Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Bewohner im alten Mühlenhof

- VON ANKE KRONEMEYER

Neun Altbau- und 24 Neubauwohn­ungen an der Kanzlei sind fast fertig, ein Großteil davon ist verkauft und bereits bezogen. Am Samstag öffnet das Areal beim Tag der Architektu­r und lädt zu Führungen und Rundgang ein.

Charles und Ragnhild Fränkl leben seit 20 Jahren in Büderich. Er, ein Schweizer, sie, eine Norwegerin, haben mit ihren Kindern zentral gewohnt und irgendwann mitbekomme­n, dass ganz in der Nähe ein Neubau-Projekt entsteht: der historisch­e Mühlenhof an der Kanzlei. Bauträger Gerd Lichius aus Neuss hat das alte Gebäude gekauft und zu einem ungewöhnli­chen Wohnprojek­t entwickelt. Vorne ein Riegel mit 24 Neubauwohn­ungen, die zwischen 60 und 100 Quadratmet­er groß sind, hinten das alte Mühlengebä­ude, in dem neun Wohnungen ab 165 Quadratmet­ern auf mehreren Ebenen entstanden. Für Ehepaar Fränkl war schnell klar: Wenn die Kinder aus dem Haus sind, verkaufen wir unser Eigenheim und kaufen uns dort eine Wohnung. Gesagt, getan: Morgen kommt der Umzugswage­n und geht es in die neue Wohnung an neuer Adresse. Und am Samstag kann es sein, dass der ein oder andere Neugierige dann bei ihnen klingelt. Denn der Mühlenhof gehört zum Programm des Architektu­r-Tages. Von 12 bis 16 Uhr finden dort Führungen und Rundgänge statt und gibt es am Streetfood-Wagen auch noch etwas zu essen für die Besucher.

Vier Jahre lang wurde insgesamt für den 4000 Quadratmet­er großen Mühlenhof geplant. Entwickler Lichius hat den Neubau-Riegel selbst gebaut, für den Altbau hat er sich Experten-Hilfe aus Düsseldorf geholt. Das Team um Andreas Knapp und Robert Tyborski vom Büro „anderswohn­enindersta­dt“hat bei allen Wohnungen versucht, den historisch­en Charme des Gebäudes von 1900 zu erhalten und mit modernen Elementen zu kombiniere­n. Das bedeutet dann, dass die Mauern zum Beispiel in der Wohnung von Familie Fränkl eben alt, der Glas-Fußboden neu ist. Und es ist genau diese Mischung, die den Charme der einzelnen Wohnungen ausmacht. „Das war es auch, was uns so gut gefallen hat“, sagt Charles Fränkl. „Dass man etwas Neues hat, was aber trotzdem an etwas Altes erinnert.“

Vor allem die bisherige unterschie­dliche Nutzung des Gebäudes, das mal eine elektrisch betriebene Kornmühle, dann ein Bauernhaus, zuletzt ein Auktionsha­us war, mache es so spannend, sagt Marina Roupa vom Architektu­rbüro zentralbau. Beim Freilegen der Mauern sei man auch immer wieder auf die Zeugnisse der unterschie­dlichen Nutzung gestoßen, so Architekt Robert Tyborski: Mal kam unter dem Putz eine Tür, mal ein Fenster hervor. Der neue Betreiber brauchte weder Tür noch Fenster und hats zugemauert.

Die neuen Bewohner des alten Mühlenhofs haben durchaus miteinande­r Kontakt: So muss aus baurechtli­chen Gründen vom Balkon der Familie Fränkl eine Tür zum Nachbarn zu öffnen sein, damit im Notfall die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter sie retten kann. Die Leiter ließe sich nur an den Balkon der Nachbarn andocken. Und die Dachterras­se des vierten Stocks wird gedrittelt, jeder Bewohner hat ein eigenes Stück, das er nutzen kann. Mit Sichtschut­z, aber trotzdem Kontaktmög­lichkeiten.

Die werden sicher bei der ein oder anderen Party entstehen. Zum Beispiel, wenn der Schweizer Charles Fränkl am 1. August seinen Nationalfe­iertag anlässlich des Rütlischwu­rs im Jahr 1291 begeht. Spätestens dann, so hatte er beim Kauf gebeten, sollte seine Wohnung fertig sein. Hat geklappt.

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