Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Stadt will Bürgerhaus für Osterath
Bisher ist die Halle 9 gleichzeitig Jugendcafé und Veranstaltungsraum. Bei der Jugend kommt das Angebot aber nicht an. Die Stadt schreibt ein neues Konzept für die Immobilie. Der Osterather Bürgerinitiative reichen die Pläne nicht aus.
Viel Schmeichelhaftes lässt sich über das JuCa in Osterath nicht sagen: Es ist zu groß, liegt zu abgeschieden, zieht die Jugendlichen einfach nicht an. Was einst der coole, moderne Treffpunkt für Osteraths Jugendliche werden sollte, ist heute vor allem Dauerthema in den Ausschuss-Sitzungen des Stadtrats. Die große Frage, seitdem der Verein OBV Meerbusch die Trägerschaft zum Ende des Jahres gekündigt hat: Wie soll es weitergehen?
Denn während das Jugendangebot floppte, läuft das Parallelangebot ziemlich gut: Bisher wird die Halle auf dem Stoessel-Gelände nämlich zum Beispiel für Schützenfeiern, Vereinsveranstaltungen, Chorproben, Erste-Hilfe-Kurse oder auch den jährlichen Neujahrsempfang der Stadt genutzt – mit stetig steigenden Besucherzahlen. Der Bedarf für einen großen Veranstaltungsraum in Osterath ist offensichtlich da. Die Bürgerinitiative „Pro Osterath“predigt das schon seit langem, wünscht sich ein Bürgerhaus für ihren Stadtteil. Wird die Halle 9 jetzt offiziell dazu umfunktioniert?
Die Stadtverwaltung mietet die 600 Quadratmeter große Immobilie seit 2014. Damals war die Hoffnung groß, in Osterath ein völlig neues Jugendangebot mit Eventcharakter etablieren zu können. Diese Erwartungen konnten nicht erfüllt werden, lautet das Fazit vom Jugendamt. Die Gründe: Das junge Publikum sei nicht regelmäßig gekommen, das pädagogische Personal habe ständig gewechselt und die Öffnungszeiten seien nicht immer verlässlich gewesen, wenn die Halle für Veranstaltungen vermietet wurde.
Seitdem klar war, dass der OBV die Jugendarbeit im JuCa nur noch bis Ende des Jahres weiterführt, stand auch zur Debatte, den Mietvertrag nicht weiter zu verlängern. Die Fraktionen stimmten aber mehrheitlich dafür, das Objekt als Veranstaltungsort für Meerbusch zu erhalten, damit Vereine es weiterhin mit städtischem Zuschuss zu „vertretbaren Konditionen“nutzen können. Durch die Vermietung an Privatpersonen oder Unternehmen soll gleichzeitig so viel Geld eingespielt werden, dass der Zuschuss der Stadt stark gesenkt werden kann. Aktuell arbeitet die Stadt also an einem neuen Konzept, das im Hauptausschuss am 20. September vorgestellt werden soll.
„Pro Osterath“stimmt das nicht zufrieden. Am JuCa hängt die Bürgerinitiative nicht, stattdessen solle ein neues Bürgerhaus an anderer Stelle gebaut werden, zwischen dem neuen Ostara-Gelände und den Bahngleisen, wünscht sich der Vorsitzende Wolfgang Schneider. „Uns wird in Osterath ziemlich viel zugemutet: Durch die Neubauprojekte werden wir in naher Zukunft 2000 neue Bürger bekommen, ein Gewerbegebiet soll hier gebaut werden. Da muss man doch auch mal fragen: Was gedenkt ihr für Osterath zu tun?“, sagt er. Osterath fehle es an Seele. Orte, an denen Vereine große Veranstaltungen durchführen könnten oder Privatpersonen Hochzeiten oder Geburtstage zu bezahlbaren Konditionen feiern könnten, gebe es kaum. „Ich denke nicht, dass das JuCa in Zukunft ausgelastet wäre, wenn die Vereine da Miete bezahlen müssen“, sagt Schneider.
Und auch Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage sieht das neue Bürgerhaus eher in einem Neubau: „Ich beabsichtige, Finanzierungsmittel aber auch Zuschüsse aus dem Programm ,soziale Integration´ für ein Bürgerhaus in Osterath in den Haushalt 2019 und 2020 einzuplanen“, sagte sie auf Anfrage unserer Redaktion. Neben dem Bürgerbüro, Räumen für die Volkshochschule und der Musikschule müsse es dort einen großen Saal für 300 Personen geben. Die Stadt sei dafür bereits mit Fachleuten im Dialog. „Und dann bedarf es natürlich einer politischen Entscheidung, ob ein solches Haus errichtet wird oder nicht“, sagt Mielke-Westerlage. In der Halle 9 ließe sich das alles nicht unterbringen. Sollte ein neues Bürgerhaus gebaut werden, müsse der Betrieb der Halle 9 in Frage gestellt werden. „Jedenfalls dann, wenn die Stadt hierfür Finanzierungskosten trägt.“