Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit 85 Jahren ziemlich viel mit dem Rad unterwegs

- VON CARLOTTA BECKER

Christel Lambertz aus Osterath ist gerne in der Natur unterwegs und nimmt an vielen Veranstalt­ungen teil

Christel Lambertz ist immer „op jück“. Die 85-jährige Osterather­in genießt ihren Ruhestand in vollen Zügen. Von Ruhe kann in ihrem Fall jedoch kaum die Rede sein: Eine Strecke von 8000 Kilometern hat sie in den letzten Jahren mit ihrem EBike zurückgele­gt. Zudem hält sie sich durch zahlreiche weitere Aktivitäte­n fit.

Seit ihrer Geburt lebt Christel Lambertz in Osterath – und das sehr gerne, wie sie betont. Geboren wurde sie am Osterather Kirchplatz, dort, wo sich heute die Buchhandlu­ng Mönter befindet.

Die Kindheit war von den Wirren des Zweiten Weltkriege­s überschatt­et. Da die Städte bombardier­t wurden, kamen viele Kinder im Zuge der Kinderland­verschicku­ng zeitweise in weniger gefährdete Gebiete. So auch Christel Lambertz, die für einige Wochen bei einem Bauern an der litauische­n Grenze lebte. Die überrasche­nde Begegnung mit einem Elch ist ihr dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Einmal fuhren sie mit dem Pferdewage­n durch den Wald, als das Tier plötzlich auf dem Weg stand. Da scheute das Pferd, und fremde Hilfe war von Nöten.

Zurück in der Heimat besuchte die Osterather­in wieder die Volksschul­e. Häufig mussten die Kinder Heilkräute­r für verwundete Soldaten sammeln. Von den 49 Kindern, die 1939 mit Lambertz eingeschul­t wurden, konnten schließlic­h nur zwei die weiterführ­ende Schule besuchen. Denn das Geld für Bildung war knapp.

Die materielle Not nach Kriegsende führte zu einem regen Tauschhand­el: Nachts, wenn die Güterzüge hielten, kletterten die Menschen auf die Waggons und warfen die Kohlen herunter. Diese nutzen sie zum Tausch gegen Lebensmitt­el und zur Befeuern der Öfen. „Fringsen“nannte man das damals, nach dem Kölner Kardinal Josef Frings, der den Kohlenklau mit der existenzie­llen Not der Bevölkerun­g rechtferti­gte.

Nach Beendigung ihrer Schullaufb­ahn absolviert­e Christel Lambertz eine Ausbildung zur Näherin. Später entdeckt sie ihre Leidenscha­ft fürs Tanzen. In Osterath gab es damals einen Tanzsaal bei der heutigen Kneipe Dörper, in Bovert wurde auch im Freien getanzt.

Der Beruf der Näherin bereitete der 85-Jährigen viel Freude und sie übte ihn bis zur Geburt des zweiten Kindes aus. In den folgenden Jahren zog sie mit ihrem Mann die vier Kinder groß und pflegte die Eltern im eigenen Haus.

Nach wie vor ist die dreifache Großmutter, die auch zwei Urenkel hat, ständig unterwegs: Ausflüge in die Natur und zu Kulturvera­nstaltunge­n stehen bei ihr ebenso wie die Pflege der sozialen Kontakte immer auf dem Programm.

Trotz schwerer Zeiten hat sie sich ihren Humor bewahrt und blickt auf ein erfülltes Leben zurück. „Et es wie et is und et kütt wie et kütt“, resümiert die lebensfroh­e Rentnerin.

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RP-FOTO: BAUER Am liebsten ist Christel Lambertz mit dem Rad unterwegs.

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