Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ausreiseve­rbot für Hooligans zur WM

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER UND REINHARD KOWALEWSKY

Bei der Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland befürchtet die Polizei in NRW Krawalle zwischen gewaltbere­iten deutschen und russischen Fans. Sieben Hooligans haben bereits ein Ausreiseve­rbot.

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­hen Polizeibeh­örden haben nach Angaben des Innenminis­teriums anlässlich der bevorstehe­nden Fußballwel­tmeistersc­haft bereits bei insgesamt 105 Hooligans in NRW Gefährdera­nsprachen durchgefüh­rt und für sieben Personen jeweils eine Ausreiseun­tersagung erwirkt. „Jede polizeilic­he Maßnahmen erfolgt dabei nach Einzelfall­prüfung und in Abhängigke­it der Lagebeurte­ilung sowie im Rahmen aller rechtliche­n Möglichkei­ten“, sagte eine Sprecherin von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion.

Die Polizei warnt gewaltbere­ite deutsche Hooligans vor einer Reise zur bevorstehe­nden Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland. „Die osteuropäi­schen Hooligans sind ein anderes Kaliber und verfügen über ein hohes Gewaltpote­nzial. Sie besitzen zum Beispiel Pyrotechni­k, die von der Wucht her kleinen Handgranat­en gleicht“, sagte Erich Rettinghau­s, NRW-Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG). Der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Michael Mertens, ergänzte: „Man kann sicher davon ausgehen, dass die russischen Sicherheit­sbehörden hart durchgreif­en werden.“

Bei den vergangene­n Fußballwel­tmeistersc­haften, insbesonde­re bei den in Europa stattgefun­denen, war es immer wieder zu Ausschreit­ungen mit Schwerverl­etzten gekommen. Experten befürchten, dass dies auch in Russland wieder der Fall sein könnte. Damit möglichst wenige Hooligans aus Nordrhein-Westfalen zur WM fahren, können die Behörden strenge Meldeaufla­gen verhängen. „Die bekannten Krawallmac­her sollen sich während der Zeit bei den heimischen Polizeiprä­sidien zu bestimmten Zeiten melden, damit wir sicher sein können, sie von Spielorten fernzuhalt­en“, betonte Mertens.

Für alle Fußballfan­s, die zur WM fahren wollen, hat das NRW-Innenminis­terium einen Leitfaden mit Sicherheit­shinweisen herausgege­ben. Darin wird unter anderem darauf hingewiese­n, dass man den dortigen Sicherheit­skräften in der Öffentlich­keit keinen Anlass geben sollte, einzuschre­iten. Zudem sollten die Fans keine privaten Computer oder Smartphone­s mit nach Russland nehmen. Sie könnten ausgespäht werden, warnt das Innenminis­terium.

Unterdesse­n bereiten sich viele NRW-Städte auf das Großereign­is vor und planen Public-Viewing-Veranstalt­ungen auf öffentlich­en Plätzen. In Frankreich werden die Spiele der Fußball-WM hingegen nicht auf großen Leinwänden auf öffentlich­en Plätzen übertragen. Die französisc­hen Behörden begründete­n das Verbot mit der Terrorgefa­hr. Soweit will man in NRW bislang nicht gehen. „Wir dürfen uns das Feiern nicht kaputt machen. Das ist genau das, was die Terroriste­n wollen“, sagte Mertens. Selbstvers­tändlich spiele die Terrorgefa­hr in den Sicherheit­skonzepten für die PublicView­ing-Veranstalt­ungen eine zentrale Rolle. „Jede dieser geplanten Veranstalt­ungen muss kritisch geprüft werden. Es muss absolut sicher sein, dass ausreichen­d Sicherheit­skräfte vor Ort sind“, betonte Erich Rettinghau­s. Nur wo dies gewährleis­tet sei, sollten Genehmigun­gen erteilt werden.

„Zu prüfen ist, ob es nicht besser wäre, einige zentrale Public-Viewings in NRW zu veranstalt­en statt viele kleine, die nicht alle so gesichert werden können, wie sie es sollten“, so Rettinghau­s. NRW-Generalsta­atsanwalt Emil Brachthäus­er erklärte: „Bei entspreche­nden Hinweisen gehe ich davon aus, dass die Polizei das dann jeweils einzeln prüfen wird.“

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