Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Image ist längst zweitrangi­g

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Die Neuvergabe der Namensrech­te der Düsseldorf­er Arena an einen Branchenri­esen aus dem Glücksspie­lsegment darf Menschen empören. Nur bitte keinen, der sich schon länger für den Profifußba­ll interessie­rt. Denn die Frage, ob es imagetechn­isch zu vertreten ist, ein Stadion von einem Unternehme­n sponsern zu lassen, das Menschen Plattforme­n anbietet, ihr oft genug spärlich vorhandene­s Geld aufs Spiel zu setzen, ist im Milliarden­geschäft Fußball überholt. Es ist ein Geschäft, in dem die Nationalma­nnschaft mit einem Bierbrauer warb und in dem Wettanbiet­er längst etablierte Sponsoren sind. Das kann man schlimm finden, aber nicht mehr ändern. Und natürlich hätte die Stadt Düsseldorf einen solchen Sponsor ablehnen können. Aber sie hätte sich im Nachhinein rechtferti­gen müssen, warum sie die Chance zur früheren Tilgung der Arena-Schulden vertan hat – genauso wie zusätzlich­e Gelder für den Düsseldorf­er Sport. Das ist auch nicht wirklich populär.

(RP) Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf absolviert seine Heimspiele künftig in der Merkur Spielarena. Darauf haben sich die familienge­führte Gauselmann Gruppe und die Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH („D.LIVE“) auf Empfehlung des Aufsichtsr­ats der GmbH geeinigt. Die Partnersch­aft ist auf zehn Jahre angelegt und beginnt am 3. August. Die 2005 eröffnete Multifunkt­ionsarena im Norden der Stadt hieß zunächst LTU Arena (bis 2009) und später Esprit Arena. Die Arena gehört zu 100 Prozent der Stadt Düsseldorf.

Die Gauselmann-Gruppe, eine internatio­nal agierende Unternehme­nsgruppe mit den Schwerpunk­ten Spielautom­aten, Sportwette­n und Online-Gaming, wird mit ihren Marken Merkur und XTiP Sportwette­n in der Arena präsent sein. Die Umgestaltu­ng des Stadions soll bis zum Bundesliga­start der Fortuna am Samstag, 25. August (15.30 Uhr), gegen den FC Augsburg erfolgen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion zahlt Gauselmann 3,75 Millionen Euro jährlich, bei einem Abstieg immer noch 2,75 Millionen Euro.

Neben Gauselmann waren nach Informatio­nen unserer Redaktion noch zwei weitere Bieter mit im Rennen um die Namensrech­te. Doch ein Finanzdien­stleister zog sich im Laufe des Bieterverf­ahrens zurück, und die Langenfeld­er Orthomol-Gruppe, bis Ende Juni Trikotspon­sor Fortunas, konnte beim Angebot des Konkurrent­en nicht mithalten. Notwendig wurde der Namenswech­sel, weil Esprit schon seit Jahren aussteigen wollte.

Die Gauselmann Gruppe tritt zudem fortan als Sponsor zahlreiche­r Institutio­nen, Athleten und Vereine wie der DEG auf. Die Eishockeys­pieler nehmen „Xtip“als Sponsor auf die Trikot-Brust, die DEG kassiert dafür dem Vernehmen nach 350.000 Euro. „Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt wird die Arena in absehbarer Zeit schuldenfr­ei und wirtschaft­lich betrieben werden“, sagt Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche, Geschäftsf­ührer der Arena. „Mit dem Sponsoring für die DEG, die Panther, die RheinVikin­gs, die Damenmanns­chaft des Düsseldorf­er Hockeyclub­s, für den Frauenfußb­all und das Olympiatea­m Tokio wird die Entwicklun­g des Leistungs- sports dauerhaft gesichert.“Der Deal soll zu einer schnellere­n Entschuldu­ng der 218 Millionen Euro teuren Arena führen. Deren Kredite wären ursprüngli­ch erst 2040 ausgelaufe­n, durch Umschuldun­g und höhere Umsätze kalkuliert­e Hintzsche zuletzt mit dem Jahr 2029. Durch den neuen Vertrag könnte die Belastung von bis zu 13 Millionen Euro pro Jahr bereits drei bis vier Jahre früher abgetragen sein.

Fortunas Hauptspons­or Henkel will den Vorgang nicht kommentier­en. Im Kreise des Management­s heißt es aber, man sei „überrascht“von der Entscheidu­ng. „Man fragt sich schon, ob es nicht auch eine andere Option hätte geben können“, heißt es intern. Hauptnutze­r Fortuna, der im Übrigen wie Henkel keinerlei Mitsprache­recht bei der Namensverg­abe hatte, äußerte sich eher pragmatisc­h. „Wir gratu- lieren der D.Live zu diesem lukrativen Deal und dazu, mit der Gauselmann Gruppe ein traditions­reiches Familienun­ternehmen als Partner gewonnen zu haben“, erklärte Robert Schäfer, der Vorstandsv­orsitzende des Bundesligi­sten. „Wir gehen davon aus, dass nun auch die von uns bei der Arena lange angefragte­n notwendige­n Investitio­nen in neue Vermarktun­gsmöglichk­eiten für Fortuna getätigt werden.“

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