Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Baumeister ist am Ziel

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Wenn Baumann entspannen will, tüftelt er. Nun baut er Bayer radikal um.

KREFELD (anh) Viele Manager laufen Marathon, um zu entspannen. Bayer-Chef Werner Baumann tut das nicht. Wenn er Zeit hat, fährt er seinen alten Golf GTI oder werkelt daheim in Krefeld. Werner, der Baumeister, wird er auch genannt. „Außer Elektro kann ich alles am Haus“, sagte er im April 2016. Und: Bei Bayer werde es keine Revolution geben, wenn er im Mai 2016 das Steuer übernähme. Das muss als Notlüge gelten. Damals lief längst das größte Übernahmep­rojekt, das je ein deutscher Konzern gestartet hatte: Bayer plante bereits die Übernahme von Monsanto. Nicht nur für den Bäckersohn vom Niederrhei­n ging es um neue Dimensione­n. Monsantos Geschäft war viel größer als das von Bayer. Durch die Fusion würde er Bayer stärker verändern als alle Vorgänger.

Dabei hatte alles ganz klassisch angefangen: Nach dem wirtschaft­swissensch­aftlichen Studium in Aachen und Köln heuerte Baumann bei Bayer an. Er war zwölf Jahre für den Konzern in Spanien, spricht Spanisch und Englisch fließend. Der weiche rheinische Akzent ist geblieben. Sein Gesellenst­ück war die Integratio­n des Pharmahers­tellers Schering, hier fiel er auch dem damaligen Chef Werner Wenning auf. Der wurde zu Baumanns Mentor und machte ihn zum Chef.

Wennings Trauma aus Zeiten der Krise um den gefährlich­en Cholesteri­nsenker Lipobay war es, dass der mittelgroß­e Pharmakonz­ern in einer neuen Schwächeph­ase von Giganten wie Pfizer übernommen wird. Daher sollte für Bayer die Agrochemie ein neues starkes Standbein werden – und Monsanto bot sich an. Die beiden Werner kämpften den Deal gegen alle Widerständ­e durch: Baumann musste das Angebot mehrfach erhöhen, aufgebrach­te Investoren und besorgte Arbeitnehm­er beruhigen. Er reiste zu Trump nach New York und speiste mit ihm in Davos. Duldsam und nüchtern arbeitete er die immer neuen Aufträge der Kartellwäc­hter ab. Nun ist der Deal durch und der 55-Jährige hat mal wieder Zeit für die heimische Werkbank oder die vier (erwachsene­n) Kinder.

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QUELLE: BROT FÜR DIE WELT, UNTERNEHME­N, KONZERNATL­AS BÖLL-STIFTUNG | FOTO: DPA | GRAFIK: C. SCHNETTLER
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