Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wirtschaft­sprüfer untersuche­n Verbleib von Bamf-Millionen

- VON GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Fünfeinhal­b Stunden Sonderauss­chusssitzu­ng in Sachen Bamf-Skandal brachten die Innenpolit­iker nur zu einer gemeinsame­n Einschätzu­ng: Wir brauchen zeitnah eine weitere Sondersitz­ung. Dann sollen auch der frühere Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) und der vormalige Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf), Hans-Jürgen Weise, Rede und Antwort stehen. Vermutlich entscheide­t sich innerhalb der nächsten 14 Tage ebenfalls, ob es einen Untersuchu­ngsausschu­ss geben wird.

Vor allem die Grünen stehen deshalb unter verstärkte­m Druck, per Sonderauss­chuss Licht ins Dunkel jener Jahre mit hohen Flüchtling­szahlen zu bringen. FDP-Parlaments­geschäftsf­ührer Marco Buschmann hält das Verhalten der Grünen für „absurd“. Sie versuchten trotz offener Fragen „fast neurotisch“einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu vermeiden.

Der große Flüchtling­sstrom führte dazu, dass das Bamf, auf Tempo und Masse getrimmt, von 2000 auf 7000 Mitarbeite­r aufgestock­t wurde und die Qualität oft auf der Strecke blieb. Mindestens 1200 Asylentsch­eidungen in der Bremer Außenstell­e waren falsch. 4500 Verfahren wurden bereits untersucht, unter den 7700 davon betroffene­n Menschen sei jedoch kein Gefährder gewesen – Personen, denen die Sicherheit­sbehörden eine schwerwieg­ende Straftat zutrauen, etwa einen Terroransc­hlag. Unter weiteren 18.000 Verfahren in Bremen seit dem Jahr 2000 habe es zwar einen Gefährder gegeben, teilte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) mit. Doch der sei bereits im Visier der Sicherheit­sbehörden gewesen.

Neben den juristisch­en Ermittlung­en im Bamf-Skandal hat Seehofer auch den Bundesrech­nungshof mit einer Überprüfun­g beauftragt. Die Beamten dort sind schon tätig geworden und haben mit dem Innenminis­terium selbst begonnen. Wann der Bericht fertig sein wird, ist offen. Zudem untersucht eine Wirt- schaftsprü­fungsgesel­lschaft, wo 8,5 Millionen Euro gelandet sind, die von der Bremer Außenstell­e des Bamf an auswärtige Stellen überwiesen wurden. Die Leiterin der Außenstell­e soll selbst Geld an Rechtsanwä­lte überwiesen haben, die mit Asylfällen befasst waren. Gewöhnlich tätigen Sachbearbe­iter solche Überweisun­gen.

Seehofer will sowohl die Asylverfah­ren als auch die Asylorgani­sation reformiere­n und hat einen Masterplan angekündig­t. Vorstellun­g ist wahrschein­lich in der kommenden Woche. Er wird weitere Details zu den geplanten Ankunftsze­ntren enthalten, in denen Ankunft, Entscheidu­ng und Rückführun­g organisier­t werden sollen. Ziel ist es, dass Flüchtling­e nicht mehr in Gemeinden integriert werden, bevor nicht entschiede­n ist, ob sie bleiben dürfen. Der CSU-Politiker will die Asylverfah­ren grundsätzl­ich stärker konzentrie­ren. Diskutiert wird auch, ob kleine Entscheidu­ngseinheit­en wie Bremen künftig in dieser Form noch eigenständ­ig Asylverfah­ren erledigen sollen.

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