Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Mann, der Maier einen Scheitel zog
In den 1970er Jahren hatte Gerd Zimmermann den härtesten Schuss in der Fußball-Bundesliga. Heute lebt der 68-Jährige in Arsbeck. „Zimbo“freut sich über den Aufstieg „seiner“Fortuna und die Duelle mit Borussia Mönchengladbach.
Gerd Zimmermann sitzt am Esszimmertisch seines Hauses in Arsbeck im Kreis Heinsberg und blättert durch das rot-weiße Buch mit dem Titel „Fortunas Legenden“. Vor dem 68-Jährigen steht eine Tasse mit der Aufschrift „Gerd, der Herrscher“. Da sei durchaus etwas dran, meint Ehefrau Lydia süffisant. „Wenn der Gerd sich mal was in den Kopf gesetzt hat, geht er mit selbigem auch gerne mal durch die Wand. Dann gehen Sie besser in Deckung“, sagt sie.
Manche Dinge ändern sich eben nie. Schon zu seiner aktiven Zeit als Fußball-Profi von Fortuna war es für seine Gegenspieler besser, „Zimbo“gelegentlich aus dem Weg zu gehen. „Der Mann hatte einen Schuss
„Hoffen wir mal , dass der Hennings auch in der
Bundesliga trifft“
Gerd Zimmermann
Ex-Fortuna-Profi
wie ein Pferd, er ist eine Legende“, sagt Bernd Baltes, ein langjähriger Freund, der Gerd Zimmermann häufig besucht. Zu seinen besten Zeiten beschleunigte „Zimbo“den Ball auf über 140 Stundenkilometer – bevorzugt bei Freistößen aus 35 Metern Entfernung. „143,7 km/h wurden bei mir mal gemessen“, sagt Zimmermann. Damit hatte der heutige Arsbecker in den 1970er Jahren den mit Abstand härtesten Bumms in der Bundesliga. Wenn „Zimbo“abzog, gingen die gegnerischen Spieler gerne mal in Deckung – lieber abtauchen und eine peinliche Figur machen, als am Ende im Krankenhaus zu landen.
Von 1968 bis 1980 spielte Zimmermann in der Beletage des deutschen Fußballs. In 203 Partien gelangen ihm 44 Treffer. Alleine in der Saison 1978/79 machte Gerd Zimmermann 13 Tore für Fortuna – ein herausragender Wert für einen Abwehrspieler. Seine „Flattermänner“waren bei den Torhütern gefürchtet. Bevor er am 8. Dezember 1978 während des Heimsspiels gegen den FC Bayern im Rheinstadion den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 5:1 (Endstand: 7:1) in die Maschen drosch, raunte er Bayern-Torhüter Sepp Maier zu: „Jetzt werde ich dir einen schönen Scheitel ziehen“. Typisch „Zimbo“.
Er spielte für Gladbach, Fortuna Köln und Solingen. Doch „Zimbos“Herz hängt an Fortuna. Der Arsbecker freut sich, dass jetzt in Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg Vereine mit Tradition ins Fußball-Oberhaus zurückkehren. „Als Spieler waren wir mit Herz und Seele For- tunen, für uns gab es keinen anderen Verein. Die Zuschauer merken das, wenn man sich mit dem Verein identifiziert. Zu der Zeit war Fortuna für mich wie eine Familie.“
Seinen Humor hat der 68-Jährige, der nach einem Schlaganfall im Jahr 2014 auf einen Rollstuhl angewiesen ist, nie verloren. Gern erzählt er daheim mit Freunden wie Bernd Baltes oder bei den Treffen von Fortunas Legenden in Düsseldorf (u.a. Gerd Zewe, Wilfried Woyke, Wolfgang Seel, Reiner Geye, Heiner Baltes) von den alten Zeiten.
Zum Beispiel, als er zum Rapport bei einem gewissen Helmut Schön antreten musste, nachdem er sich darüber beschwert hatte, dass der damalige Bundestrainer ihn bei einem Freundschaftsspiel gegen Österreich nicht eingewechselt hat. Oder als er bei einem Probetraining für das American-Football-Team der Houston Oilers mit einem 68-Meter-Kick gleich sämtliche Rekorde brach. Auch Wünsche hat