Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gut gewickelt

Jede Küche der Welt kennt die Technik, aromatisch­e Füllungen in Teig zu verstecken. Doch das Rollen will gelernt sein, denn sonst droht ein unappetitl­iches Leck.

- VON MARTINA STÖCKER

Die Asiaten kennen die Frühlingsr­ollen, die orientalis­che Küche kennt als typischen Vertreter die Schafskäse-Zigarren aus Yufka-Teig, die Engländer schwören auf das Sausage Roll, ein Würstchen im Schlafrock, und die Italiener natürlich auf allerhand gefüllte Nudeln – von Tortellini über Ravioli bis zu Agnolotti.

Gefüllte Köstlichke­iten sind fester Bestandtei­l jeder Küche, die Zutaten können sich unter Nudelteig, Mürbe, Blätter- oder Brotteig verstecken. Der Reiz liegt in der Überraschu­ng, dass man zwar womöglich weiß, was sind unter dem Teig verbirgt, aber die Aromen doch relativ abgeschlos­sen sind. Erst beim Reinbeißen entfaltet sich das Gericht, die Überraschu­ng ist perfekt. Und abgesehen von Nudeln sind Röllchen und Päckchen jeder Art perfektes Fingerfood und sogar gut geeignet für eine Picknick oder einen Pausensnac­k für Büro oder Schule. Zum Beispiel eine mit Fleisch und Gemüse gefüllte Empanada oder Tortilla aus Maismehl.

Das richtige Maß zu halten ist beim Kochen immer wichtig. Wer sich jedoch an Dim Sum, Sommerroll­en, Ravioli und Empanadas heranwagt, sollte wirklich seine Füllung vorsichtig bemessen. Denn es ist wahrlich ein Desaster für den Koch, wenn ein Wrap nicht als appetitlic­hes Päckchen daher kommt, sondern an ein aufgeplatz­tes Sofakissen erinnert. Oder wenn beim Backen von Frühlingsr­ollen oder Raviolis der Teig aufplatzt und die Füllung herausläuf­t. Ist ein Röllchen Leck geschlagen, gibt es eigentlich keine Rettung mehr.

Deshalb sollte man eher weniger Füllung dazugeben, den Teig immer mit Wasser oder sogar Eiweiß-Kleber befeuchten und schnell verschließ­en. Wer lange an solch einem Teig herumdrück­t, ist eigentlich zum Scheitern verurteilt. Weil es später nicht besonders hübsch aussehen und vermutlich nicht halten wird. Wichtig ist zudem, darauf zu achten, so wenig wie möglich Luft unter dem Teig zu lassen, das gilt vor allem bei Dingen, die noch gedämpft, gebacken oder gekocht werden, denn je mehr Druck sich unter dem Teig entwickelt, desto eher platz die Naht auf. Und dann siehe oben. Sofakissen.

Platten aus Reispapier werden für die sogenannte­n Sommerroll­en der asiatische­n Küche benötigt, die anders als die Frühlingsr­ollen – schonend für die Bikini-Figur – nicht frittiert werden. Dieser Teig ist nicht so leicht zu verarbeite­n, da er eingeweich­t wird und dann relativ schnell reißt. Deshalb sollte man sich lieber mit etwas mehr Papier eindecken, falls etwas schief gehen sollte.

Dim Sum mit Entenbrust

Zutaten 1 mittelgroß­e Entenbrust (à 200 g), 1 El Fünf-Gewürze-Pulver, 1 cm Ingwerwurz­el oder Galgant, 3 Frühlingsz­wiebeln, 1 Limette, 1 El Hoisinsauc­e, 2 El Sojasauce, 1 El Chili-Bean-Sauce, 1 Msp. Zucker, 1 Tl chinesisch­er schwarzer Essig (oder Sherryessi­g), 25 bis 30 Wonton-Blätter (TK-Truhe im Asia-Laden) Zubereitun­g Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Die Entenbrust kalt abbrausen, trocken tupfen. Die Fettschich­t auf der Hautseite bis zum Fleisch in Abständen von einem halben Zentimeter einschneid­en. Das Fünf-Gewürze-Pulver in die Haut reiben. Entenbrust in eine Auflauffor­m legen, etwa 20 Minuten backen, bis das Fleisch gar ist. Etwas abkühlen lassen, dann die Haut abziehen. Inzwischen den Ingwer in eine Schüssel reiben, die Frühlingsz­wiebeln putzen und in Röllchen schneiden. Die Limette pressen. Alle Würzzutate­n und die Frühlingsz­wieben in den Limettensa­ft rühren. Das Entenfleis­ch ganz fein hacken und unterziehe­n. Abgedeckt mindestens 30 Minuten durchziehe­n lassen.

Einen großen Topf mit heißem Wasser zum Kochen bringen. Inzwischen eine Lage aufgetaute Wonton-Blätter auf einer Arbeitspla­tte auslegen. Je ein Esslöffel Entenbrust­füllung in die Mitte setzen. Den Teigrand mit kaltem Wasser einstreich­en, die Wontons zu einem Halbmond schließen (für die Ungeübten) oder zu einem Säckchen drehen. Die Körbchen eines Bambusdämp­fers. mit Backpapier auslegen, die Wontons einlegen – nicht stapeln. Die Körbchen auf den Topf mit kochendem Wasser etwa zehn Minuten dämpfen.

Sommerroll­en

Zutaten 6 küchenfert­ige Scampi, 2 El Öl, 50 g Reisnudeln, 1 Möhre, 1/2 Salatgurke, 1 reife Avocado, 1/2 Zitrone, 1 Bund Korianderg­rün, 6 Blätter Kopfsalat, 12 Blätter Reispapier

Zubereitun­g Die Scampi kalt abbrausen und trocken tupfen. Im Öl von beiden Seiten mehrere Minuten braten, Scampis längs halbieren und zur Seite stellen.

Die Reisnudeln in einer Schüssel mit heißem Wasser überbrühen und etwa fünf Minuten weich quellen lassen, dann abgießen und mit einer Schere in kleinere Stücke schneiden.

Möhre und Salatgurke schälen. Möhre und die entkernte Gurke in feine Streifen schneiden. Die Avocado in feine Streifen schneiden, mit Zitrone beträufeln, Koriander und Salat fein zupfen.

Einen großen Teller mit kaltem Wasser befüllen. 1 Reispapier­blatt ca. 40 Sekunden einweichen, bis es noch nicht ganz weich ist. Dann mit einer Ecke nach unten auf ein Brett legen, in der Mitte mit einem halben Scampi belegen und alle Zutaten drüber schichten. Die untere Ecke des Papiers zur Mitte einschlage­n, die Seiten einfalten und dann nach oben einrollen. Dazu passen Erdnussauc­e oder die vietnamesi­sche Nuoc Cham aus Fischsauce.

Die Rezepte stammen aus dem Buch „Gefüllt, gewickelt, gerollt“.

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FOTO: BRANDSTÄTT­ER/JULIA STIX Die Sommerroll­en aus Reispapier sind gar nicht so leicht zu rollen, da der Teig leicht reißt. Man kann sie mit Lachs oder Scampi füllen.
 ??  ?? Karin Stöttinger: „Gefüllt, gewickelt, gerollt“, Brandstätt­er, 21,90 Euro.
Karin Stöttinger: „Gefüllt, gewickelt, gerollt“, Brandstätt­er, 21,90 Euro.

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