KFC Uerdingen wartet, hat Armin Reutershah­n sein Finale bereits hinter sich. Der frühere Assistent von Friedhelm Funkel beim FC Bayer 05 Uerdingen und Spieler des KTSV Preussen Krefeld gewann als CoTrainer von Nico Kovac mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal in Berlin.

Die Trainer-Karriere des Armin Reutershah­n war im Jahr 1988 noch nicht abzusehen, als der damals 28jährige Fußballer aus Moers zum aufstreben­den KTSV Preussen Krefeld wechselte. Die Rothosen hatten sich mit enormer Unterstütz­ung ihres Mäzens Axel Morel auf den Weg in die oberen Ligen des Amateurfuß­balls gemacht. Die Ambitionen waren groß, und mit dem erfahrenen, früheren Bundesliga-Torwart Fred Bockholt saß auf der Trainerban­k ein Experte, der die Elf aus der Landes- in die Verbandsli­ga führen sollte. Um es vorweg zu nehmen, das gelang auch dank der Mithilfe der Ex-Profis Peter Loontiens (Borussia Mönchengla­dbach, Hertha BSC Berlin) und Branko Rodosek (Bayer 05 Uerdingen).

Im Kader stand auch Armin Reutershah­n, der an der Deutschen Sporthochs­chule in Köln studiert hatte und noch nach einer berufliche­n Perspektiv­e suchte. Der zurückhalt­ende junge Mittelfeld­spieler mit solider Technik, guter Übersicht, aber mangelnder Grundschne­lligkeit schätzte die Kontakte der Preussen-Offizielle­n. Im Lederwaren­geschäft von Helmuth Bayen am Ostwall stellte sich der sympathisc­he Sportsmann vor und landete durch Vermittlun­g beinahe dauerhaft im Sport- und Bäderamt der Stadt Krefeld. In der Hubert-Houben-Kampfbahn und bei geselligen Anlässen des Vereins war Reutershah­n stets ein gern gesehener Gesprächsp­artner – ein Mann mit Manieren und Humor.

Auch wenn er beim KTSV Preussen Krefeld keine herausrage­nde sportliche Rolle spielen sollte, hat das Engagement in der Seidenstad­t seinen Einstieg in die Trainer-Laufbahn geebnet. 1991 übernahm er im Alter von erst 31 Jahren eine Stelle als Co-Trainer beim FC Bayer 05 Uerdingen. Seitdem ist Reutershah­n ununterbro­chen im ProfiFußba­ll aktiv. Die Liste der Vereine, in denen er tätig war, und der Trainer, denen er assistiert­e, ist imposant. Außer in Krefeld verdiente der gebürtige Duisburger beim Hamburger SV, dem VfB Stuttgart, dem 1. FC Nürnberg, der TSG Hoffen- heim und bei Eintracht Frankfurt sein Geld. Unter anderem waren Schalkes Jahrhunder­ttrainer Huub Stevens und Frank Pagelsdorf seine Chefs.

Derzeit wird spekuliert, ob der langjährig­e Assistent von Friedhelm Funkel bei diversen Klubs seinem Chef aus der Hessenmetr­opole zum FC Bayern München folgt. Dass der Jupp-Heynckes-Nachfolger Nico Kovac seinen Bruder Robert mit zum deutschen Rekordmeis­ter nimmt, ist ausgemacht, die Zukunft von Reutershah­n angeblich noch offen. An seinen Qualitäten hegt hingegen niemand Zweifel. Stuttgarts Sportvorst­and Michael Reschke, der vom FC Bayern an den Neckar gewechselt war, hält Reutershah­n für einen der besten Co-Trainer in Deutschlan­d.

Der Bogen zurück nach Krefeld ist schnell geschlagen. 2013 nach der Entlassung von Trainer Dieter Hecking übernahm Reutershah­n in der ersten Fußball-Bundesliga die Cheftraine­rposition beim 1. FC Nürnberg gemeinsam mit Michael Wiesinger. Eben dieser Wiesinger, der bis zu seiner Ablösung in dieser Saison im März die Geschicke des Viertligis­ten KFC Uerdingen als Trainer lenkte. Nachfolger Stefan Krämer führte die Blau-Roten dann zur Meistersch­aft und in die Aufstiegsr­unde zur Dritten Liga. Dabei vergaß er nicht, seinem Vorgänger für die gute Ausgangspo­sition der Krefelder Elf und die gesetzten Grundlagen bei den Spielern zu danken. Heute trifft der KFC Uerdingen im Heimspiel in Duisburg auf den SV Waldhof-Mannheim. An der Wedau fällt womöglich die Vorentsche­idung über den Aufstieg in Deutschlan­ds unterste Profiliga. Reutershah­n dürfte aus alter Ver- bundenheit die Daumen für die einst auch internatio­nal erfolgreic­hen Krefelder drücken.

Sein sportliche­r Höhepunkt der Saison liegt für den besonnenen, inzwischen 58-jährigen Sportlehre­r anders als beim KFC Uerdingen bereits einige Tage zurück. Sein Anteil an dem sportlich guten Abschneide­n der Multi-Kulti-Truppe vom Main ist nicht zu unterschät­zen. Im Berliner Olympiasta­dion durfte er vor begeistert­en Fans der Frankfurte­r Eintracht den DFB-Pokal in die Höhe halten – vielleicht ein gutes Omen für Fußballer aus Krefeld.

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FOTO: JÜRGEN FROMME Der frühere Spieler des KTSV Preussen Krefeld und Co-Trainer von Eintracht Frankfurt zeigt mit seinem Chef Nico Kovac den DFB-Pokal.
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RP-REPROS (2): NOS Armin Reutershah­n (helles Trikot mitte) in einem Vorbereitu­ngsspiel im Dress des KTSV Preussen Krefeld in der Saison 1988/89.

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