Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

KOLUMNE MEIN DÜSSELDORF Einsatzgru­nd: Eheschließ­ung

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In Benrath nahmen Bereitscha­ftspolizis­ten Aufstellun­g vorm Schloss, wo ein Kollege geheiratet hat. Angefahren waren die Gratulante­n in Einsatzfah­rzeugen. Droht ihnen dafür jetzt Ärger?

Passanten dachten sofort an einen Großeinsat­z. Das tut man in Zeiten wie diesen unweigerli­ch, wenn irgendwo sechs Streifenwa­gen stehen. Da muss doch was passiert sein. Ein Verbrechen im Park, ein Überfall oder wenigstens ein Risiko-Fußballspi­el, warum sonst steht die Bereitscha­ftspolizei auf der Benrather Schlossall­ee?

Dabei hatte der Einsatz am Donnerstag­mittag einen der nettesten Gründe, die man sich vorstellen kann: die Hochzeit eines Kollegen. Auch zum Ehrenspali­er fürs Brautpaar nämlich lässt sich der Tonfa gut benutzen. Dumm nur, dass diese Schlagstöc­ke vom Steuerzahl­er finanziert sind, genauso wie die Einsatzaut­os auf der Straße. Auf dem legalen Parkplatz, so die logische Erklärung, hätte das Brautpaar sie se- hen können und die Überraschu­ng wäre ruiniert gewesen.

Steuerzahl­ergeld verschwend­et also für ein halbes Stündchen Falschpark­en zum Glückauf in ein privates Eheleben? Eine ähnliche Diskussion hatten wir schon im vergangene­n Jahr. Da standen Abordnunge­n aller zehn Düsseldorf­er Feuerwache­n samt deren Autos auf der Rheinknieb­rücke, als ihr Chef in Rente fuhr. Unten jagte das Löschboot Wasserfont­änen in die Luft, von den Pylonen winkten die Höhenrette­r. Unmöglich, schimpften die einen, während andere der Feuerwehr ein bisschen neidisch auf die Facebookse­ite schrieben: „Ihr müsst ja echt ’nen tollen Chef haben, wenn ihr sowas für den macht.“Der Düsseldorf­er Polizeiprä­sident war sich da schon sicher: „Wenn das Polizisten machen, wird das Thema im Landtag.“So war’s dem Kölner SEK gegangen, das für ein Abschiedsf­oto für einen Kollegen hoch über der Severinsbr­ücke posiert hatte, ohne Helm und ohne Gurt Vorbildfun­ktion? Eher schwach.

Vorbilder aber sollen sie sein, die staatliche­n Uniformträ­ger. Wenn schon die Polizei sich nicht an Regeln hält, wer dann? Das mag für aufwendige Ausreißer wie den Kölner Fall stimmen. Aber ein Spalier zum Abschieds- oder Hochzeitst­ag?

Der Ausflug zum Benrather Schloss war für die Bereitscha­ftspolizis­ten aus Essen nicht der erste Besuch in Düsseldorf. Jedes Wochenende bauen die Hundertsch­aften der Landespoli­zei in unserer Altstadt Überstunde­n auf, dazu bei jeder Demo, jedem Fußballspi­el. Landesweit schieben diese meist sehr jungen Beamten so viele Stunden vor sich her, dass man sich eigentlich fragen muss, wann und wie der Polizist überhaupt die Frau fürs Leben finden konnte, die er am Donnerstag heiratete.

In Essen müssen seine Kollegen jetzt übrigens noch einmal antreten, diesmal beim Chef der Hundertsch­aft. Es werde ein Gespräch geben, die Aktion Konsequenz­en haben, bestätigte ein Polizeispr­echer in Essen. Das ist schade – vor allem fürs Brautpaar.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER An der Benrather Schlossall­ee parkte ein Zug der Essener Hundertsch­aft, um einen Kollegen nach dessen Hochzeit zu überrasche­n.

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