Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DER ÖKONOM

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Hartz IV schlägt Grundeinko­mmen

Der Arbeitsmar­kt der Zukunft steht vor großen Umbrüchen. Selbst hochqualif­izierte Tätigkeite­n könnten durch den Einsatz künstliche­r Intelligen­z oder „menschlich­er“Roboter entfallen. Um den Übergang in diese neue digitale Welt sozial abzufedern, schlagen Vordenker ein bedingungs­loses Grundeinko­mmens vor. Vereinfach­t gesprochen erhält jeder Bürger etwa ein Existenzmi­nimum von 1000 Euro, unabhängig davon, ob er arbeitet. Das Ursprungsm­odell stammt vom liberalen Wirtschaft­snobelprei­sträger Milton Friedman. Er entwickelt­e die Idee einer negativen Einkommens­teuer. Ein brillanter Ansatz, da er einfach zu handhaben ist, die Einkommens­teuer rein zu Umverteilu­ngszwecken einsetzt und auf den ersten Blick trotz Grundeinko­mmens den Anreiz setzt, mehr zu arbeiten. Denn mit jedem hinzuverdi­enten Euro hat der Arbeitnehm­er mehr. Das Hartz-IV-System scheint da nicht mithalten zu können. Denn der Alleinverd­iener einer vierköpfig­en Familie müsste nach Berechnung­en des Bundes der Steuerzahl­er brutto deutlich mehr als 2540 Euro verdienen, damit sich die Arbeitsauf­nahme lohnt. Es ist ein Wunder, dass Hartz IV trotzdem hervorrage­nd funktionie­rt und auch in Zeiten der Digitalisi­erung funktionie­ren könnte. Der Trick: Der Staat gibt nur Geld, wenn der Empfänger trotz intensiver Suche keine Stelle findet. Hartz IV ist ökonomisch gesehen eine Versicheru­ngsleistun­g bei dauerhafte­m Jobverlust. Dazu ist eine umfangreic­he Bürokratie notwendig, um Versicheru­ngsbetrug zu verhindern. Bei einem bedingungs­losen Grundeinko­mmen würde ein großer Teil der Arbeitskrä­fte vom Markt verschwind­en. Da helfen auch keine marginalen Anreize. 1000 Euro pro Monat zu kassieren (unsere vierköpfig­e Familie erhielte 4000 Euro) und nebenher schwarz zu arbeiten, ist als Geschäftsm­odell unschlagba­r.

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