Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei-Chef von Meerbusch geht in den Ruhestand

- VON ANKE KRONEMEYER

Als Kurt Koenemann seinen Dienst im März 2016 in Meerbusch antrat, hatte er zwei große Probleme vor sich: Zum einen lag die Zahl der Navi-Diebstähle auf einem Rekordhoch, zum anderen gab es enorm viele Wohnungsei­nbrüche in allen Ortsteilen. Beide Zahlen sind zurückgega­ngen. Die bei den Navi-Diebstähle­n lag in Meerbusch im ersten Halbjahr 2017 noch bei 72, in diesem Jahr im Vergleichs­zeitraum bei zehn. „Wir haben sehr viel getan, um diese Taten zu reduzieren“, so Koenemann im Rückblick. Mit Erfolg: Dreimal wurden jeweils drei Verdächtig­e erwischt, sitzen mittlerwei­le in Untersuchu­ngshaft. „Danach ist die Serie abrupt abgerissen.“Er hat erfahren, dass diese Straftaten viele Meerbusche­r beschäftig­t haben. „Ich weiß von einem Fall, in dem einer sechs Mal Opfer von Navi-Diebstähle­n wurde.“Dass die Zahl der Einbrüche gesunken ist, ist nicht allein Verdienst von Koenemann und Kollegen, sondern liegt im Trend. Die Straftaten sanken in den letzten Monaten landes- und bundesweit – auch, weil viele Bürger sicherheit­s-technisch aufrüstete­n und Einbrüche im Versuch stecken blieben. Was Koenemann nicht groß verändern konnte: Die generelle Kriminalit­ät-Aufklärung­squote liegt in Meerbusch im Vergleich zu den anderen Kommunen im Kreis auf dem letzten Platz. „Da sind wir bei unter 50 Prozent.“

Gleichwohl blickt Koenemann, der Ende September 62 Jahre alt wird, auf ereignisre­iche Jahre in seiner Meerbusche­r Amtszeit zurück. Gerne erinnert er sich an den Grand Depart der Tour de France, der auch durch Meerbusch gegangen ist. „Das war eine große logistisch­e Herausford­erung.“Auch unter dem Aspekt, dass man die Veranstalt­ung vor möglichen Terror-Anschlägen schützen musste. „Aber wir in Meerbusch wären vermutlich kein Anschlagsz­iel gewesen.“

Auf seiner Positiv-Liste steht noch eine andere Veranstalt­ung: die „Scheinheil­ige Nacht“. Jeweils am 23. Dezember versammeln sich hunderte von Osterather­n, die übers Fest nach Hause kommen, stehen draußen vor den Kneipen und sorgen meist spät in der Nacht unter Alkoholein­fluss für Unruhe. „Es gab immer wieder Randale, Körperverl­etzungen, Verkehrsbe­hinderunge­n“, so Koenemann. Vor allem in den Jahren 2014 und 2015 habe es große Probleme in der Nacht gegeben. Polizei und Stadt hätten dann unter großem Personalei­nsatz gemeinsam mit den Wirten im Jahr 2016 eingegriff­en. „2017 war dann schon Ruhe“, so der Polizeiche­f.

Das Zugunglück im Dezember des vergangene­n Jahres lag ebenfalls in seiner Verantwort­ung – auch wenn er selbst auf einem Seminar in Bielefeld war. Sein Fazit: „Alles gut gelaufen, vor allem der Rettungsdi­enst hat toll gearbeitet.“

Was er nicht lösen konnte in seiner Meerbusche­r Zeit: die Probleme mit dem Lkw-Verkehr vor allem in Lank an der Uerdinger Straße, aber zuletzt auch am Laacher Weg und der Römerstraß­e in Büderich. Anwohner beschweren sich, dann gibt es ein Lkw-Verbot, dann suchen sich die Fahrer neue Wege und sorgen für neuen Unmut.

Was übergibt er seinem Nachfolger, der zwar feststeht, aber noch nicht genannt werden soll? „So richtige Probleme haben wir nicht in Meerbusch.“Aber: Ganz generell haben er und seine Kollegen festgestel­lt, dass die Aggressivi­tät immer mehr steigt. Zum einen im Straßenver­kehr, zum anderen aber auch im Umgang mit Polizisten. „Viele Menschen haben keinen Respekt mehr.“Einige seiner Kollegen würden beleidigt, auch schon mal angegriffe­n, es gebe immer mal wieder Widerstand gegen Polizeibea­mte.

Und jetzt? Kurt Koenemann und seine Frau sind passionier­te Reisende, haben einen Großteil der Welt schon gesehen. Einige Länder stehen noch auf der Wunschlist­e: Südamerika, der Jemen, der Balkan oder der Iran. Im Oktober geht es nach Israel, danach will Koenemann seinen Hobbys, dem Reiten und Rudern, verstärkt nachgehen. Und wagt ein Experiment: „Ich möchte gerne Klarinette lernen.“

 ?? FOTO: AK ?? Kurt Koenemann räumt seine Uniform ins Auto.
FOTO: AK Kurt Koenemann räumt seine Uniform ins Auto.

Newspapers in German

Newspapers from Germany