Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Viele Plätze in Flüchtling­sunterkünf­ten frei

In Meerbusch leben mehr als 400 Geflüchtet­e in den fünf Unterkünft­en, ausgelaste­t sind sie nicht. Der Sozialauss­chuss hat am Dienstag überlegt, ob die Stadt freiwillig Bootsflüch­tlinge aufnehmen könnte.

- VON TANJA KARRASCH

Der aktuelle Sachstand beim Thema Zuwanderun­g stand am Dienstag auf der Tagesordnu­ng des Sozialauss­chusses. Dabei interessie­rte die Mitglieder vor allem, welche Auswirkung­en der aktuelle Beschluss des Oberverwal­tungsgeric­hts (OVG) NRW auf Meerbusch haben könnte. Denn das Gericht hatte am Dienstag die Wohnsitzau­flage gekippt. Demnach dürfen Menschen, die als Flüchtling­e nach Deutschlan­d kommen, nur noch einem Bundesland zugewiesen werden, dürfen aber nicht gezwungen werden, in einem bestimmten Ort zu leben. Er wisse, dass die Verwaltung noch nicht viel Zeit gehabt habe, sich mit dem Urteil zu beschäftig­en, sagte der Ausschussv­orsitzende Hans Günther Focken (SPD), aber vielleicht sei ja schon etwas zu erfahren. Peter Annacker, Bereichsle­iter Soziale Hilfen und Jugend, geht nicht davon aus, dass damit auch zurücklieg­ende Zuweisunge­n nichtig seien. Alles Weitere sei noch in Erfahrung zu bringen, die Stadt stehe im Austausch mit der Bezirksreg­ierung Arnsberg und dem Städte- und Gemeindebu­nd.

Gerade im Bereich der Wohnsitzzu­weisungen erfüllt Meerbusch die Quote nur zu 33 Prozent. Eigentlich hätten Anfang März 50 bis 60 weitere Menschen mit anerkannte­m Aufenthalt­sstatus mit Wohnsitzau­flage nach Meerbusch kommen sollen, so war es mit der Bezirskreg­ierung vereinbart. Bisher seien aber erst 41 Personen zugewiesen worden, teilte Sozialdeze­rnent Frank Maatz mit. Die Stadt müsste weitere 286 Personen aufnehmen, um auf 100 Prozent zu kommen. Nach aktuellem Stand der Dinge sei in diesem Bereich also künftig mit weiteren Zuweisunge­n zu rechnen, so Maatz. „Wir glauben, dass wir gut aufgestell­t sind und das derzeitig alles gut managen können.“

Die Quote von aufgenomme­nen Asylsuchen­den nach dem Flüchtling­saufnahmeg­esetz ist hingegen vorbildlic­h: Sie liegt Anfang September mit 227 zugewiesen­en Personen bei 93 Prozent, um die Quote ganz zu erfüllen, müssten 17 weitere Asylsuchen­de zugewiesen werden.

In den Flüchtling­sunterkünf­ten ist noch Platz: Die aktuellste­n Zahlen der Stadt sind vom 30. Juni. Demnach gibt es in den Unterkünft­en in Lank-Latum, Bösinghove­n, Büderich und Osterath 172 freie Plätze. Die Unterkünft­e in Strümp an der Paul-Jülke Straße und Osterath an der Strümper Straße sind seit Ende Juni geschlosse­n.

Eine Idee, wie die freien Plätze genutzt werden könnten, kam von Linke/Piraten: Meerbusch könnte sich bereit erklären, freiwillig Bootsflüch­tlinge aus dem Mittelmeer aufzunehme­n. Vor einigen Wochen hatten sich auch die Bürgermeis­ter von Köln, Düsseldorf und Bonn mit dieser Absicht an Kanzlerin Angela Merkel gewandt, um ein „Zeichen für Humanität“zu setzen. Grüne, CDU und SPD zeigten sich aufgeschlo­ssen. Das könnte einen symbolisch­en Wert haben, um auf das unerträgli­che Leid auf dem Mittelmeer aufmerksam zu machen, sagte Jürgen Peters (Grüne).

Die Verwaltung könne sich informiere­n, inwiefern das rechtlich möglich sei, er sehe aber Schwierigk­eiten bei der Umsetzung, und dieses Vorgehen passe auch nicht zum bisherigen System der Zuweisung, so Annacker.

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