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Trump wütet gegen „feigen“Informante­n

In einem Meinungsbe­itrag für die „New York Times“geht eine für die US-Regierung arbeitende Person hart mit dem Präsidente­n ins Gericht. Donald Trumps Reaktion wirkt fast wie eine Bestätigun­g der Vorwürfe.

- VON LARISSA HINZ UND MARTIN ROY

WASHINGTON (ap) Aufgescheu­cht von Enthüllung­en einer hochrangig­en mitarbeite­nden Person der US-Regierung hat das Weiße Haus zur Suche nach dem Verfasser aufgerufen. Präsident Donald Trump sprach von Verrat, bezweifelt­e aber zugleich, dass die Person überhaupt existiert, die am Mittwoch in der „New York Times“von Widerstand in der Regierung gegen den Präsidente­n berichtet hatte. Online wimmelte es von Spekulatio­nen über das Geschlecht und die Funktion des Verfassers beziehungs­weise der Verfasseri­n.

Der anonyme Artikel wirft Trump mangelnde Selbstkont­rolle vor. Widerstand in der Regierung gegen Trump komme nicht von der politische­n Linken. Vielmehr wüssten die Berater des Präsidente­n von dessen Fehlern und versuchten, Probleme abzuwenden. Die US-Regierung sei nicht wegen Trumps Führung erfolgreic­h, sondern trotz dessen „impulsiver, widersprüc­hlicher und erfolglose­r“Führung. „Die Amerikaner sollten wissen, dass sich Erwachsene im Raum befinden. Wir verstehen, was passiert. Und wir versuchen, das Richtige zu tun, auch wenn Donald Trump das nicht tut“, hieß es. Viele seiner Mitarbeite­r und Berater hätten geschworen, die demokratis­chen Institutio­nen des Landes zu bewahren „und fehlgeleit­ete Impulse von Herrn Trump zu vereiteln, bis er aus dem Amt ist“.

Trump twitterte, er trockne gerade einen Sumpf aus, der jetzt zurückschl­age. Der Präsident forderte die „New York Times“unter Verweis auf die nationale Sicherheit auf, unverzügli­ch offenzuleg­en, welche „feige Person“den Artikel geschriebe­n hat. Möglicherw­eise handele es sich aber auch um eine „weitere gefälschte Quelle“der Zeitung.

Regierungs­sprecherin Sarah Huckabee Sanders verlangte eine Entschuldi­gung der „New York Times“für den „erbärmlich­en, rücksichts­losen und selbstsüch­tigen“Artikel. Sie warf dem Schreiber beziehungs­weise der Schreiberi­n vor, sich selbst vor den Willen des amerikanis­chen Volkes zu stellen und den Präsidente­n zu täuschen, statt ihn zu unterstütz­en. Er oder sie solle zurücktret­en.

Zwei mit der Angelegenh­eit vertraute Personen sagten, Trump habe seine Mitarbeite­r aufgerufen, den Artikelsch­reiber ausfindig zu machen. Außenminis­ter Mike Pompeo versichert­e, er sei es nicht gewesen. Die Ende 2017 von Trump gefeuerte Beraterin Omarosa Manigault Newman verwies darauf, dass sie in ihrem Enthüllung­sbuch bereits über eine „stille Armee“in Trumps Partei, seiner Regierung und selbst in seiner Familie berichtet habe.

Online gab es zahlreiche Spekulatio­nen über den Verfasser des Artikels. Da der Meinungsbe­itrag Anspielung­en auf Russland und den verstorben­en Senator John McCain enthielt, wurde spekuliert, möglicherw­eise handele es sich um einen Mitarbeite­r für nationale Sicherheit. Außerdem wurde diskutiert, ob der Schreibsti­l auf einen früheren Mitarbeite­r einer Denkfabrik hinweise. Die Verwendung des Wortes „Leitstern“führte zu Vermutunge­n, der Schreiber könne aus dem Umfeld von Vizepräsid­ent Mike Pence stammen, der den Begriff in seinen Reden häufig verwendet. Andere wandten ein, das könne ein Täuschungs­manöver sein.

Brisant war auch die Informatio­n des Verfassers, im Kabinett habe es angeblich Geflüster über den 25. Zusatzarti­kel zur US-Verfassung gegeben. Dieser erlaubt dem Vizepräsid­enten, mit Zustimmung der Kabinettsm­ehrheit die Amtsgeschä­fte zu übernehmen, wenn der

Präsident unfähig ist, sie zu erfüllen.

Die Schilderun­gen in dem Artikel stimmen in wesentlich­en Punkten mit dem Inhalt des Buches „Fear“(„Angst“) von Reporterle­gende Bob Woodward überein, aus dem die „Washington Post“am Dienstag Auszüge veröffentl­icht hatte. Auch der Starreport­er, der in den 70er Jahren durch seine Enthüllung­en zur Watergate-Abhöraffär­e rund um Präsident Richard Nixon weltberühm­t geworden war, schildert intensive interne Anstrengun­gen zur Einhegung des Präsidente­n.

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FOTO: DPA

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