Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Rückkehr zu G9 ist Herausforderung
Wer jetzt eingeschult wird, braucht wieder ein Jahr länger bis zum Abitur. Die Wiedereinführung von G9 wird nicht einfach für die Meerbuscher Gymnasien. Dennoch begrüßen die Schulleiter den Schritt.
Wer jetzt eingeschult wird, braucht ein Jahr länger bis zum Abitur. Die Rückkehr zu G9 wird für die Meerbuscher Schulen nicht einfach.
Mehr als 500 i-Dötzchen werden in dieser Woche eingeschult. Ihre Schullaufbahn wird anders sein als die der Schulneulinge der vergangenen Jahre: Statt acht Jahre werden die, die aufs Gymnasium gehen, wieder neun Jahre bis zum Abitur brauchen.
Bis dieser Jahrgang auf die weiterführenden Schulen gehen wird, dauert es noch. Dennoch: Die Rückkehr zu G9 in Nordrhein-Westfalen stellt die Meerbuscher Schulen vor Herausforderungen: „Die Neukonzeption der Kernlehrpläne, die Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern bei einem schon jetzt angespannten Arbeitsmarkt sowie die Problematik der Raumkapazität“, zählt Christian Gutjahr-Dölls, Schulleiter am Büdericher Mataré-Gymnasium, auf.
Dorothee Schiebler, Schulleiterin am Städtischen Meerbusch-Gymnasium, sieht ähnliche Hürden: „Die schulinternen Lehrpläne müssen an die neuen Vorgaben angepasst werden“, sagt sie. Eine organisatorische Herausforderung sei, dass mehr Schüler unterrichtet werden. „Die neue Stundentafel mit weniger Nachmittagsunterricht in der Sekundarstufe I wird aber sicher auch für Eltern eine Herausforderung, da das SMG keine Ganztagsschule ist“, so Schiebler.
Grundsätzlich befürworten die beiden Schulleiter die Wiedereinführung: Sie hoffe, dass die Schüler in der Sekundarstufe I durch weniger Nachmittagsunterricht mehr Zeit für Freizeitaktivitäten und somit auch mehr Ausgleich bekommen, und „wir so entspanntere Kinder unterrichten“. Sicher vereinfache das zusätzliche Jahr auch die Möglichkeit für Auslandsaufenthalte. „Ein Jahr länger Schule ist in jedem Fall positiv zu bewerten: Die Schüler sind reifer und haben in aller Regel konkretere Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft“, fin- det auch Gutjahr-Dölls.
Die Leiterin der Martinus-Grundschule, Anne Weddeling-Wolff, ist als Vertreterin der Grundschulen auch Mitglied im Schulausschuss und steht im Austausch mit vielen Meerbuscher Eltern: „Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich bekomme mit, dass die meisten die Wiedereinführung von G9 begrüßen, und das fehlende Jahr als Druck für die Kinder empfunden haben“, sagt sie.
Ute Piegeler, Fachbereichsleiterin Kultur, Schule, Sport bei der Stadt, kritisiert die Wiedereinführung:, „Die Sinnhaftigkeit der Rolle rückwärts erschließt sich mir in keiner Weise“, sagt sie. „Die Qualität dessen, was gelehrt werden muss, bleibt in der Strukturdebatte, ob acht oder neun Jahre Schule, hängen.“Im Arbeitskreis Schulentwicklung will sich die Stadt als Schulträgerin mit den Schulen bald unter anderem über die zukünftige Schülerbe- treuung, die Lehrpläne, Raumnutzung und die neuen Bedarfe an den Schulen Gedanken machen. Durch G9 seien mengenmäßig mehr Schüler an den Schulen, man müsse sich aber beispielsweise auch überlegen, ob etwa die Fachräume für Bio und Chemie noch den Anforderungen entsprächen.„Schule muss sich wieder neu finden“, sagt Piegler. Positiv sei: „Wir haben ein bisschen Vorlauf, bis die jetzigen Schulanfänger in der Oberstufe sind, bleibt noch Zeit.“