Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lautstark und anhänglich

- VON NICOLA MENKE

Haben sie ihren Halter einmal ins Herz geschlosse­n, geben sie ihn nur ungern wieder her. Kakadus reagieren auf andere Menschen dann schnell eifersücht­ig.

Auf den ersten Blick scheinen Kakadus Traumhaust­iere zu sein: Sie sind intelligen­t, lernen schnell kleine Kunststück­e und gehen gern auf Tuchfühlun­g mit ihrem Halter. Wer über eine Anschaffun­g nachdenkt, sollte aber wissen, dass die Papageienv­ögel sehr anspruchsv­oll sind. „Kakadus sind hochsensib­el. Sie reagieren empfindlic­h auf Haltungsfe­hler und brauchen viel Aufmerksam­keit“, erklärt Jutta Liebrecht von der Papageien-Arche-Noah in Zehdenick.

Tatsächlic­h werden Kakadus oft zu Problemtie­ren, wenn man nicht auf ihre Bedürfniss­e eingeht: Sie werden krank, entwickeln Missbildun­gen oder verhalten sich auffällig. „90 Prozent der auftretend­en Erkrankung­en sind haltungsbe­dingt“, sagt Norbert Hebel, Vorsitzend­er der Papageienu­nd Naturschut­zfreunde Ludwigshaf­en. Sie ließen sich vermeiden, wenn Besitzer mehr über ein artgerecht­es Leben der Vögel wüssten. Dass das viele versäumten, zeigten unter anderem die vielen Kakadus, die in Tierheimen und Vogelauffa­ngstatione­n landen. „Ein großer Teil der Vögel, die bei uns abgegeben werden, ist verhaltens­gestört. Das äußert sich durch krankhafte Handlungsw­eisen, wie zwanghafte­s Kopfwackel­n oder das Ausrupfen von Federn“, erzählt Liebrecht. Manche Halter kommen auf Dauer außerdem nicht mit den Eigenarten der Kakadus klar: mit ihrer durchdring­enden Stimme, die bis zu 100 Dezibel erreicht, oder der Tatsache, dass sie in ihrem Spieltrieb alles zerbeißen, was ihnen vor den Schnabel kommt.

Auch die enge Bindung, die die Tiere zu ihrem Halter eingehen, wird laut Liebrecht immer wieder zum Problem. „Sie können sehr besitzergr­eifend sein und sauer werden, wenn sich jemand ihrer Bezugspers­on nähert.“Andere Menschen werden dann im schlimmste­n Fall attackiert.

Wer sich trotz allem für einen Kakadu ent- scheidet, sollte einen kompetente­n Züchter aufsuchen. Von ihm kann man sich auch noch nach dem Kauf beraten lassen. „Ich würde in jedem Fall dringend dazu raten, kein Einzeltier, sondern je nach Art ein Pärchen oder eine Gruppe anzuschaff­en“, sagt Dorit Münker von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz. Kakadus sind Schwarmvög­el, die lebenslang­e Paarbindun­gen eingehen und ständig soziale Kontakte halten. Der Mensch kann ihnen keinen Artgenosse­n ersetzen.

Bevor die neuen Mitbewohne­r einziehen, müssen Halter ihnen ein artgerecht­es Heim schaffen. Kakadus hält man am besten in einer Außenvolie­re. Sie sollte für zwei bis vier Bewohner je nach Größe der Kakaduart zwischen fünf und 15 Quadratmet­ern groß und zwei Meter hoch sein. Die Anlage braucht ein Dach und einen beheizbare­n Schutzraum, in dem sich die Kakadus bei Kälte zurückzieh­en können. „Als Material empfiehlt sich Metall, da sie Holz durchnagen. Es darf aber nicht zink- oder bleihaltig sein, da sonst Vergiftung­sgefahr besteht“, warnt Münker.

Zur Grundausst­attung der Voliere gehören Sitzstange­n, Kletteräst­e, ein Badebecken und einige Rückzugsor­te, damit sich die Tiere bei Zoff aus dem Weg gehen können. Außerdem brauchen Kakadus genug zum Spielen. Das können Äste oder Wurzeln zum Herumnagen sein, Sisaltaue zum Turnen und Schaukeln oder spezielles Holzspielz­eug für Papageien. Sehr zu begeistern sind die Vögel auch für alles, was sich zerrupfen lässt – wie etwa ein Stück ausgestoch­ener Rasen. Dazu kom

men noch Futter- und Wassernäpf­e, die Halter auf einer Höhe von etwa 1,20 Meter anbringen. Sie sollten so platziert werden, dass keine Sitzplätze über ihnen liegen. Sonst sind sie ständig mit Kot verschmutz­t und müssen täglich gereinigt werden. Zur Hygiene gehört es, das Badewasser regelmäßig auszutausc­hen und Futterrest­e zu entfernen, erklärt Hebel. Außerdem muss die Luftfeucht­igkeit in der Voliere mindestens 60 Prozent betra

gen.

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FOTO: PATRICK PLEUL ?? Der Orangenhau­ben-Kakadu kann ganz schön den Schnabel aufreißen. Halter müssen sich darauf einstellen, dass die Tiere Krach machen. Kakadus, hier Inka-Kakadus, sind Schwarmvög­el, die nicht alleine gehalten werden sollten.
FOTO: FRANZISKA KOARK FOTO: PATRICK PLEUL Der Orangenhau­ben-Kakadu kann ganz schön den Schnabel aufreißen. Halter müssen sich darauf einstellen, dass die Tiere Krach machen. Kakadus, hier Inka-Kakadus, sind Schwarmvög­el, die nicht alleine gehalten werden sollten.

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