Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ich bin mal eben offline

Internet-Auszeiten sind im Trend. Absurd ist, sich online damit zu rühmen.

- DANIEL FIENE Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Die Kunst, das Smartphone im richtigen Moment zur Seite zu legen, beherrsche­n nicht viele. Dabei ist das derzeit schrecklic­h angesagt. In meiner letzten Kolumne hatte ich noch berichtet, wie uns die Internet-Konzerne mit neuen Zeitmess-Funktionen das Gefühl geben wollen, die Zeit im Griff zu haben. Mittlerwei­le nimmt der Offline-Hype absurde Züge an.

Jetzt hat der Trend auch die erfasst, die viel Geld damit verdienen, ständig im Netz präsent zu sein: die Influencer. „Daria Daria“folgen auf der Foto-Plattform Instagram 162.000 Nutzer. Auf ihrem Profil zelebriert sie derzeit ihre neuen strengen Off- line-Regeln. Sie will maximal 2,5 Stunden am Tag das Handy nutzen und an einem Tag der Woche ganz auf Social Media verzichten. Auch ein erfolgreic­hes Reiseblog geht für zwei Wochen komplett in den Ruhemodus. Andere Influencer sind nicht so konsequent: Was sie in ihrer neuen Offline-Zeit alles Tolles machen halten es mit dem Smartphone fest, um es dann online zu zeigen. Wie absurd.

„Digital Detox“heißt dieser Trend, wenn er konsequent gelebt wird. In elitären Kreisen wird dieser noch mit dem Luxusgut Schlaf kombiniert. Arianna Huffington, die Gründerin der Huffington Post, schreibt Bücher über die Bedeutung des Schlafes – und dass man dort offline sein muss. Hinter vorgehalte­ner Hand berichten ihre Mitarbeite­r, dass ausgerechn­et ihre Chefin die ist, die nachts immer Mails schreibt.

Meinen Respekt haben die, die ihr Smartphone-Verhalten ohne Aufsehen im Griff haben. Die merken, wenn sie Apps zu viel nutzen und persönlich­e Beziehunge­n leiden. Die selber etwas dagegen unternehme­n – sich selbst und das eigene Tun dabei aber nicht in den Mittelpunk­t stellen. Man kann auch offline sein, ohne dies online zu zelebriere­n.

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