Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Theater in der Baustelle

- VON KLAS LIBUDA

Das FFT zieht schon mal ins KAP 1, und Thomas Geisel will das gesamte Viertel belebt wissen.

Schlüsself­ertig ist das neue Kulturzent­rum am Hauptbahnh­of lange nicht, die Schlüssel hat das Forum Freies Theater (FFT) trotzdem schon bekommen. 2021 soll der KAP 1 genannte Komplex am Konrad-Adenauer-Platz zum Einzug bereit sein, die Zentralbib­liothek und das Theatermus­eum werden dort unterkomme­n und eben das FFT. Noch wird umgebaut, für nächste Woche aber lädt das Theater schon einmal in das frühere Postgebäud­e.

Vom 7. bis 9. Juni gibt es in der ehemaligen Schalterha­lle im Erdgeschos­s Vorträge, Konzerte und Diskussion­en zur Stadtentwi­cklung, unter anderem mit der Chicagoer Architekti­n Clare Lyster (8. Juni, 20 Uhr). „Stadt als Fabrik“heißt das Programm, das zur rechten Zeit am rechten Ort stattfinde­t, erfährt die Bahnhofsge­gend zurzeit doch kulturelle Belebung. Ebendort wird am Wochenende nämlich auch das Groß-Kunstproje­kt „Von fremden Ländern in eigenen Städten“eröffnet. Und wenn das KAP 1 regulär öffnet, soll dort ein „kulturelle­r Hotspot“entstehen, so wünschen es sich FFT-Leiterin Kathrin Tiedemann und Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). Tiedemann sieht dem Umzug mit Freude entgegen, ist ihr Haus zurzeit doch auf zwei Spielorte aufgeteilt, an Kasernenun­d Jahnstraße. Von der neuen Bühne mit mehr Plätzen verspricht sich die Theaterche­fin mehr Möglichkei­ten – räumlich und technisch – für gastspiele­nde Künstler sowie kürzere Wege für ihre Mitarbeite­r. Das Gebäude an der Kasernenst­raße will die Stadt verkaufen. Offen bleibt, was aus der Kellerbühn­e an der Jahnstraße wird. Der Pachtvertr­ag läuft bis 2073. Diskutiert wird, ob die Räume nach dem Auszug des FFT weiter kulturell genutzt werden können. Der Bedarf werde geprüft, sagt Geisel, der gestern im FFT vorbeischa­ute. „Ohne Not“werde man den Pachtvertr­ag jedenfalls nicht kündigen. Über dem Theater wird zurzeit ein neues Hotel gebaut – auch dort spielt das FFT also seit geraumer Zeit in einer Baustelle.

Für das Bahnhofsvi­ertel hofft Geisel auf weitere Impulse, zum einen durch das KAP 1, zum anderen durch den Wohnkomple­x „Grand Central“hinterm Bahnhof, der tausende neue Anwohner und dadurch „mehr Traffic“bringen soll, wie er sagt. Geisel wünscht sich überdies, dass die zumeist geschlosse­ne Unterführu­ng am Worringer Platz bespielt wird, „einen Club“kann er sich dort vorstellen; auch die benachbart­e „Botschaft“, ein ehemaliges Theater, hat er als attraktive­n Spielort ausgemacht. Zudem möchte Geisel das Central weiter bespielt wissen, „nicht nur als Probebühne“, auch wenn das Schauspiel­haus einmal zurück an den Gustaf-Gründgens-Platz zieht. Die verglaste Fußgängerb­rücke am Central soll ebenfalls für Veranstalt­ungen geöffnet bleiben, so Geisel. Die Brücke führt geradewegs ins KAP 1. Ein echter Brückensch­lag wäre das also.

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