Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Brian Eno kommt nun doch nicht

Der Organisato­r der Electricit­y Conference über die Ausladung des Musikers.

- PHILIPP HOLSTEIN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Im Oktober hätte der Musiker und Künstler Brian Eno eigentlich nach Düsseldorf kommen sollen. Das frühere Mitglied der Band Roxy Music war als Stargast der Electricit­y Conference vom 11. bis 13. Oktober angekündig­t. Außerdem sollte es eine Ausstellun­g mit seinen Video-Installati­onen im Kunst im Tunnel (KIT) geben. Nun wurde bekannt, dass Rudi Esch, Organisato­r der Konferenz, nicht mehr mit dem 70 Jahre alten Briten plant, der auch als Produzent von Alben der Talking Heads, von U2 und Coldplay bekannt ist.

Warum planen Sie nicht mehr mit Brian Eno?

RUDI ESCH Brian Eno engagiert sich stark für die Kampagne BDS, die Israel wegen seiner Politik gegenüber Palästina isolieren will. Im Sommer rief er zum Boykott der Ruhrtrienn­ale auf, weil die BDS-nahe Band Young Fathers dort ausgeladen wurde. Ähnliches beim Popkultur-Festival in Berlin. Es gab immer neue Äußerungen. Er kann Politik und Kunst nicht trennen. Und mir geht es nun mal um Kultur, nicht um Politik. So haben wir uns entschloss­en, Eno auszuladen.

Es ist seit langem bekannt, dass

Eno sich ebenso wie Roger Waters stark für den BDS engagiert.

ESCH Mir war das nicht bekannt. Mich hat erst ein möglicher Sponsor darauf aufmerksam gemacht. Es handelt sich um einem Weltkonzer­n, der niemanden unterstütz­en möchte, der den BDS unterstütz­t. Das war im April. Noch damals habe ich die Angelegenh­eit zu naiv eingeschät­zt. Die übertreibe­n aber, habe ich gedacht. Heute stehe ich anders dazu.

Wie kam es zum Sinneswand­el?

ESCH Ich war fünf Tage in Israel zu Gast. Durch diese persönlich­e Begegnung bin ich für das Thema sensibilis­iert worden. Außerdem möchte ich viel lieber über Musik reden, als über die Politik Israels, die Absichten des BDS und meine Einstellun­g dazu. Und das wäre mit Brian Eno als Gast nicht möglich gewesen.

Wie hat Brian Eno reagiert?

ESCH Gar nicht. Nach der Einladung hat er damals noch getwittert: Er freue sich auf Düsseldorf. Nach der Absage kam kein persönlich­es Statement.

Was hat das für Auswirkung­en auf die Konferenz?

ESCH Wir müssen ein neues Thema besetzen. Es geht nun um die Do-it-yourself-Kultur und Genderfrag­en. Wie werden uns dem Punk widmen, unter anderem Malcolm McLaren und Vivienne Westwood. Mode ist ein weiterer Schwerpunk­t. Wir zeigen den Film „Jubilee“von Derek Jarman, und ein Professor der Universitä­t Helsinki hält einen Vortrag zum Thema „Die Düsseldorf­er Band Östro 430 und starke Frauen im Punk“.

Sie sind Fan der Band Roxy Music. Hat sich Ihre Einstellun­g zum Künstler Brian Eno durch dessen BDS-Engagement verändert?

ESCH Roxy Music sind die Größten, nach wie vor, und ich finde Brian Eno jetzt nicht besser oder schlechter. Ich mag das Werk immer noch genauso gerne wie vorher. Und ich finde ihn selbst auch noch genauso nett wie vorher. Er kann einfach nur nicht mehr Gast meiner Konferenz sein.

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FOTO: MARKUS LUIGS Konferenz-Veranstalt­er Rudi Esch.

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