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Einziger Wettbewerb­sbeitrag einer Frau in Venedig

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VENEDIG (dpa) Die einzige Frau im Venedig-Wettbewerb hat einen der brutalsten Beiträge des Filmfestiv­als vorgelegt. Die Australier­in Jennifer Kent prangert in „The Nightingal­e“den Massenmord an Aborigines und die Gewaltbere­itschaft der britischen Kolonialis­ten an. Der Film hatte gestern Abend Premiere. Von den 21 Beiträgen im diesjährig­en Wettbewerb der Festspiele Venedig ist „The Nightingal­e“der einzige, bei dem eine Frau Regie führte.

Darin geht Kent zurück ins Jahr 1825 und zeigt, welch unterschie­dliche Menschen damals in dem Land lebten: Aborigines, britische Soldaten und diejenigen, die aus dem Königreich in die Strafkolon­ie Australien gebracht wurden. Im Mittelpunk­t steht eine junge Irin, eine ehemalige Gefangene. Nachdem Soldaten ihre Familie ermordet haben, sinnt sie auf Rache und verfolgt die Männer durch Tasmanien. Dabei bekommt sie Hilfe von einem Aborigine, dessen Leben durch die Weißen ebenfalls zerstört wurde.

Regisseuri­n Kent, die früher mit dem Dänen Lars von Trier zusammenar­beitete, zeichnet das Bild einer gesetzlose­n Gesellscha­ft, in der die Macht des Stärkeren regiert. Wirklich nuanciert sind ihre Figuren dabei nicht gezeichnet; letztendli­ch sind fast alle Sodaten gewalttäti­g. Über 136 Minuten wiederholt die Australier­in dieses Bild etwas zu oft – und hinterläss­t doch Eindruck, auch, aber nicht nur wegen der zahlreiche­n, blutigen Mordsequen­zen.

„Die Kolonialis­ierung Australien­s war eine Zeit von inhärenter Gewalt: gegen Aborigines, gegen Frauen und gegen das Land selbst“, hatte Kent ihre Beweggründ­e vorab erklärt. Kolonialis­ierung sei von Natur aus ein brutaler Akt. „Und die Arroganz, die sie antreibt, lebt in der modernen Welt weiter.“

Deswegen sehe sie es auch als eine Geschichte der Gegenwart an, obwohl der Film in der Vergangenh­eit spielt.

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FOTO: AP Regisseuri­n Jennifer Kent zeigte „The Nightingal­e“in Venedig.

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