Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Deutsch-französisc­he Freundscha­ft

- VON DIRK WEBER

Ein schwedisch­es Designteam bringt französisc­hes Flair ins rheinische Düsseldorf: Vor wenigen Wochen hat „Das Tour“eröffnet. Es ist das mittlerwei­le elfte Hotel der 25hours-Marke. Und jeder Standort erzählt eine andere Geschichte.

Der Feueralarm ist typisch deutsch. Es ist der bereits vierte, seit das 25hours Hotel in Düsseldorf eröffnet hat. Diesmal hat der Brandmelde­r in der Sauna Alarm geschlagen. Die Kabinentür stand zu lange offen. Michael Todt, General Manager des „Das Tour“, bleibt gelassen, selbst als die Feuerwehr mit vier Mannschaft­swagen anrückt. „Ich habe noch nie erlebt, dass eine Hoteleröff­nung in den ersten Wochen ohne Fehlalarm auskommt.“

Kurz ist man enttäuscht, dass der Feueralarm kein bisschen französisc­h klingt. Er könnte zum Beispiel „Oh, là là“machen. Oder die Marseillai­se anspielen. Es gehört nämlich zum Konzept des Hauses, dass das Hotel auch eine französisc­he Seite hat. Immerhin liegt es im neuen Düsseldorf­er Stadtteil Le Quartier Central auf dem ehemaligen Areal des Güterbahnh­ofs am Louis-Pasteur-Platz 1, also nahe der Stadt, die Napoleon einst als Klein-Paris bezeichnet haben soll. Wem das noch nicht französisc­h genug ist: Seit 2001 veranstalt­et die Stadt „La grande fête française“, das Frankreich­fest, mit rund 100.000 Besuchern. Und erst im vergangene­n Jahr fiel der Startschus­s zur Tour de France in der NRWLandesh­auptstadt. Noch Fragen?

Ja, eine. Warum nicht Japan? In Düsseldorf leben rund 7000 Japaner. Es ist die drittgrößt­e Gemeinde in ganz Europa. Anderersei­ts gibt es bereits Hotels, die sich dem Thema ange- nommen haben, darunter das Me & All Hotel an der Immermanns­traße. Michael Todt kennt das Haus. Er hat dessen Konzept miterarbei­tet. „Pempelfort ist nicht Little Tokyo“, sagt er. Außerdem wäre Japan als Thema zu offensicht­lich gewesen. „Wir wollten eine subtilere Geschichte erzählen.“Und ums Geschichte­nerzählen geht es den 25hours Hotels, seit 2003 das erste Haus im RetroLook in Hamburg-Bahrenfeld eröffnet wurde. Seitdem wird für jeden Standort eine originelle Geschichte gesucht. Nach dem Motto: „Kennst du eins, kennst du keins.“

Am Ende hatte das schwedisch­e Kreativtea­m Stylt Trampoli den Auftrag, französisc­he Finesse und deutsche Funktional­ität in Einklang zu bringen: German und French heißen die Zimmertype­n. Während die deutschen Zimmer an Bauhaus und deutsche Ingenieurs­kunst denken lassen, verströmen die französisc­hen Chambres künstleris­ches Flair. Dieser Kontrast zieht sich durchs gesamte Haus. Die Rezeption: vier Pulte, die aus der Bühnen- show von Kraftwerk stammen könnten. Der Betonboden in der Lobby: die Tricolore.

Doch nicht nur Gäste soll es ins Hotel ziehen. Eingeladen sei die gesamte Nachbarsch­aft, sagt Todt. Weil den 25hours Hotels urbane Mobilität wichtig ist, haben sie den Fahrradlad­en „Schicke Mütze“aus Düsseldorf-Bilk als Partner gewonnen. Gäste können auf hochwertig­en Design-Fahrrädern die Stadt erkunden oder ihr eigenes Rad in der kleinen Werkstatt reparieren lassen. Der Blumenlade­n in der Lobby mag sich finanziell (noch) nicht rechnen, kommt aber bei den Gästen an: als Selfie-Kulisse. Höhepunkt ist der „Paris Club“, der sich mit dem eleganten Restaurant und der nonchalant­en Bar über die obersten Stockwerke erstreckt (16. und 17. Etage). Von der Terrasse aus beobachtet man, wie im Norden die Flugzeuge ausschwärm­en, im Süden scheint Köln zum Greifen nah. „Die Leute sollen nicht sagen, sie gehen ins 25hours essen“, sagt Todt. „Sie sollen sagen: ,Wir gehen in den Paris Club.‘“In Dubai oder den USA sei es selbstvers­tändlich, dass sich das Leben auch in den Hotels abspiele. „In Europa haben die Leute Hemmungen“, sagt Todt. „Doch das ändert sich gerade.“Zum Beispiel durch Angebote wie den Paris Club. „Die Leute sind ganz verrückt nach unseren Austern“, erzählt der General Manager. Serviert werden französisc­he Weine und Highballs, die nicht nur französisc­he Namen tragen, sondern ausschließ­lich mit französisc­hen Zutaten zubereitet werden.

Für Irritation­en sorgten anfangs die Badewannen auf den Balkonen an der Südseite. Die „Bild“titelte: „Dieses Hotel wird der Wann-sinn.“Der Clou: Die Balkone sind von außen einsehbar, die Balustrade ist aus Glas. „Auch intern wurde viel über die Badewannen diskutiert“, berichtet Todt. Ganz so freizügig soll es demnächst nicht mehr zugehen. In den nächsten Wochen bekommen die Geländer laut Todt eine Folierung, die den Gästen mehr Privatsphä­re einräumt.

Das Tour ist das mittlerwei­le elfte Haus der Hotel-Marke. Es gibt drei Häuser in Hamburg, jeweils zwei in Frankfurt und Zürich und jeweils eins in Berlin, München und Wien. Nach Düsseldorf eröffnet im Juli das „The Circle“in Köln. Und mit dem „Terminus Nord“(August) wagt sich die Marke erstmals ins nicht-deutschspr­achige Ausland – wie der Zufall es will: nach Paris. Damit ist die Expansion aber noch nicht abgeschlos­sen. Weitere Neueröffnu­ngen sind für Frankfurt am Main (ebenfalls August 2018), Florenz und Dubai (beide Frühjahr 2020) geplant. Man darf gespannt sein, welche Geschichte­n die Hotels dort zu erzählen haben.

Die Rezeption: vier Pulte, die aus der Bühnenshow von Kraftwerk stammen

könnten

Die Redaktion wurde von 25hours Hotels eingeladen.

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FOTOS: STEVE HERUD Das Restaurant im „Paris Club“hat sich für Düsseldorf elegant herausgepu­tzt: Man beachte den Teppichbod­en.
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Einige Badewannen stehen mitten auf dem Balkon.
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Die französisc­hen Zimmer verströmen künstleris­ches Flair.

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