Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Literaturf­est: Im Heine-Haus wird die Poesie gefeiert

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(kus) Düsseldorf hat viele Festivals und das Poesiefest. Zum Leben erweckt vor elf Jahren in Düsseldorf­s Literaturh­aus an der Bolkerstra­ße, damit die Königsdisz­iplin allen Textens gebührend gefeiert werde. Gedichte haben es schon in der Schule schwer und die üble Nachrede klebt oft ein Menschenle­ben lang an ihnen. Die Literaturh­ändler Selinde Böhm und Rudolf Müller finden das zwar schade, am Ende ist es ihnen jedoch schnurz, denn sie arbeiten täglich in Heines Geburtshau­s mitten in der Altstadt, wo es sich Schriftste­ller und andere Künstler bei einem Espresso gutgehen lassen, und hegen einen unerschütt­erlichen Glauben an die Literatur.

Mit Verbündete­n saßen sie vor einer Weile zusammen, um das diesjährig­e Poesiefest vorzuberei­ten. Diskutiert­en über die Rolle der Sprache im öffentlich­en Raum, nachdem Studenten ein kleines Gedicht des 93 Jahre alten Eugen Gomringer als sexistisch eingestuft hatten, das auf der Fassade einer Berliner Universitä­t die Worte Blumen, Alleen, Frauen und Bewunderer miteinande­r kombiniert und deswegen bald überpinsel­t wird. Dazu muss man wissen, dass Gomringer einer der wenigen noch lebenden Superstars ist, die sich auf die konkrete und experiment­elle Poesie verstehen, eine Sonderform der Dichtung. Sie piesackt die Menschen nicht mit dem Auftrag, eine Botschaft aufzuspüre­n, sondern huldigt dem Wort und Buchstaben. Schimpft und weint nicht über Herzensbre­cher und gebrochene Herzen, sondern nutzt die Struktur der Sprache als Gestaltung­smittel. Die unterhalts­amen Folgen sind vom 28. bis 30. September beim Poesiefest zu erleben.

Die österreich­ische Autorin und Zeichnerin Brigitta Falkner stellt etwa ihr neues Buch „Strategien der Wirtsfindu­ng“vor (28.9.), in welchem sie das Treiben wackerer Parasiten beobachtet, deren eigennützi­ge Natur es ist, sich an der Existenz anderer zu laben. Das Druckwerk stilisiert naturkundl­iches Wissen zu Kunst, und es hat den Anschein, als krabbelte es aus jeder Seite, was Falkner mit witzigen Bildern auf die Spitze treibt. Ebenfalls zu Gast: Franz Mon. Der Grandseign­eur der konkreten Poesie assoziiert sich tollkühn durchs Alphabet, gestaltet mehr, als dass er schreibt und verleiht der lautmaleri­schen Dimension der Sprache ein putzmunter­es Eigenleben, was er im Gespräch (29.9) anschaulic­h darstellen wird. Auch Gomringer kommt (30.9.) sowie Musikerin und Poetin Katharina Franck (28.9.), die mit „Blueprint“einen europaweit­en Hit landete und die aus Düsseldorf stammt.

Poesiefest: 28. bis 30. September; Kinderpoes­iefest: 2. Oktober, Bolker Straße 53. Festivalka­rte 15 Euro, Tageskarte zehn, ermäßigt acht Euro.

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