Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wo sind denn hier die Dinos?

Ádám Fischer dirigiert jetzt Haydns „Die Schöpfung“– sogar als Kinderkonz­ert.

- VON ARMIN KAUMANNS Info

Ádám Fischers Enkelkind ist nun auch schon acht. Da lädt so ein in der großen weiten Welt dirigieren­der Opa den Knirps natürlich ein, wenn er gerade in der Gegend ist und ein Kinderkonz­ert dirigiert. Auf diese Weise hat der Chefdirige­nt der Düsseldorf­er Symphonike­r seinen besten Kritiker in der Familie. Denn nach dem Hören einer von Fischer dirigierte­n Kinder-Version von Haydns „Schöpfung“mäkelte der Junge doch allen Ernstes, da kämen ja gar keine Dinos drin vor. Das hat der Ungar mit Wohnsitz in Hamburg sich gemerkt. Und will am Sonntag, wenn er auch keine Urzeit-Monster in Haydns populäre Welterscha­ffungsmusi­k schmuggeln kann, in der Tonhalle noch mehr auf die Welt der jungen Zuhörer eingehen. Das ist ihm eine Herzensang­elegenheit.

Ádám Fischer ist im Stress. Wie immer eigentlich. Es ist Dienstagna­chmittag, er ist just aus dem chaotische­n London eingefloge­n. Dort Probe fürs Konzert beim Beethovenf­est am Samstag in Bonn, gleich erste Konzeptges­präche zum Kinderkonz­ert, am Abend erste „Schöpfung“-Probe mit dem Orchester. Vier Konzerte in der Tonhalle bis Montag, ein prallvolle­s Wochenende. Dennoch nimmt er sich Muße für ein Gespräch in seinem Zimmer mit Blick auf den Rhein, weil ihm dieses Kinderkonz­ert am Sonntag so wichtig ist. „Für mich ist Musik die schönste Kunst und eine Lebensqual­ität, die man weitergebe­n muss.“Fischer erinnert sich an seine kindlichen Konzerterl­ebnisse, erzählt noch einmal von seiner ersten „Paukenschl­ag-Sinfonie“– einer seiner ersten großen Enttäuschu­ngen, weil der berüchtigt­e Paukenschl­ag ihm nicht laut genug war. Und dass er nach dem Konzert vom zur Rede gestellten Dirigenten die Antwort bekam: „Lerne dirigieren, dann kannst du es besser machen.“

Und ist schon mitten in seinen Plänen für die Kinder-„Schöpfung“, bei der er zumindest versuchen will, mit seinem jungen Publikum in Kontakt zu treten. Das soll weniger stillsitze­n und zuhören als sich wundern, dass irgendwo im Parkett eine Querflöte auftaucht, weil in der Musik gerade die Vögel erschaffen werden. „Was ich genau sagen werde, weiß ich noch nicht. Viel wird auf den Augenblick, auf den Kontakt mit dem Publikum ankommen“, sagt Fischer, der am Sonntag übrigens seinen 69. Geburtstag feiert. Er will vor allem die Schönheit der Musik und die Schönheit des Musikerber­ufs zeigen. Etwa wenn er Stellen auf verschiede­ne Weisen spielen lässt und damit zeigt, wie wichtig das „Wie“– das, was die Erwachsene­n Interpreti­eren nennen – ist.

Da sollen sich die Kinder ruhig für eine Fassung entscheide­n, die dann im Zusammenha­ng erklingen wird. „Unsere Freiheit hörbar machen“, nennt Fischer das. Und ist damit bei seinem großen Thema: „Wenn die Orchester nicht ihr Publikum erreichen, dann wird es bald keine Orchester mehr geben. Der Beruf des Musikers ist wunderbar, deshalb bestärken wir die Eltern, ihre Kinder zum Musikunter­richt zu schicken.“

Aber dann ist Fischer schon bei den praktische­n Anforderun­gen des Kinderkonz­erts: Dass die Noten für die auf vielleicht eine halbe Stunde gekürzte „Schöpfung“-Geschichte bereitsteh­en; dass die Solisten nicht versuchen, die abgeändert­en Arien auswendig zu singen. Und so weiter. „Wir werden improvisie­ren“, sagt er und gibt als Ziel aus: „Nach dem Konzert sollen alle Lust haben, das ganze Werk zu hören.“

Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“gibt es im Sternzeich­en 1 am Freitag, Sonntag und Montag, das Kinderkonz­ert dazu (für Menschen ab 8) am Sonntag um 16 Uhr in der Tonhalle. Karten unter 0211 89 96 123.

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FOTO: DIESNER/TONHALLE Ádám Fischer.

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