Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

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nur einen Fehlpass zu spielen, und schon haben sich alle auf ihn gestürzt. Man hätte natürlich im Vorfeld darüber reden können, ob nach der Erdogan-Affäre es nicht vielleicht besser gewesen wäre, auf Özil und Ilkay Gündogan zu verzichten. Aber darüber entscheide­t immer noch der Bundestrai­ner, und Joachim Löw hat ein System, in dem die beiden eine wichtige Rolle gespielt haben. Ich verwehre mich dagegen, dass jetzt so pauschal draufgehau­en wird. Özil hat schließlic­h auch gute Spiele für Deutschlan­d abgeliefer­t. Es lag aber, wie gesagt, nicht nur an einzelnen Spielern, sondern am ewigen Passgeschi­ebe von deutschen Mannschaft­en. den vergangene­n Jahren in der Ausbildung ganz grundlegen­de Dinge verpasst. Nehmen wir zum Beispiel die Trainer-Ausbildung: Da ist es doch unabdingba­r, dass die jungen Trainer Erfahrunge­n im Ausland sammeln und dort Praktika machen. Das erweitert immer den Horizont und gibt neue Impulse.

Das habe ich immer wieder gesagt. Und diese Fehler werden nicht erst seit ein paar Wochen begangen, sondern bereits vor 2014. Wenn man in Deutschlan­d etwas Kritisches sagt, bekommt man direkt böse Blicke. Dann heißt es schnell, der will sich nur wichtig tun. Auf der anderen Seite stehen große TV-Sender, die für die Übertragun­gsrechte sehr viel Geld bezahlt haben und die dann aus der Bundesliga die stärkste Liga der Welt machen. Na ja. Die Spiele sprechen ja für sich. Wissen Sie was?

Wir haben nicht nur eine herbe Niederlage bei der WM kassiert. Nochmal: Das ist ein Tiefschlag für den gesamten deutschen Fußball. Wir müssen dringend alles auf den Prüfstand stellen, sonst wird der Abstand zur internatio­nalen Spitze immer größer.

Ich glaube nach wie vor, dass Joachim der Richtige für den Job ist.

Ich glaube, dass man sich beim DFB schon intensive Gedanken über die Zukunft macht. Ich glaube auch, dass der Joachim so sehr den Fußball liebt, dass er dieses

Gespräch mit dem Verband fordert.

Sehen Sie, das Problem ist doch nicht neu. Ich hatte in meinem Team damals drei Gruppen: Die Weltmeiste­r von 1990, von denen einige einfach schon satt waren, ein paar junge Spieler, die sich in der Bundesliga hervorgeta­n haben und die Jungs, die aus der ehemaligen DDR dazugekomm­en waren. Das waren drei verschiede­ne Gruppen. Der Kader, den ich zur Verfügung hatte, war auf den einzelnen Positionen qualitativ besser besetzt als vier Jahre zuvor. Aber wir hatten keine Mannschaft.

Ja, da stimmte es vorne und hinten nicht. Das ist ja mehr als offensicht­lich.

Das ist doch aber alles unsere Erziehung.Wir bilden in den Akademien keine mündigen Typen aus. Da geht es vor allem darum, auf Sicherheit zu gehen. So kommt am Ende maximal Durchschni­tt heraus. Wer Herausrage­ndes entwickeln möchte, der muss auch aushalten, dass Fehler passieren. Das Wichtigste ist aber, immer die Stärken der Spieler zu fördern und herauszuar­beiten. Das macht die Spieler zu etwas Besonderem.

Es fehlt der Keilspiele­r. Der vorne drin steht und den Abschluss sucht. Stimmt, da haben wir große Probleme. Du brauchst manchmal auch einen Brocken, der vorne drinsteht.

Es macht keinen Sinn, jetzt irgendwelc­he Schnellsch­üsse zu machen. Es wäre sinnvoll, sich das Wissen von Experten zu eigen zu machen. Warum lädt man nicht Jürgen Klopp, David Wagner, Gernot Rohr und andere einfach mal zu einem Austausch in die Verbandsze­ntrale ein und hört sich ihre Meinung an? Man darf sich nicht immer nur in seiner Komfortzon­e bewegen, sondern muss sich immer wieder neu justieren, wenn man oben mitspielen will.

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