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Commerzbank steigt aus dem Dax ab
Obwohl der Rauswurf der Bank erwartet worden war, hat der offizielle Beschluss nochmals Kursverluste ausgelöst. Ein historischer Abschied: Die Commerzbank war vor 30 Jahren Dax-Gründungsmitglied.
FRANKFURT Nur noch zweieinhalb Wochen ist die Commerzbank Mitglied im Deutschen Aktien-Index (Dax). Aber auch wenn der Stichtag des Ausscheidens erst der 24. September ist, zeigte sich an der Börse schon am Donnerstag, was der Abstieg aus der ersten Börsenliga für die Aktie der Bank bedeutet: Investoren stoßen sie ab. Die Aktie gehörte zu den größten Verlierern im Dax mit einem Verlust von etwa 2,3 Prozent.
Dieser Kursverlust dürfte sich zunächst fortsetzen, denn vor allem Investmentfonds, die den Dax nachbilden, müssen die Aktie verkaufen. Außerdem sei es ein Reputationsschaden für die Bank, die vor gut 30 Jahren Gründungsmitglied des Dax war, sagt Robert Halver, Aktienmarktstratege der Baader-Bank. „Der Dax ist ein Eliteclub, und um in dem Mitglied zu sein, muss man bestimmte Kriterien erfüllen.“
Das tut die Bank nicht mehr – weder beim Börsenwert des Streubesitzes (nur noch 8,4 Milliarden Euro) noch beim Börsenumsatz. Internationale Investoren richten ihre Aufmerksamkeit meist nur auf den Dax. Folge: die Kapitalbeschaffung könnte für die Bank schwieriger werden.
Für die Privat- und Firmenkunden werde sich nichts ändern, versichert Commerzbank-Chef Martin Zielke. Das Geldhaus werde die führende Mittelstandsbank Deutschlands bleiben. Aber: sie büßt jetzt auch für einige schwere Managementfehler der Vergangenheit. Zum einen übernahm sie 2005 die bis dahin gemeinsam mit der Deutschen und der Dresdner Bank gehaltene Immobilienbank EuroHypo. Als im Sommer 2007 die Blase am Immobilienmarkt platzte, verloren etliche Hypothekenkredite an Wert – der erste große Rückschlag. Im Spätsommer 2008 übernahm die Commerzbank die Dresdner Bank und geriet selbst in den Sog der Finanzkrise. Nur durch den Einstieg des Staates konnte sie gerettet werden, an den Spätfolgen laboriert sie noch immer und sucht seither die passende Strategie. Zudem leidet sie, wie auch andere Geldhäuser, unter den strengeren Regulierungsvorgaben durch die Bankaufsicht.
Analysten wie Markus Rießelmann von Independent Research zweifeln an der Strategie der Bank. Die Commerzbank schleppe immer noch zu hohe Kosten mit sich, trotz kräftigen Stellenabbaus und Schrumpfung des Geschäfts. Da würde ein Abbau eines Teils des Filialnetzes helfen, die Kosten zu drücken, glaubt er. Commerzbank-Chef Zielke aber sieht das anders. Er verweist auf den Wert der zuletzt 1000 Filialen. Pro Tag zähle man in diesen bis zu 450.000 Menschen. Die Kunden wünschten nicht nur den digitalen Kontakt etwa im Online-Banking, sondern auch den persönlichen. Analyst Rießelmann meint, neue Kunden habe die Bank zuletzt vor allem durch Lockangebote gewonnen. Das kostet Geld. Die Commerzbank sieht das aber als Investition in die Zukunft: Mehr Kunden würden in einigen Jahren auch mehr Geschäft und mehr Gewinn bedeuten.
Zudem treibt die Bank die Digitalisierung voran. Doch die traditionellen Banken seien da zu spät eingestiegen, meint Carsten Sommerfeld vom Handelshaus Tradegate. Während junge Technologieunternehmen wie der Zahlungsdienstleister und Dax-Aufsteiger Wirecard sich nur auf einen Bereich fokussieren könnten, sei das für die breit aufgestellten Geldhäuser schwieriger. Die Ertragsziele, die Commerzbank-Chef Martin Zielke einige Monate nach seinem Amtsantritt im Oktober 2016 ausgegeben hatte, seien aber kaum noch zu erreichen: Bis 2020 will die Bank mindestens 9,8 Milliarden Euro an Erträgen erzielen. Das sei beim derzeitigen Zinsniveau nicht drin.