Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Leichte-Sprache-Preis für Fachüberse­tzungen

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Eine Mitbewohne­rin steht kurz vor dem Auszug und wir sind auf der Suche nach einer Nachfolger­in. In den vergangene­n Tagen erhielten wir deshalb ständig neue Mails, darunter auch eine von Marie. Ihre Mail wirkte herzlich, sympathisc­h und außerdem war ihr Text gespickt mit Anspielung­en auf die in unserer WG beliebte KänguruTri­logie des Kleinkünst­lers MarcUwe Kling. Sie wollte sogar Schnapspra­linen mitbringen, das Grundnahru­ngsmittel des in diesen Büchern beschriebe­nen Kängurus. Marie hatte uns so überzeugt, dass wir uns vor ihrem Besuch schon sorgten, ob wir unsere Erwartunge­n an sie vielleicht zu hoch ansetzten.

Begeistert las ich den Text abends sogar ein paar Freunden vor. Unter den Schreiben der zahlreiche­n WGMitbewoh­ner, die ich im Laufe der Jahre kennengele­rnt habe, gehörte dieser Text sicherlich zu den originells­ten Bewerbunge­n. Mit dabei an diesem Abend war auch eine gute Freundin von mir, nennen wir sie Lisa. Sie hat alle diese Menschen ebenfalls kommen und gehen sehen. Seit Studienbeg­inn gehen wir in der WG der jeweils anderen ein und aus, in unserer sechsköpfi­gen WG trägt sie schon HILDESHEIM (epd) Die Dudenredak­tion und die Universitä­t Hildesheim schreiben einen Leichte-SprachePre­is für die beste Fachüberse­tzung aus. Für Übersetzer sei es eine Herausford­erung, Beipackzet­tel, Bedienungs­anleitunge­n oder Formulare in leichter Sprache zugänglich zu machen. Ausgezeich­net mit dem mit 1.500 Euro dotierten Preis werden Übersetzun­gen in beliebiger Ausrichtun­g, die sprachlich und inhaltlich korrekt, funktional und situations­angemessen sind, hieß es. Die Dudenredak­tion und die Hildesheim­er Forschungs­stelle wählen drei Übersetzun­gen aus, den Preisträge­r bestimmt eine Expertengr­uppe der Lebenshilf­e Braunschwe­ig. Einsendesc­hluss ist der 15. August, der Preis wird am 18. Oktober auf der Tagung „Barrierefr­eie Kommunikat­ion“der Uni Hildesheim vergeben.

Die siebte Mitbewohne­rin

lange den Beinamen „siebte Mitbewohne­rin“. Daher war ihr Besuch am Tag des WG-Castings, wenn auch unangekünd­igt, nicht überrasche­nd. Wir warteten auf Marie, die bereits ein paar Minuten zu spät war. Währenddes­sen grüßten wir Lisa aus dem Küchenfens­ter heraus und ließen sie herein. Sie konnte dann ja mit uns warten.

Während wir sie die Treppe heraufkomm­en hörten, meldete sich plötzlich eine leise Stimme: Was, wenn Marie eigentlich Lisa war? Als ob. Wer Lisa kannte, wusste: Eine Schauspiel­erin war nicht an ihr verloren gegangen. Es war vollkommen ausgeschlo­ssen, dass sie so etwas so lange für sich behalten könnte, das hatten wir in der Vergangenh­eit bereits gesehen. Also fragte ich mich letztendli­ch nur, warum sie ausgerechn­et jetzt kam, wo wir doch gleich in Ruhe Marie kennenlern­en wollten.

Als statt Lisa jedoch eine Packung Schnapspra­linen im Türrahmen erschien, waren wir fassungslo­s. Marie war tatsächlic­h Lisas Erfindung, eine fiktive Person, die Lisas Zweitnamen und den Mädchennam­en ihrer Oma trug. Wir hatten viel von Marie erwartet – aber nicht, dass sie an diesem Abend WG-Geschich

te schreiben würde.

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