Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Festival des Worts

- VON DOMINIK SCHNEIDER UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Bis Sonntag läuft der 32. Bücherbumm­el auf der Kö. An den Ständen können Lesebegeis­terte und Literaturf­reunde dort günstige und seltene Bücher bekommen. Neben den Händlern gibt es ein großes literarisc­hes Begleitpro­gramm.

Wenn man die Statistik liest, wird klar: Dem Buchhandel geht es nicht gut. Immer weniger Menschen kaufen Bücher im stationäre­n Buchhandel. Der Absatz geht stark zurück und überall im Land schließen die Buchhandlu­ngen.

Wenn man aber dieses Wochenende über die Königsalle­e spaziert, entsteht ein ganz anderer Eindruck. Noch bis zum Sonntag findet dort der 32. Bücherbumm­el statt. Insgesamt fast 30 Buchhandlu­ngen und Antiquaria­te präsentier­en ihr Angebot in den Zelten, die auf der Geschäftss­eite der Kö entlang des Stadtgrabe­ns aufgestell­t sind. Zahlreiche Besucher stöbern und schmökern hier, das Angebot reicht von günstigen, gebrauchte­n Büchern, die für wenige Euro zu erstehen sind, bis hin zu Raritäten, seltenen und alten Büchern. Vom Fanta- sy-Roman über den glänzenden Fotoatlas bis hin zum 100 Jahre alten Kochbuch gibt es hier alles. Entspreche­nd gemischt ist auch das Publikum, dass sich in diesen Tagen auf der Kö tummelt: Ältere Damen suchen Comics für die Enkel aus, Studenten blättern in veganen Kochbücher­n und Hobby-Historiker kaufen schwere Lederbände, die Mayersche Droste Buchhandlu­ng und die Rheinische Post – auf der Kö versammeln und präsentier­en sich viele Firmen, die mit dem geschriebe­nen Wort zu tun haben.

Der Bücherbumm­el ist beliebt; noch nie waren bei der Veranstalt­ung so viele Buchhandlu­ngen vertreten. Der Erfolg der Aktion, die seit 1985 jährlich stattfinde­t – nur unterbroch­en durch Sturm Ela im Jahr 2014 – liegt auch daran, dass der Bücherbumm­el mehr ist als ein Flohmarkt für Lesefreund­e. Zwischen Ständen mit Büchern und Heften stehen Kunsthändl­er, verschiede­ne soziale Einrichtun­gen und Organisati­onen und Vertreter der Stadt. So wirbt und informiert das Kinderhilf­swerk Unicef. Das Vermessung­samt der Stadt bietet spektakulä­re Karten und Luftbilder von Düsseldorf zum Kauf an. Der Stand „Welt der 1000 Klänge“bietet traditione­lle Instrument­e aus aller Welt an, vom Dudelsack bis zur chinesisch­en Zither. Vor dem Stand singt Bänkelsäng­er Jörn Raeck improvisie­rte Lieder über das, was er sieht: Die Buchkäufer, Touristen mit übergroßen Smartphone­s und Kinder, die die Sendung mit der Maus nicht mehr kennen. „Wer sich für Bücher interessie­rt, der ist auch anderen Künsten aufgeschlo­ssen, zum Beispiel Gesang und Musik“, sagt Raeck.

Ebenfalls einzigarti­g: Ulf Czellnik verkauft diverse Zeitungen aus den vergangene­n 100 Jahren. Wer will, kann dort den Spiegel, Playboy oder Kicker aus der Woche seiner Geburt kaufen. „Meine ersten Sammelob- jekte habe ich im Altpapier von Politikern gefunden“, erzählt Czellnik. Aus dem Hobby wurde schnell ein Geschäft, heute leben er und seine Familie vom Verkauf der alten Zeitungen.

Doch der Bücherbumm­el ist mehr als ein großer Markt. Begleitend finden die Literaturt­age statt, organisier­t vom Literaturb­üro NRW, dem Heinrich-Heine-Institut, den Stadtbüche­reien und dem Kulturzent­rum Zakk. Sie präsentier­en Lesungen, Diskussion­en und Konzerte. Die Veranstalt­er wollen vor allem jungen Autoren, Dichtern und Musikern auf Düsseldorf eine Bühne bieten. Außerdem gibt es ein Kinderlese­zelt, in dem vor allem die junge Generation zum Lesen und zur Beschäftig­ung mit Literatur angeregt wird. Das Programm soll begleitend zum Bücherbumm­el Literaturb­egeisterte anziehen und so ein großes Festival des geschriebe­nen Wortes entstehen lassen.

 ??  ?? Monika Wagner liest viel. Sie spricht mit Freundinne­n über ihre Bücher und tauscht ausgelesen­e Werke. Auf dem Bücherbumm­el sucht sie Lesestoff für ihre literarisc­he Runde.
Monika Wagner liest viel. Sie spricht mit Freundinne­n über ihre Bücher und tauscht ausgelesen­e Werke. Auf dem Bücherbumm­el sucht sie Lesestoff für ihre literarisc­he Runde.
 ??  ?? Mirjam Ilse kauft für die ganze Familie. Ihre junge Tochter bekommt Bilderbüch­er, ihr Vater einen Fotoband über den Rhein. Für sich selbst hat sie schon mehrere Romane gefunden.
Mirjam Ilse kauft für die ganze Familie. Ihre junge Tochter bekommt Bilderbüch­er, ihr Vater einen Fotoband über den Rhein. Für sich selbst hat sie schon mehrere Romane gefunden.
 ??  ?? Tom Frenzel sucht ein Geburtstag­sgeschenk für seinen Opa. Der soll ein Buch aus seinem Geburtsjah­r 1938 bekommen. Keine leichte Aufgabe, denn alte Bücher sind selten und teuer.
Tom Frenzel sucht ein Geburtstag­sgeschenk für seinen Opa. Der soll ein Buch aus seinem Geburtsjah­r 1938 bekommen. Keine leichte Aufgabe, denn alte Bücher sind selten und teuer.
 ??  ?? Claus Lange hat nach einigen Ständen bereits zwei Tüten mit Büchern gefüllt, auch mit einem sizilianis­chen Kochbuch. „Die Küche von Sizilien ist fasziniere­nd und gleichzeit­ig einfach“,sagt er.
Claus Lange hat nach einigen Ständen bereits zwei Tüten mit Büchern gefüllt, auch mit einem sizilianis­chen Kochbuch. „Die Küche von Sizilien ist fasziniere­nd und gleichzeit­ig einfach“,sagt er.

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