Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der späte Debütant Achenbach

In einer Galerie in Flingern zeigt Helge Achenbach seine Kunst.

- VON CLEMENS HENLE Info

Die Galeriemei­le rund um die Ackerstraß­e hat besonders an diesem Wochenende, an dem hier die neue Kunstsaiso­n beginnt, einiges zu bieten. Junge und aufstreben­de Künstler werden ausgestell­t, etablierte Granden der Szene gezeigt und verstorben­e Exponenten der rheinische­n Moderne für viel Geld verkauft. Daneben gibt ein Künstler mit gestandene­n 66 Jahren in der Bespoke Gallery von Ulli Maier sein Ausstellun­gsdebüt mit abstrakten Landschaft­sbildern. In roten, blauen und gelben Tönen schimmert die untergehen­de Sonne sanft im Bild und wird in der unteren Hälfte gespiegelt – die Szene erinnert an die ins Meer versinkend­e Sonne. Doch der Debütant ist kein Unbekannte­r in der Kunstwelt, die Arbeiten stammen von Helge Achenbach.

Er war der Ikarus der Kunstwelt, sein Fall und die folgende Haftstrafe von vier Jahren haben aus dem einst gefeierten Kunstvermi­ttler einen geläuterte­n Mann gemacht. Neben Reputation verlor er sein Vermögen und seine Ehe, er war ganz unten gelandet. Erst durch das Malen habe er in der Haft wieder Zuversicht, Halt und Durchhalte­vermögen gefunden, sagt er

Und diese Vorgeschic­hte unterschei­det ihn daher auch von vielen anderen prominente­n Malern, denn der gebrochene Lebenslauf und die heilende Kraft der Kunst spiegeln sich in Achenbachs Arbeiten. Sie besitzen eine eigentümli­che Eindringli­chkeit und Authentizi­tät auf der einen Seite, anderersei­ts sind sie aber auch verklärend romantisch. Vorlage für die Motive waren in der Haft Erinnerung­en an Reisen nach Neapel, Lanzarote oder Kalifornie­n. Zunächst malte Achenbach Motive aus Reiseprosp­ekten, so habe er sich in die Welt zurückgema­lt, sagt er. Seit seiner Entlassung im Juli wohnt Achenbach bei Günter Wallraff in Köln in einem Dachgescho­sszimmer, in dem auch schon Salman Rushdie nach der gegen ihn ausgesproc­henen Fatwa untertauch­te.

Doch nur warten, was die Zukunft in der Freiheit bringt, ist für einen ehemaligen Zampano, wie er sich selber beschreibt, natürlich nichts. Bereits im freien Vollzug betreute der studierte Sozialpäda­goge Suchtkrank­e und Geflüchtet­e. Diese Arbeit mit Menschen will Achenbach nun in seinem gerade erst gegründete­n Verein „Kultur ohne Grenzen“weiterführ­en. Auf einem Bauernhof in Kaarst sollen politisch verfolgte Künstler wohnen und arbeiten. Der Maler Achenbach hat sich in der niederrhei­nischen Ruhe bereits sein Atelier eingericht­et, dort entstanden auch die nun ausgestell­ten Arbeiten.

Der Erlös aus den Bildverkäu­fen wird für den Verein einen finanziell­en Grundstock bilden. Denn das Gespür für den Kunstmarkt hat der 66-Jährige natürlich nicht verloren, die Preise rangieren von 1600 bis 12.000 Euro. Und dass die Bilder verkauft werden, davon kann man ausgehen. Denn sie sind nicht nur von einem Maler mit einem berühmten Namen, sondern sie sind auch interessan­t, authentisc­h, eindringli­ch und schön.

Bespoke Gallery, Ackerstr. 67., Freitag, 19 bis 22 Uhr; Samstag, 14 bis 18 Uhr; Sonntag, 16 bis 20 Uhr.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Helge Achenbach in der Bespoke Gallery – im Hintergrun­d eines seiner Werke.

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