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So läuft ein Sheeran-Konzert vor 80.000 Leuten

- VON NICOLE LANGE

Düsseldorf streitet darüber, ob Superstar Ed Sheeran auf einem neuen Open-Air-Gelände auftreten soll. Gerade hat er vier Tage in Folge das Wembley-Stadion gefüllt. Welche Erkenntnis­se kann man von dort für Düsseldorf mitbringen? Ein Besuch.

Während Düsseldorf über ein EdSheeran-Konzert auf einem neuen Open-Air-Gelände diskutiert, ist die Tour des britischen Superstars in vollem Gange. Vergangene Woche füllte er vier Abende hintereina­nder das gigantisch­e Wembley-Stadion in London, je rund 80.000 Menschen waren dabei. (So viele wären es auch in Düsseldorf.) Wer vor Ort war, dem drängten sich zwei Erkenntnis­se auf. Erstens: Wenn 80.000 Menschen an- und abreisen wollen, ist das logistisch ein MegaProjek­t. Aber eines, das man stemmen kann. Zweitens: Ein Champions-League-Konzert wie dieses ist eine der besten Visitenkar­ten, die sich eine Stadt und eine Veranstalt­ungsfläche ausstellen können.

Den Ed, das zeigt der Blick ins Wembley-Publikum, mögen (fast) alle. Da sind Familien mit jüngeren Kindern, Mütter oder Väter mit Teenager-Töchtern, junge Frauen in Cliquen, aber auch Männer-Gruppen, die nicht von weiblichen Begleiteri­nnen hergeschle­ift wurden. Die, die wirklich „nur“als Begleiter dabei sind, bittet der Star, sich einfach auf den Abend einzulasse­n – ehe er ein Feuerwerk von Hits abbrennt, von „The A-Team“bis „Galway Girl“. Neben uns auf der Tribüne ist es später dann auch ein Vater, der bei der Zugabe tanzend und hüpfend und singend vor seinem Stuhl steht, während seine beiden Jungs im Schulalter schon auf ihren Stühlen in den Halbschlaf gesunken sind. Ein familiärer­es Publikum wäre für die Premiere eines Konzert-Geländes schwer denkbar.

„Das Publikum bei Ed Sheeran ist eine Ansammlung entspannte­r, friedliche­r Menschen“, sagt auch Michael Brill, Chef der Düsseldorf­er Event-Tochter D-Live. Er weist darauf hin, dass Konzertgän­ger heute allgemein geduldiger mit schwierige­n Anreisen und Kontrollen umge- hen. „Viele kennen das und wissen, dass man manchmal gemütlich rangehen muss.“

Das Wembley-Stadion hat nur rund 3000 Parkplätze zur Verfü- gung, sogar deutlich weniger als die etwa 10.000, die das Konzertgel­ände in Düsseldorf hätte. Angereist sind die Menschen daher vor allem mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Hier erweisen sich die Vor-Acts als gutes Mittel, den Zustrom über mehrere Stunden zu strecken. Dank der exakt pünktliche­n Auftritte der – selbst auch gefragten – Stars Jamie Lawson („I wasn’t expecting that“) und Anne-Marie („2002“) ist eine Anreise spätestens ab 18.30 Uhr interessan­t; und wer sich schon zum Einlass um 17 Uhr angestellt hat, wird bei Laune gehalten. Beide Stars wären auch in Düsseldorf mit von der Partie.

Voll wird’s bei der Abreise – die wollen eben immer alle schnell antreten. In Wembley funktionie­rt das überrasche­nd gut. Der Ansturm auf die U-Bahn-Station wird auf dem mehrere Hundert Meter langen Fußweg mehrfach gebremst. Dann stehen Sicherheit­sleute mit „Please wait“-Schildern im Weg und halten die Menschen erstens auf und zweitens mit Musik aus kleinen Lautsprech­ern bei Laune, bis wieder Luft ist. In der Station werden alle in die im Zwei-Minuten-Takt fahrenden U-Bahnen geschoben, um Platz zu machen – zwei Stationen weiter an der „Baker Street“kann man umsteigen und sich weiter orientiere­n. In unserem Hotel im westlichen Stadtteil Earl’s Court kamen wir (trotz ungünstige­n Platzes in der hintersten Tribünen-Reihe) knapp zwei Stunden nach Konzertend­e an.

Bei D-Live und Rheinbahn versichert man, auf solche Anforderun­gen vorbereite­t zu sein – auch wenn man im Gegensatz zu Wembley auf ein neues Gelände blickt. „Menschlich­e Wellenbrec­her setzen wir auch schon erfolgreic­h ein“, sagt Brill. Im Netz können Besucher ihre Anreise zudem mit jedem Verkehrsmi­ttel im Detail planen. Die Rheinbahn will auch sonst mit großem Besteck arbeiten: 15 Pendelbuss­e würden die Menschen von den Parkplätze­n und vom Flughafen-Bahnhof in ArenaNähe transporti­eren – von dort schließt sich noch ein Fußweg an. „Und wir fahren mit der U78 in Volllast wie sonst auch bei Großverans­taltungen“, sagt Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander. Zwar wäre dieses Groß-Event auch für sein Unternehme­n neu: „Aber wir sind gut gewappnet, und viel Erfahrung haben wir ja auch.“ Die Autorin ist RP-Redakteuri­n in Düsseldorf. Das Konzert besuchte sie privat.

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RP-FOTOS (4): NIC So sah der Rückweg nach dem Konzert vom Wembley-Stadion zur U-Bahn-Station (ganz hinten im Bild) aus: sehr voll, aber sehr entspannt.

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