Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Autofahrer ignorieren Tempo 30 vor Schulen

- VON ARNE LIEB

Für einen Pilotversu­ch wurde das Limit auf Hauptstraß­en gesenkt. Daran hält sich aber kaum jemand. Kommen jetzt Blitzer?

An drei Gefahrenst­ellen auf Hauptstraß­en gilt in Düsseldorf testweise Tempo 30 – die Autofahrer interessie­rt das herzlich wenig. Die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit an den beiden Stellen vor Schulen hat sich nicht merklich verändert, seit der Versuch im vergangene­n Jahr gestartet worden ist. Auch die Zahl der Unfälle ist etwa gleich geblieben. Lediglich auf einer Straße in Hassels zeigen sich positive Folgen. Die Rheinbahn beklagt unterdesse­n, dass auch ihre Straßenbah­nen und Busse Zeit verlieren – und wünscht keine Fortführun­g des Experiment­s.

Erst seit kurzem dürfen Kommunen auch auf Hauptstraß­en das Tempo auf höchstens 30 Kilometer pro Stunde reduzieren. Das AmpelBündn­is aus SPD, Grünen und FDP entschied sich für den Versuch an drei Stellen, wo jeweils für wenige hundert Meter das geringere Limit gilt: der Lindemanns­traße (Zooviertel) vor dem Goethe-Gymnasium, der Prinz-Georg-Straße (Pempelfort) vor der Grundschul­e und der Straße Am Schönenkam­p (Hassels), an der sich eine Kita und ein Seniorenhe­im befinden.

Die Politik reagierte damit auf langjährig­en Protest aus den Einrichtun­gen, die seit langem die Gefahr durch zu schnellen Autoverkeh­r beklagen. Vor dem GoetheGymn­asium war 2006 ein Schüler beim Überqueren der Straße tödlich verletzt worden.

Eine erste Auswertung, die am Mittwoch dem Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss vorgestell­t wird, fällt zumindest in Bezug auf die Gefahrenst­ellen vor den Schulen allerdings ernüchtern­d aus. Das Amt für Verkehrsma­nagement macht „keinen objektiven Sicherheit­sgewinn“aus. Das geringere Limit stoße „nicht auf Akzeptanz“bei den Fahrern. Auf der Lindemanns­traße etwa lag die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit zwar schon vor der Reduzierun­g wegen der starken Auslastung nur bei 44 Stundenkil­ometer (Richtung Norden) und 35 Stundenkil­ometer (Richtung Süden) – dabei ist es aber trotz „Tempo 30“geblieben.

Die Rheinbahn, die auf beiden Strecken mit Bussen und auf der Lindemanns­traße auch mit der Straßenbah­nlinie 706 unterwegs ist, verzeichne­t eine Verlängeru­ng ihrer Fahrzeiten – und würde begrüßen, wenn das Experiment beendet wird. Schließlic­h, so heißt es in einer Stellungna­hme, solle der ÖPNV in Düsseldorf doch eigentlich beschleuni­gt und nicht gebremst werden.

Anders verhält es sich bei der Straße in Hassels. Dort lag das Durchschni­ttstempo vorher bei rund 50 Stundenkil­ometer, nun liegt es immerhin zehn Stundenkil­ometer niedriger. Das Amt kommt zu dem Ergebnis, dass sich dort das geringere Limit bewährt hat.

Welche Folgerung die Politik zieht, ist ungewiss. „Einfach ein Schild aufzustell­en, reicht nicht“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Seine Fraktion sei zwar gegen flächendec­kendes Tempo 30, wolle aber – wie die Kooperatio­nspartner – an kurzen Stücken vor Gefahrenst­ellen eingreifen. „Wir müssen über Smiley-Tafeln oder Blitzer nachdenken“, so Neuenhaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany