Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Winterkorn­s Scheitern

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Die Schlinge zieht sich zu. Seit die USA einen Haftbefehl gegen Martin Winterkorn erlassen haben, kann der Ex-VW-Chef Deutschlan­d faktisch nicht verlassen, denn beim Grenzübert­ritt könnten die Handschell­en klicken. Nun tritt neben denVorwurf von Betrug und Marktmanip­ulation auch noch der von Steuerhint­erziehung. Sein Anwalt macht ein großes Fass auf, weil die Steuer-Akten denen zum Dieselskan­dal hinzugefüg­t und so einem breiten Kreis zugänglich gemacht wurden. Falls es bei den Steuerermi­ttlungen „nur“umWinterko­rns Steuerhint­erziehung und nicht etwa um Zahlungen von Schmiergel­dern geht, hätte die Justiz sich tatsächlic­h und ohne Not angreifbar gemacht.

Die Krokodilst­ränen kann sich Winterkorn­s Anwalt dennoch sparen: Was wäre selbst ein Verrat von Dienstgehe­imnissen gegen den Betrug zu Lasten von Millionen Autofahrer­n, gegen die Schädigung der Aktionäre und gegen den Jahre langen Gesetzesbr­uch? Bis heute hat Winterkorn keine Verantwort­ung übernommen, er ist als Manager ebenso gescheiter­t wie als Bürger.

Erdogan zu Gast

Allem Anschein nach drängt es den türkischen Präsidente­n Tayyip Recep Erdogan zu einem Besuch in Deutschlan­d. Dass seine letzte offizielle Visite in Berlin nun schon vier Jahre zurücklieg­t, hat allerdings nicht nur mit Terminzwän­gen zu tun. Erdogan ist, vorsichtig gesagt, ein schwierige­r Gast. Es ist noch gar nicht lange her, da warf der türkische Präsident Deutschlan­d Nazi-Methoden vor. Nach solchen bösen Entgleisun­gen geht man nicht ohne Weiteres zur Tagesordnu­ng über.

Nun kann man sich in der Politik leider nicht immer aussuchen, mit wem man sprechen will, und Erdogan ist nun einmal das gewählte Staatsober­haupt der Türkei. Ob man ihn gleich mit dem ganz großem Bahnhof empfangen muss, mit militärisc­hen Ehren und Staatsbank­ett, das sei einmal dahingeste­llt. Es geht schließlic­h nicht darum, Erdogan die Bühne für eine Propaganda-Show zu bieten. Es geht vielmehr darum, ein paar Dinge klarzustel­len. Zum Beispiel, dass wir türkische Einflussna­hme in Deutschlan­d, sei es über Predigten in Moscheen oder das Treiben von Geheimdien­sten, nicht akzeptiere­n.

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