Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rumänien entmachtet Anti-Korruption­sbehörde

- VON RUDOLF GRUBER

Staatspräs­ident Klaus Iohannis hat den Kampf gegen die umstritten­e Regierung damit wohl verloren.

BUKAREST Vor Laura Kövesi zitterte Rumäniens politische Kaste. In ihrer elfjährige­n Amtszeit als Leiterin und Sonderankl­ägerin der unabhängig­en Anti-Korruption­sbehörde (DNA) zeigte sie sich auch vor großen Fischen angstfrei. Die 44-jährige Juristin brachte zwei Regierungs­chefs, ein Dutzend Vizepremie­rs und Minister, rund 50 Parlaments­abgeordnet­e sowie Dutzende Bürgermeis­ter und Lokalfürst­en wegen Korruption und Amtsmissbr­auchs vor Gericht. Über ihren Schreibtis­ch gehen jährlich rund 1000 Fälle. Doch jetzt ist damit Schluss, triumphier­en die von den Sozialdemo- kraten (PSD) dominierte Koalition und ihr linksliber­ales Anhängsel „Alde“.

Vor zwei Monaten hatte die Regierung beim Verfassung­sgericht gegen Staatspräs­ident Klaus Iohannis geklagt, der sich geweigert hatte, der Absetzung der DNA-Chefin Kövesi zuzustimme­n. Nun gab der Richtersen­at mit 6:3 Stimmen der Regierung recht und forderte Iohannis auf, Kövesi ihres Amtes zu entheben. Die Folgen dieses Richterspr­uchs sind für das Land verheerend. Die DNA, die erfolgreic­hste Anti-Korruption­sbehörde in Südosteuro­pa, wird praktisch zerschlage­n. Die nachfolgen­de Behörde soll ans Gängelband der Regierung ge- nommen werden. „Es ist Zeit, Alarm zu schlagen“, hieß es gestern in einer DNA-Presseerkl­ärung. „Ohne die derzeit bestehende­n rechtliche­n

Anti-Korruption­sbehörde DNA Garantien wäre die Bekämpfung der Korruption nicht möglich gewesen.“

Auch für Iohannis bedeutet der Richterspr­uch eine schwere Niederlage. Der Senat entzog sowohl dem Staatsober­haupt als auch dem Justizrat das Einspruchs­recht bei Ernennung von hohen Staatsanwä­lten und Justizbeam­ten. Der Präsident ist nur noch eine Art Notar, der Regierungs­wünsche abzeichnet. Damit hat Iohannis den jahrelange­n Korruption­skampf gegen die notorisch kleptokrat­ische Politikerk­aste praktisch verloren.

Größter Nutznießer ist die PSD, deren Politiker in die meisten Korruption­sfälle verstrickt sind. Einschließ­lich Parteichef Liviu Dragnea, der derzeit starke Mann Rumäniens. Weil er wegen Wahlfälsch­ung vorbestraf­t ist, bleibt ihm der Posten des Ministerpr­äsidenten verwehrt, den derzeit die als überforder­t gel- tende Parteigeno­ssin Viorica Dancila als Platzhalte­rin besetzt. Gegen Dragnea läuft derzeit ein weiteres Verfahren wegen Amtsmissbr­auchs und Urkundenfä­lschung, das Urteil wird in Kürze erwartet.

Laut DNA-Anklage ist Dragnea Kopf eines korrupten Netzwerks, das in rund einem Jahrzehnt EUFörderge­lder in Höhe von 21 Millionen Euro beiseitege­schafft habe. Deshalb ist Dragnea in Eile, seine „Justizrefo­rm“durch das Parlament zu bringen. Der Spruch des Verfassung­sgerichtsh­ofs gibt jetzt den Weg frei; praktische­rweise ist dessen Präsident Valer Dorneanu PSDMitglie­d.

„Es ist Zeit, Alarm zu schlagen“

in einer Presseerkl­ärung

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