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1000 Schulstunden mehr durch G9
NRW-Schulministerin Gebauer stellte die Stundentafeln für die neunjährige Gymnasialzeit vor. Jeder Bereich erhält mehr Wochenstunden. Wirtschaft und Informatik werden nicht eigenständig.
DÜSSELDORF Schüler in Nordrhein-Westfalen haben durch die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) über ihre gesamte Schullaufbahn hinweg künftig über 1000 Unterrichtsstunden mehr. „Mit dem zusätzlichen Kontingent stärken wir die Qualität der Schulbildung und entzerren die wöchentlichen Stundenpläne“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bei der Vorlage der neuen Stundentafeln für die Sekundarstufe I. Von Klasse fünf bis zehn müssen die Schulen über sechs Schuljahre verteilt künftig 180 Wochenstunden Unterricht erteilen. Weitere acht Wochenstunden sind optional. Diese können die Schulen nutzen, um ihr Profil zu schärfen, Arbeitsgemeinschaften anzubieten oder den Stoff zu vertiefen.
Mit diesem Unterrichtsumfang ist gleichzeitig die Rückkehr zum Halbtagsgymnasium in NRW verbunden. In den Klassen fünf und sechs sind den Plänen zufolge 28 bis 30 Wochenstunden verpflichtend vorgesehen, in den Klassen sieben bis zehn 30 bis 33 Wochenstunden. Ganztagsgymnasien können an ihrem Konzept festhalten und erhalten wie bisher einen Stellenzuschlag von 20 Prozent. Wie viele Gymnasien davon künftig noch Gebrauch machen, ist zurzeit allerdings noch nicht bekannt.
Gegenüber dem bisherigen G8 kommen künftig in allen Fächern Stunden hinzu. Stark aufgewertet werden die Naturwissenschaften und Mathematik mit 240 zusätzlichen Stunden. Der Chemie-Unterricht soll in der Regel in Klasse sieben einsetzen. In den Fächern Erdkunde, Geschichte sowie Politik/Wirtschaft sollen 200 Unterrichtsstunden zusätzlich erteilt werden, im Fach Englisch sind es plus 160 Stunden, in Deutsch plus 120 Stunden.
Das Fach Wirtschaft wird weiterhin im Rahmen des Politikunterrichts behandelt, ebenso wie Informatik im Rahmen der Naturwissenschaften. Auf diese beiden Fächer sollen aber explizit zwei Wochenstunden in Klasse 10 entfallen. Dass Wirtschaft und Informatik nicht als getrennte Fächer unterrichtet werden, begründete Gebauer mit fehlendem Lehrpersonal. Auch im Vergleich zum alten G9 steigt die Zahl der Unterrichtsstunden, und zwar mindestens um 40, verteilt über sechs Jahre.
Die neue Stundentafel dient den Gymnasien als Entscheidungsgrundlage, ob sie zu G9 wechseln. Bis Ende des Jahres können sie sich entscheiden, die Umstellung startet dann im Schuljahr 2019/20 mit den Fünft- und Sechstklässlern.
„Es ist gut, dass im Zuge von G9 das Zeitfenster für die Schüler entspannter wird“, sagte Maike Finnern, NRW-Vizevorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW. Kritik übte sie daran, dass mit der Rückkehr zu G9 der Halbtagsbetrieb in den Gymnasien wieder zur Regel werden könnte: „Ganztagsgymnasien sind für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unentbehrlich.“Zudem seien sie auch unter dem Aspekt der Bildungsgerechtigkeit von großer Bedeutung. „Wir brauchen nicht mehr das Halbtagsgymnasium der 90er Jahre. Die Anforderungen sind heute andere“, so Finnern.
NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff sagte: „Ein Fach Wirtschaft in der Schule macht Sinn, wenn die Schüler dort die praktischen Dinge des Lebens erfahren. Dazu zählt: Wie mache ich eine Steuererklärung, welche Versicherung kommt für mich infrage, wie kann ich ein Vermögen bilden oder für das Alter vorsorgen. Oder was ist Unternehmertum und welche Werte hat die Soziale Marktwirtschaft.“
Leitartikel