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Der Segen der Banken

Die Banken, denen der Kaufhof-Eigentümer HBC mehr als eine Milliarde Euro schuldet, sollen dem Zusammensc­hluss unter Bedingunge­n zugestimmt haben. Damit ist der Deal aber noch nicht perfekt.

- VON GEORG WINTERS

ESSEN/KÖLN Der kanadische Handelskon­zern HBC gehört mit seinen Milliarden­schulden vermutlich nicht zu den Lieblings-Kreditkund­en von Banken – jedenfalls so lange, wie das Geschäft der deutschen Tochter Galeria Kaufhof nicht genug Gewinn abwirft. Das hat die bisherigen Verhandlun­gen über eine Fusion von Galeria Kaufhof mit dem Essener Konkurrent­en Karstadt einerseits nicht leichter gemacht, weil nichts geht ohne den Segen von vier Banken, denen die Kanadier 1,4 Milliarden Euro schulden. Anderersei­ts ist den Kreditinst­ituten jeder potente Bündnispar­tner, der den Schuldenbe­rg mitschulte­rt, willkommen.

Insofern ist der geplante Zusammensc­hluss der Warenhaus-Konzerne einen Schritt weitergeko­mmen, weil das Konsortium aus den Landesbank­en LBBW, Helaba und HSH Nordbank sowie einem Tochterunt­ernehmen des Versicheru­ngskonzern­s Ergo der Verlängeru­ng des Kredits offenbar zugestimmt hat. Aus Unternehme­nskreisen verlautet, damit sei eine wichtige Hürde genommen. Unter Dach und Fach ist die Fusion damit allerdings noch nicht, weil noch wichtige Einzelfrag­en zu klären sind. Das geht von den Beschlüsse­n der Gremien über die Zustimmung des Bundeskart­ellamtes (vermutlich müssten Teile geschlosse­n oder verkauft werden) bis zu Personalve­rhandlunge­n mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn.

Dass allein bei Galeria Kaufhof 5000 Stellen wegfallen, wie die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet, wird an mehreren Stellen heftig bestritten. Klar ist, dass niemand zwei Unternehme­nszentrale­n braucht, dass Doppel-Standorte aufgegeben würden und dass in der Logistik reichlich Einsparpot­enzial vorhanden ist. „Langfristi­g würden vermutlich 20 Prozent der Stellen wegfallen“, sagt ein Karstadt-Insider. Das wären dann zwar etwa 7000 Stellen, aber auch die würden nicht über Nacht gestrichen und wohl auch nicht allein bei Galeria Kaufhof. Auf jeden Fall sollen die im Frühsommer wegen der Fusionsges­präche ausgesetzt­en Verhandlun­gen mit der René Benko Gewerkscha­ft Verdi über einen Sanierungs­tarifvertr­ag wieder aufgenomme­n werden.

Die Gewerkscha­ft Verdi reagierte am Donnerstag mit Kritik auf die angebliche­n Pläne: „Die Beschäftig­ten von Galeria Kaufhof und Karstadt sowie ihre Gewerkscha­ft Verdi erwarten, dass sie jetzt unverzügli­ch von den Eigentümer­n über die Planungen eines möglichen Zusammenge­hens der beiden Unternehme­n informiert und in die Planungen einbezogen werden“, sagte Richard Baker Bundesvors­tandsmitgl­ied Stefanie Nutzenberg­er. Der Gesamtbetr­iebsratsch­ef von Galeria Kaufhof, Uwe Hoepfl, erklärte, Kaufhof habe bereits im vergangene­n Jahr 1300 Stellen gestrichen. „Wie wollen wir eine sichere Zukunft für das Unternehme­n planen, wenn es immer weniger Menschen auf der Verkaufsfl­äche gibt?“, fragte Hoepfl. Sein Karstadt-Kollege Jürgen Ettl mahnte: „Es geht hier um Menschen. Wir erwarten, dass man mit unseren Kollegen verantwort­lich umgeht.“

Laut der „Süddeutsch­en Zeitung“haben die Banken zur Bedingung für ihre Zustimmung zur jährlichen Kreditverl­ängerung gemacht, dass HBC-Vertreter zwar im Aufsichtsr­at des fusioniert­en Unternehme­ns sitzen, aber nicht im Vorstand. Den sollen demnach die Karstadt-Manager Stephan Fanderl und Miguel Müllenbach bilden. Damit wäre kein Platz mehr für den amtierende­n Kaufhof-Chef Roland Neuwald. Dafür gibt es keine Bestätigun­g.

Nach den bisherigen Planungen soll HBC an dem neuen Warenhaus-Betreiber rund 49 Prozent halten. Zwei bisherige Kaufhof-Immobilien-Pakete würden künftig beiden Eigentümer­n gehören – unter anderem die 41 Warenhäuse­r, die als Sicherheit für den Milliarden­kredit der Banken an HBC dienten. In Handelskre­isen wird darüber spekuliert, dass Häuser, die geschlosse­n werden sollten, von Benkos Immobilien­firma vermarktet werden könnten.

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