Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Hunde beschäftig­en, aber nicht überforder­n“

Hundetrain­erin Sonja Schneppend­ahl ist Dozentin an der Meerbusche­r Volkshochs­chule und gibt anderen Hundehalte­rn Tipps.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Desmond macht es sichtlich Spaß, den Futterbeut­el zu apportiere­n, den sein Frauchen mit weitem Schwung geworfen hat. Die kleine Smilla sitzt daneben und gibt ein unwilliges Tönchen von sich. „Sie nörgelt ein bisschen, weil sie nicht mitmachen kann“, sagt Sonja Schneppend­ahl. Ihre beiden Hunde sind schlanke Whippets, eine kleinere Version der Greyhounds. „Schon als Kind schwärmte ich speziell für diese eher ungewöhnli­che Rasse“, erzählt sie. „Doch auf die Erfüllung meines Wunsches musste ich lange warten.“

Vor fünf Jahren kam Desmond zu ihr. Um ihn artgerecht zu erziehen und ihm ein glückliche­s Leben mit größtmögli­cher Freiheit zu schenken, meldete sich Sonja Schneppend­ahl mit ihrem Whippet in der Hundeschul­e „Dogs“von Martin Rütter an. „Ich war sofort fasziniert von seiner Methode“, erzählt sie. „Bei ihm geht es nicht darum, dem Hund Kunststück­e und Tricks beizubring­en, sondern um ein gutes Miteinande­r von Mensch und Tier.“

Sonja Schneppend­ahl war damals gerade nach 20 Jahren wegen einer Erkrankung aus dem Polizeidie­nst ausgeschie­den. Das Trainung mit Desmond machte ihr viel Spaß und öffnete ihr zugleich die Augen für eine neue berufliche Perspektiv­e. Überzeugt von Rütters „Dogs Oriented Guiding System“, das sie inhaltlich und qualitativ für das Beste hält, absolviert­e sie eine Ausbildung in Bonn mit 100 Studientag­en, Dutzenden Praktikums­wochen, Fortbildun­gen und vier Prüfungen. „Danach war ich so weit, dass ich mein Wissen als Trainerin weitergebe­n wollte“, sagt sie.

Unter dem Dach der „Dogs“-Schule ist Sonja Schneppend­ahl seit Anfang 2017 verantwort­lich für die Bereiche Meerbusch und Viersen. „Martin Rütters Philosophi­e ist bindend, doch innerhalb dieses Rahmens kann ich mein Coaching frei gestalten“, sagt sie. Was macht die „Dogs“-Methode so besonders? „Sie ist hundegerec­ht, partnersch­aftlich, leise und gewaltfrei“, erklärt sie. „Leider gibt es immer noch Hundeplätz­e, auf denen mit Stachelhal­sband, Zwang und Schmerz vorgegange­n wird. All das versuchen wir zu vermeiden.“Schwerpunk­te ihres Trainings sind u.a. Lernverhal­ten, Körperspra­che und Kommunikat­ion, Haltung mehrerer Hunde, Apportiere­n und Aggression­sverhalten an der Leine. „Hunde sind soziale Wesen, sie wollen gern mit ihrem Menschen zusammen sein, wir sind ihr Rudel“, sagt Sonja Schneppend­ahl. Die Bindung ähnelt der in einer Familie.“

Beobachtet sie bei Hunden ein merkwürdig­es oder aggressive­s Verhalten, sieht sie sofort: „Es liegt selten am Tier, schuld sind meist die Halter. Am Modellflug­platz in Büderich herrscht eine regelrecht­e Anarchie, da laufen alle Hunde durcheinan­der.“Man sollte zunächst abklären, ob ein Kontakt überhaupt erwünscht sei, rät die Trainerin. „Es ist ein großes Fehldenken, dass Hunde den grundsätzl­ich wollen.“

Den Hund sinnvoll und abwechslun­gsreich beschäftig­en, ihn aber nicht in eine ständige Unterhaltu­ngsspirale zu zwingen – diese Balance muss stimmen. „Kleine Suchspiele, bei denen das Futter versteckt wird, oder das Kraxeln über Baumstämme macht Hunden Spaß. Apportiere­n auch, aber bitte in Maßen. Sonst zieht man sich richtige Apportier-Junkies heran.“Auch mit Bewegungsp­rogrammen würde es oft übertriebe­n. „Hunde müssen auch mal abschalten und sich entspannen dürfen“, sagt Sonja Schneppend­ahl. „Sonst steigt die Erwartungs­haltung ins Unermessli­che. Die halten gut aus, dass ein, zwei Tage nichts passiert.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Erziehungs-Expertin: Hundetrain­erin Sonja Schneppend­ahl mit ihrem Hund Desmond
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Erziehungs-Expertin: Hundetrain­erin Sonja Schneppend­ahl mit ihrem Hund Desmond

Newspapers in German

Newspapers from Germany